Der Tod des Meisters und des Schülers

„Wirst du heute von uns gehen“, fragte ein Schüler seinen Meister, der blass, ja fast durchscheinend auf seinem Bett lag und eine noch tiefere Stille ausstrahlte als zuvor.

 

„Nein“, erwiderte der Meister nach einer Weile mit leiser Stimme, „ich bin schon vor langer Zeit gegangen. Was euch segnend berührte, war eine Hand Gottes, was ihr hörtet, war eine Stimme Gottes, was euch anschaute, war ein Auge Gottes.“

 

„Aber diese heilige Hand, dieser selige Mund und dieses erleuchtete Auge werden uns nun verlassen“, klagte der Schüler mit Tränen im Gesicht.

 

Auch des Meisters Augen wurden feucht und eine Träne lief seine Wange hinunter. Aber er lachte dabei ein schelmisches Lachen und flüsterte seine letzten Worte in das sich herabbeugende Ohr des Schülers:

 

„Ich werde auch weiterhin dieses kleine übriggebliebene Stückchen Mensch sein, dass sich nach dir sehnt, um dich mit seiner Sehnsucht anzustecken und mit hinüberzuziehen. Folge stets dieser Sehnsucht auf welchen Wegen auch immer.“

 

„Wie schon hier, so auch dort – immer und überall bin ich unsichtbar vor dir und warte. In der Sekunde aber, in der du endlich mich entdeckst und erkennst, springe mir in die Arme und lasse deinen Namen und deinen Willen und alle Ziele restlos zurück!“

 

Weil der Schüler diesmal sofort verstanden hatte, nickte er nur schweigend und verließ augenblicklich mit dem Meister den Raum.  

 

 

- Bhajan Noam -

 

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

 

 

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