Was bedeutet Dein Wille geschehe?

Im Vater unser in der christlichen Tradition lautet ein Teil des Gebets: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“ So können wir Gott bitten: Dein Wille geschehe. Jesus sagt im Garten Gethsemane: „Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.“ Er sagt: „O Vater, lass diesen Kelch an mir vorüberziehen. Aber nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.“
Es gibt den schönen Psalm Spruch, das Gebet aus der jüdischen Bibel: „O Gott, sende mir dein Licht und deine Wahrheit, das sie mich leiten, dass ich mich auf deinen Willen einstimme.“
Natürlich ist es etwas vermessen, wenn der Mensch sagt: „Dein Wille geschehe.“ Warum ist es vermessen? Weil der Wille Gottes sowieso geschieht. Gott ist allmächtig, allwissend, allgegenwärtig. Gottes Wille geschieht. Davon kannst du ausgehen.
Du magst zwar fragen, wie Gott das Schlimme in der Welt erlauben mag oder sogar verursacht, aber das liegt an unserer beschränkten Zeitperspektive. Das Weltall ist Milliarden oder sogar Billiarden von Jahren alt. Yogis sagen, dass es nicht nur ein Leben gibt, sondern viele Leben gibt. Wir wachsen durch viele Leben. Was wir oder andere in einem Leben erleben ist nur ein Ereignis im Rahmen von Millionen von Inkarnationen. Deshalb sollten wir uns nicht erdreisten, über Gott zu urteilen oder Gott zu verurteilen oder unzufrieden zu sein mit Gott. Gott weiß, was er will, was er tut, und was passiert.
Wenn wir sagen Dein Wille geschehe, dann heißt das eher: Lass mich erkennen, was dein Wille ist. Lass mich Teil sein von dem, was geschehen soll. Lass mich nicht aus dem Ego heraus handeln. Ich möchte nicht aus Verletzungen und Kränkungen heraus handeln. Ich möchte tun, was zu tun ist. Daher bedeutet der Ausspruch „Dein Wille geschehe“ zum einen: „Ich weiß, dass dein Wille geschieht. Lass mich erkennen, was dein Wille ist.“ Und zum anderen bedeutet er: „Lass mich so handeln, dass es deinem Willen entspricht. Lass mich tun, was deinem Willen entspricht.“
In diesem Sinne: „O Gott, dein Wille geschehe. Im Himmel, man könnte auch sagen in den höheren Aspekten meines Geistes. Ich würde dich gerne erfahren, ich würde dich gerne verstehen. Ich würde gern deine Großartigkeit erfahren. Daher: Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Lass mich auch auf Erden dein Diener sein. Lass mich tun, was zu tun ist.“

