Atemübungen für Ruhe des Geistes

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 43. Vers: „Tat siddhaye vidhanajnash chitran kurvanti kumbhakan vichitra kumbhakabhyasad vichitram siddhim apnuyat.“ - „Um Manonmani zu erlernen, den Zustand jenseits von Gedanken und Emotionen, führen die Eingeweihten verschiedene Formen von Pranayama, Atemübungen, durch. Durch die Praxis der Atemübungen auf die verschiedensten Weisen, werden besondere Fähigkeiten, Siddhis, erlangt, wird Siddhi, Erfolg im Leben, erreicht.“


Das letzte Mal hatte ich darüber gesprochen, es geht darum Manonmani zu erreichen. Was ist Manonmani? Manonmani ist die Ruhe des Geistes, ein Zustand jenseits von Denken und normalen Gefühlen. Dieser Zustand ist letztlich das Ziel des Lebens. Im Yoga geht es darum, von bedingten Gemütszuständen zum eigentlichen Seinszustand zu kommen. Der eigentliche Seinszustand ist Satchidananda, SeinWissen und Glückseligkeit. Und diesen wieder zu erlangen, dafür dienen alle spirituellen Praktiken. Das ist eines der Gründe dafür. Und eine Möglichkeit zunächst wäre, dir bewusst zu machen, das normale Denken und Fühlen, das ist nicht deine wahre Natur, das bist du nicht. Immer wieder das im Alltag zu verwirklichen, was du denkst und fühlst, was Worte sind, die kommen, was Bilder sind, die kommen, was deine Gefühle dort sind, die Reaktionen sind, sei es, auf irgendwas Inneres, sei es, auf irgendetwas Äußeres, das ist weder die Wirklichkeit noch bist du es.

Das sind Vrittis, wie man im Raja Yoga sagt, Gedankenwellen. Eine Möglichkeit, sich von diesen zu lösen, ist, sie zu beobachten. Das wäre die Sakshi Bhav Technik, das wird heute Achtsamkeitstechniken genannt. Eine zweite Möglichkeit ist, dich auf das zu konzentrieren, was gleich bleibt, während Gedanken und Gefühle sich ändern. Also, dich zu identifizieren mit deinem wahren Selbst, das, was gleich bleibt. Und eine dritte Möglichkeit ist, systematisch daran zu arbeiten, die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Sind die Gedanken zur Ruhe gebracht, dann spürst du dein wahres Selbst. Das ist das Konzept des Raja Yoga. 

Patanjali sagt: „Yogas chitta vritti nirodhah. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken des Geistes.“ Sind die Gedanken zur Ruhe gebracht, dann ruhst du in deinem wahren Wesen. Wie bringst du jetzt den Geist zur Ruhe? Du kannst dir das öfters vornehmen. Du kannst dir das z.B. jetzt vornehmen. Du könntest jetzt z.B. einen Moment lang sagen: „Geist, Ruhe!“ Und dann kannst du dich auf etwas konzentrieren. Z.B. kannst du dich jetzt in dein Herz konzentrieren. Z.B. während ich spreche, spürst du die Liebe und die Freude in deinem Herzen. Und selbst wenn noch andere Gedanken da sind, du ignorierst sie, du spürst in dein Herz hinein. Du spürst die Liebe und die Freude in deinem Herzen. Und egal, was sonst noch da ist, es spielt keine Rolle. Du löst dich davon, aber du spürst ganz tief die Freude in deinem Herzen. Du spürst die Freude in deinem Herzen. Du konzentrierst dich nur auf diese Freude und dieses wunderbare Gefühl der Verbundenheit im Herzen. Vielleicht konntest du das einen Moment lang spüren. Vielleicht kannst du dir das heute so vornehmen. Du kannst dir heute vornehmen, immer wieder zwischendurch einen Moment der Stille zu erfahren. Und in dieser Stille, dort erfährst du deine wahre Natur, dort ist Freude, dort ist Liebe und daher kommt auch Kraft.

Eine weitere Weise, die er hier beschreibt, ist, durch die Übung von Kumbhaka, verschiedene Atemübungen, wird das Prana, die Lebensenergie, ruhig. Wenn das Prana ruhig wird, dann wird auch der Geist ruhig. Und wird der Geist ruhig, dann bekommst du viele besondere Fähigkeiten und Kräfte. Und darum geht es dann in den weiteren Versen der Hatha Yoga Pradipika. Aber für heute nimm mit, es geht darum, den Geist zur Ruhe zu bringen. Das kannst du zwischendurch immer wieder machen. Du kannst immer wieder einen Moment lang dich auf dein Herz konzentrieren, auf die Stirn oder einfach deine Bewusstheit in alle Richtungen ausdehnen. Du kannst dich einen Moment lang lösen von den Gedanken und Gefühlen. Du kannst entweder nach innen gehen und dein wahres Selbst spüren oder das Bewusstsein in alle Richtungen ausdehnen und so Verbundenheit und Einheit fühlen. Großartige Erfahrungen, spirituelle Erfahrungen, Erfahrungen Gottes.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

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