Auch Freiheit muss gelehrt werden

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2014 © Text und Foto: Bhajan Noam

Auch Freiheit muss gelehrt werden 

„Diejenigen unter euch, die immer noch zögern, die immer noch tastend suchen, die dieses Getümmel von Schmerz und Leid, Angst und Kleinlichkeit gefangen hält, mögen Bücher lesen, Schulen besuchen, die besondere Philosophien lehren, wo es Zeremonien und Einschränkungen gibt. Für jene aber, die sich einzig und allein nach Befreiung sehnen, gibt es keine Schule“. J. Krishnamurti

 

Auch Freiheit muss gelehrt werden, damit sie überhaupt erkannt werden kann. Ohne Intelligenz erkennt niemand wahre Freiheit. Und Intelligenz, nicht Intellekt, ist eine große Mangelware. Ein wirklicher Lehrer fordert stets deine ganze Wachheit heraus. Er wird alle möglichen Situationen für dich kreieren, um deine Intelligenz zu fördern. Und es gibt ein Paradoxon dabei. Er fordert Gefolgschaft, doch er bindet dich nicht. Er fordert Glauben und Vertrauen und lehrt und zeigt dir den Weg zum eigenen Erkennen. Er deutet auf die tausend Fallen hin und stellt dir selbst tausend Fallen – um dich zuletzt jedoch mündig in die Freiheit zu entlassen. Am Ende wirst du herzhaft lachen über seinen Humor und immer wieder Tränen vergießen im Angesicht seiner Weisheit.

 

 Krishnamurti hat seine spezielle Geschichte. Die muss man kennen, um zu verstehen, warum er immer wieder Sätze wie jene gesagt hat. Er ist als Kind missbraucht und gefangen gehalten worden von Theosophen, die ihn zum großen Weltenlehrer heranzüchten wollten. Sobald er erwachsen wurde, durchschaute er jedoch das Spiel und entzog sich der Vereinigung. Aber durch diese Erfahrung hatte er ein sehr gebrochenes Verhältnis zu Lehrern und Meistern. Deshalb wehrte er sich vehement, obwohl lange schon erleuchtet, sich selbst als Meister zu bezeichnen und Schüler anzunehmen. So hielt er fast 70 Jahre lang, sein ganzes erwachsenes Leben, nur Vorträge. Aber das reicht nicht aus. Dadurch erzeugt man keine Transformation im Menschen. Ein Schüler muss sich vollkommen auf einen Meister einlassen – natürlich auch umgekehrt, dann kann Transformation erzeugt werden, dann kann der Wandel, der Aufstieg geschehen.

 

Diesen Prozess schafft niemand alleine. Selbst ein Jesus, selbst ein Buddha hatte einen Meister. Dass sie den letzten entscheidenden Schritt alleine taten, ist ein Teil des Prozesses. Doch um an diesen Punkt zu gelangen, von dem man von allen verlassen ins absolut Ungewisse springt, bedarf es der Macht eines Meisters, die dir die Angst nimmt, die dir den Mut ins Herz pflanzt und die dich immer wieder an das Licht, tief verborgen in deinem Herzen, erinnern. Nichts vergessen wir schneller und immer und immer wieder. – Krishnamurti konnte keine erleuchteten Nachfolger hinterlassen, denn er hatte keine Schüler. Er hatte nur Zuhörer.

 

- Bhajan Noam -

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

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