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Kommentare

  • Wenn wir Gott einen Willen oder eine Absicht unterstellen, dann machen wir ihn zu einem Onkel. Wir machen ihn auch zu einem perversen Verbrecher, denn wie kann er all die Kriege und die Gewalt zulassen, wenn doch immer sein „Wille“ geschieht?
    Es ist okay die Ursache des Universums im „Spiel der Verehrung“ zu personifizieren, d.h. wenn ich dem Formlosen eine Form gebe, tue ich so, als ob Gott eine Person wäre, damit ich mich persönlich an ihn wenden kann. Ich rede mit ihm, offenbare ihm mein Innerstes, meine Wünsche, Ängste und Abgründe. Anders als die ganzen richtigen Personen in meinem Leben, wird er mich nicht verurteilen, versuchen zu belehren oder nach seinen Vorstellungen zurechtzubiegen. Er ist nicht ungerecht und hat keine Agenda für mich. Es ist wirklich eine prima Therapie! Es gibt wirklich wissenschaftliche Studien dazu, dass Katholiken weniger an Depression erkranken. Sie brauchen keinen Therapeuten. Sie haben Jesus. Das ist wundervoll! Allerdings ist es von Vorteil, zu wissen, dass ich bei dieser Personifizierung lediglich ein Spiel mit meinem eigenen Geist spiele.
    Upasana bedeutet, dass ich ein Symbol/Bildnis mit bestimmten Eigenschaften wie z.B. Allmacht/ Allwissen/Tugend/Reinheit/Güte überlagere, mit der einzigen Absicht meinen Geist zu klären.
    Ich weiß wirklich nicht, was Christen meinen, wenn sie sagen „Dein Wille geschehe“. Ich denke die meisten Christen wissen es selbst nicht. Es gibt immer wieder religiöse Spinner, die es zu wissen glauben. Sie begehen ein Verbrechen und sagen dann, dass es der Wille Gottes war. Wenn alles der Wille Gottes ist, dann ist das das perfekte Rezept für verantwortungsloses Handeln, denn ich bin ja nur eine Marionette des Herren und alles was in meinem Leben passiert ist vorherbestimmt. Wie kann ein Yogi, der täglich seinen Willen mit Tapas stählen möchte, an so einen „Willen Gottes“ glauben und trotzdem morgens noch aus dem Bett kommen? Das geht nur mit mehreren Litern Kaffee...
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    Es gibt im Vedanta einen wichtigen Begriff. Er ist ein wichtiger Bestandteil von Karma Yoga (das bedeutet nicht selbstloses Handeln!). Er heißt प्रसाद बुद्धि – Prasaada Buddhi. Es bedeutet kurzgesagt, dass ich alles als ein Geschenk (Prasaada) Gottes annehme. Gott ist der Geber der Früchte meiner Handlungen. Bedingt durch die Gesetze, Regelmäßigkeiten und Prinzipien, die die Schöpfung durchdringen, und in denen sich Gott manifestiert, müssen meine Handlungen Ergebnisse nach sich ziehen. Ich kann allerdings nicht kontrollieren, wie diese Ergebnisse aussehen werden. Da ich nicht der Author der Ergebnisse bin, lasse ich los und akzeptiere, was immer auch kommen mag in Gleichmut und Dankbarkeit. Prasaada Buddhi bedeutet nicht, keine Erwartungen zu haben. Wenn wir keine Erwartungen hätten, hätten wir keinen Grund mehr irgendetwas zu tun. 
    Ich kratze hier nur an der Oberfläche. Um Prasaada Buddhi wirklich verstehen zu können, brauche ich Verständnis von Ishvara und von Karma und meiner Rolle im größeren Schema der Dinge.

  • Schön gesagt.

  • ja

  • Es heißt ja immer, dass der Mensch den freien Willen hat, aber ich denke, der einzige freie Wille, den der Mensch wirklich hat, ist sich zu entscheiden, ob er nach den göttlichen Gesetzen leben will oder nicht. So verstehe ich "Dein Wille geschehe", es ist eine Entscheidung, wie ich mein Leben ausrichten möchte.

  • ja,, der Wille Gottes geschieht sowie. Aber es macht zumindest einen entscheidenden Unterschied für meinen Gemützszustand, ob ich damit explizit einverstanden bin oder mich in Widerständen aufreibe. Vielleiht ist es ja einfach Gottes Wille, dass ich etwas lernen kann, also eine Aufgabe erledige.

  • Für mich hat es eher etwas mit Demut zu tun bzw. mit Hingabe - Hingabe an das, was ist - nicht zu verwechseln mit Resignation! Als ich vor sechs Jahren Bauchspeicheldrüsenkrebs hatte, fragte ich mich zunächst: Was will mir die Krankheit sagen? Ich fand heraus, dass mein Lebenswille sehr erschöpft war, und beschloss: doch, ja, ich will leben. Gleichzeitig war ganz klar die Ausrichtung da: aber nicht mein Wille geschehe, sondern der des des größeren Ganzen. Dann geschah das Wunder. Ich lebe immer noch und freue mich darüber jeden Tag. Ich fühle mich geführt. Alles, was geschieht, ist zu meinem Besten, fördert mein Wachstum auf die eine oder andere Weise, öffnet mein Herz mit Dankbarkein und erfüllt mich mit tiefer Freude (wenn der erst Schock überwunden ist ;) )

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