Steckst du vielleicht in einer schwierigen Lebensphase? Hast du vielleicht immer wieder Erfahrungen von Leiden, Depressivität, Unruhe, Ängsten, von Ärger usw.? 

Kommentar zum 1. Kapitel Vers 36 von Yoga Sutra des Patanjali

  1. णवशोका वा ज्योणतष्मती ॥ ३६॥

vishoka va jyotishmati - Durch Vergegenwärtigung des leuchtenden Lichts jenseits allen Leidens.

Yotishmati leuchtendes, strahlendes Licht

Vishoka jenseits allen Leidens

Patanjali sagt im Vers, wie man über Hindernisse hinaus kommen kann. Er hat über Hindernisse gesprochen. Zu denen zählt: Krankheit, Niedergeschlagenheit, Trägheit, Antriebslosigkeit, Sinnlosigkeit, Unruhe, Gier, Getriebenheit, Faulheit usw.

Negative Gemütszustände, die dir vielleicht nicht ganz unbekannt sind. Er gibt einige Tipps was du machen kannst. Hier sagt er: „Vergegenwärtige dir das leuchtende Licht, jenseits allen Leidens“.

Anstatt dich zu sehr mit den Gründen des Leidens zu beschäftigen, oder dich über das Leiden zu beschweren, in Selbstmitleid zu versinken. Vergegenwärtige dir das Licht, allen Leidens. Dunkelheit vertreibst du nicht, indem du gegen die Dunkelheit ankämpfst.

Die Dunkelheit vertreibst du auch nicht, indem du dich über die Dunkelheit beschwerst. Auch indem du gegen die Dunkelheit kämpfst oder nach der Dunkelheit suchst und Ursachen für die Dunkelheit, vertreibst du sie nicht. Die Dunkelheit in einem Raum beseitigst du, indem du das Licht entzündest. Wenn am nächsten Morgen die Sonne scheint, verschwindet die Dunkelheit.

Mache dir bewusst, das Licht jenseits aller Dunkelheit. Mache dir bewusst hinter allem der äußeren Welt ist Brahman, ist das höchste Selbst. Diese Welt ist wie ein Traum. In diesem Traum gibt es großes Drama. Es gibt mal Schönes, mal weniger Schönes. Aber wenn du aus dem Traum aufwachst, weißt du, es war alles nur ein Traum.

Diese Wach-Welt ist auch wie ein Traum. Hinter dieser Welt ist das reine unsterbliche Selbst, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Du selbst magst einen Körper haben, der gerade leidet, krank ist, Schmerzen hat. Vielleicht hast du einen Gemütszustand dem es nicht gut geht. Oder dein Besitz, dein Beruf, deine Arbeitsstelle, deine Beziehung sind in Gefahr, vielleicht haben deine Kinder dir etwas gesagt, was dich verletzt hat. All das ist innerhalb dieser Traumwelt. Vergegenwärtige dir das Licht, jenseits von all dem.

Beispiel

Angenommen du bist in einem Kinofilm. Dort ist gerade eine schlimme Szene. Mache dir bewusst, dort ist nur eine große Leinwand. Da ist nur ein Lichtprojektor und dazwischen ist etwas, was das Licht reduziert. Du weißt, du sitzt nur hier und auf der Leinwand geschieht eigentlich nichts.

So kannst du dir bewusst machen, hinter allem ist die höchste göttliche Wirklichkeit. Das andere läuft ab, spielt aber keine große Rolle. Mache dir bewusst, du bist nicht der Körper, du bist nicht die Psyche, du bist nicht die Emotion. Du bist Sat Chit Ananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit.

Auch wenn andere Menschen leiden. Zum Karma Dienst gehört uneigennütziges Dienen. Zum Yoga gehört auch Maitri Freundlichkeit, Liebe zu zeigen, Nächstenliebe. Karuna heißt Mitgefühl, Mitleid, sich um andere zu kümmern. Das ist auch wichtig. Aber nicht jedes Leiden Anderer kannst du beseitigen. Der Mensch, der jetzt leidet, in ihm ist auch dieses reines Licht. Die Dunkelheit seines Leidens kann nicht sein wahres Licht trüben.

Er mag sich seiner Schwierigkeiten und nicht seines Lichtes bewusst zu sein, aber in der Tiefe seines Wesens ist er trotzdem das Licht. Manchmal hilft es dem anderen, wenn du dein tieferes Bewusstsein mit seinem verbindest. Aus dieser Tiefe entsteht dann die tiefe Herzensverbindung mit dem anderen Menschen. Aus dieser tiefen Herzensverbindung heraus, hilfst du dem anderen Menschen.

Sat Chit Ananda

Wenn du dir bewusst machst, das hinter dem leidenden, verletzten Menschen das reine Bewusstsein, das Sat Chit Ananda ist, Sein Wissen und Glückseligkeit, dann leuchtet in dem anderen Menschen etwas auf. Manchmal kannst du dem anderen helfen, indem du dein Bewusstsein mit dem seinem verbindest.

Manchmal kann man am Zustand der Welt verzweifeln, was Menschen mit diesem Planeten anstellen, das ist schlimm. Alle wissen, es könnte eine Klima Katastrophe geben, Inseln wurden überschwemmt, es werden schon Klima Veränderungen eingeleitet, Tiere sterben aus, Urwälder werden gerodet usw.

Es ist wichtig, sich dafür einzusetzen und einen ökologischen Lebensstil zu haben. Es ist wichtig, vegetarisch besser noch vegan zu leben. Es ist wichtig nicht zu viele Flugreisen zu machen, wenig zu kaufen, wenig zu heizen, wenig Auto zu fahren usw. Es ist wichtig, auch andere Menschen dazu zu inspirieren. Jeder einzelne kann nur wenig tun. Die Klima Zerstörung schreitet voran.

Es gibt so viel Leiden, man könnte verzweifeln. Du könntest dir aber auch bewusst machen, alles Leiden ist nur an der Oberfläche, es ist ein Traum. In jedem Menschen, der leidet, ist Brahman das unsterbliche Selbst. Diese ganze Welt ist wie eine Bühne. Was hier abläuft ist wie ein kosmisches Schauspiel.

Das, was die Essenz ist, ist das reine unendliche Licht. Von der relativen Ebene könntest du sagen, Gott ist der Handelnde und alles was geschieht, aus Gründen die jenseits unseres Verstandes sind.

Wir haben die Aufgabe, uns zu bemühen, zu engagieren. Letztlich geschieht, was geschehen soll und alles hat seinen Sinn. Ja, engagiere dich, aber verzweifle  nicht. Sei dir bewusst, tief in dir ist immer das reine unendliche Licht. Hinter dem ganzen Universum ist das reine unendliche Licht. Licht kann von keiner Dunkelheit getrübt werden.

Ziehe dich jeden Tag zwischendurch zurück, erfahre das Licht deiner Seele, Sat Chit Ananda in dir. Verbinde dich immer mit der Tiefe der Seele der Anderen. Auch wenn Andere leiden oder schlimmes tun, mache dir bewusst, tief in ihnen ist auch dieses reine Licht.

Auch mit all den schlimmen Phänomenen dieser Welt, jenseits davon ist das reine Licht des Göttlichen. So kannst du über Hindernisse hinaus wachsen und Kraft finden, dich auch für das Relative einzusetzen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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