Yoga, Sex und Kosmisches Bewusstsein
Ich gestehe es gleich zu Beginn: Yoga steht hier nur als Lockvogel im Titel. Oder anders gesagt: Bewusst praktizierter Sex, mit Achtsamkeit empfangener und erlebter Sex ist nichts anderes als eine Form der Meditation, eine Form von Yoga, wenn nicht der Ur-Yoga. Und das können wir auch in meinen folgenden Ausführungen erkennen.
Es gibt fünf Entwicklungsstufen im Sex. Zuerst ist Sex Selbstzweck. Dann ist Sex Verbindung. Als Nächstes reift er zu Liebe heran. Danach hebt er uns in die wache Bewusstseinsebene, Sex wird zu Präsenz. Und am Ende der Entwicklung ist er unser Sprungbrett ins Namenlose, ist er Transzendenz, ist er pures Sein. Er ist diese eine Energie, die sich durch unser ganzes Leben, durch unseren gesamten Werdungsprozess hindurch höher und höher, weiter und weiter entfaltet. Mit wachsender Reife verfeinert sich Sex von Stufe zu Stufe zu kosmischer Bewusstheit.
Bei allem aber, von der ersten bis zu letzten Stufe spielt Phantasie die wesentliche Rolle. Phantasie ist immer der Beginn von allem Neuen, von einem großen Aufschwung. Als erstes beflügelt uns immer die Phantasie, dann folgt der Mut zu unserem nächsten Schritt nach oben. Phantasie ist verspielte Intelligenz, die uns auffordert, die Dinge leicht anzugehen. Jede Handlung, ja schon beim Denken, sollten wir mit Leichtigkeit beginnen. Voll Leichtigkeit, voll Verspieltheit und voll Freude sollte unser ganzes Leben sein, ein Tanz der Energien! Wenn wir spielerisch, ohne Zwang, ohne Verbissenheit denken, handeln – leben! stellt sich Phantasie, stellt sich die Inspiration von alleine ein. Phantasie verträgt keine Schwere. Sie braucht den weiten Raum, Freiheit, Freude und Beschwingtheit als Nahrung. Schwere ist tödlich für sie.
Da uns Sex, wie ich vorhin begann, durch unsere gesamte Entwicklung hindurch begleitet und trägt, oder weit mehr noch, da wir Verkörperung dieser großen und großartigen Energie sind, sollten wir ganz besonders im Sex spielerisch, phantasievoll und daraus resultierend achtsam und liebevoll sein. Verspieltheit entwickelt Sensibilität in uns. Wir werden empfindsamer für unsere eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer, unserer Partnerinnen und Partner in diesem großen Lebensspiel, das eigentlich ein Liebesspiel sein sollte. Empfindsamer geworden werden wir wie von selbst auch friedvoller und liebevoller.
Wenn wir aufgehört haben uns selbst zu verletzen, wird es uns unmöglich sein, andere zu verletzen. Denn es ist ja unsere eigene Verletztheit und Selbstvernachlässigung, die uns aggressiv gegen über dem anderen, dem Spiegelbild, macht. Liebe aber fordert Achtsamkeit, und Liebe fordert Hingabe. In Liebe versunken, beginnen wir letztlich die Große Einheit zu ahnen, nach der wir uns alle aus tiefster Seele sehnen. Und jetzt ist es kein weiter Weg mehr.
~ Bhajan Noam ~
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Kommentare
Angelika
Solange Du aber noch lieber alleine rumschwimmen willst, ein paar kleine Hineise: Der "Teufel" sitzt im Kopf, niemals im Körper. Und deswegen erzählt er Dir auch, der Verstand sei höher als der Körper. Das ist christlicher, hinduistischer, buddhistischer... Unsinn! Nonsens! Was wärest Du ohne diesen Körper? Du hättest keine Möglichkeit zu wachsen, zu reifen, zu erblühen! Der Baum, dem wir die Wurzen kappen, wird weder Blätter noch Blüten entwickeln, und erst recht keine Früchte tragen! Dabei gibt es gerade in der hinduistischen Tradition dieses allseits bekannte Bild des Lotus, dessen Wurzeln in der Tiefe des Sees, im schlammigen Boden gründen und dessen Blüte sich makellos über den Spiegel des Sees erhebt. Ein kleiner Schnitt mit dem Messer und... alle Göttlichkeit ist dahin. Hahaha...
Wenn dieser Körper ein Hinderungsgrund für Erleuchtung, für die Erfahrung der Göttlichkeit in uns ist, dann ist der liebe Schöpfer ein sadistisches Arschloch und sollte von uns einen Tritt in dasselbige bekommen, aber mit aller Kraft! Nein, das ist er nicht! Vom Zentrum des reinen Lichtes verdünnt oder vergröbert sich die Energie nach außen hin mehr und mehr. Unsere Seele kommt aus diesem Zentrum und verlässt es, weil sie zur Freiheit erschaffen wurde. "Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde." Wir sind wie Gott, wir haben alle Freiheit in jede Richtung. Damit wir aber nicht orientierungslos sind, gab uns Gott das Wissen um die Gesetzmäßigkeiten seiner Schöpfung und erklärte uns die Folgen des Einhaltens dieser Gesetze, wie auch die Folgen des Nicheinhaltens. Aber er gab uns keine Beschränkung, jede Erfahrung dürfen wir selbst machen, und natürlich auch jede Folge sebst tragen. Wohlgemerkt, das sind Bilder, nicht die letzte Wirklichkeit.
Nirgendwo hat Gott den Körper, den er ja höchst persönlich als Gefährt, als Raumschiff sozusagen, für unsere Seele erschuf, als schlecht, als minderwertig, als unrein erklärt. Im Gegenteil: "Gott segnete sie und sprach, seid fruchtbar und vermehret euch." Dass eine Kirche immer das Gegenteil aus der Ursprünglichen Wahrheit macht, ist ja schon eine Platitüde. Es geht um Macht. Und nur um Macht! - Ganz anders im Judentum, und der Gott der Bibel ist der Gott des jüdischen Volkes, wie auch Jesus Jude war, kein Christ ;-))), und ausschließlich Juden predigte. Ohne jüdisches Verständnis der Thora kommt es zu nichts als Missverständnissen, was alleine schon an Lutthers deutscher Übersetzung liegt. Im Judentum wird großer Wert auf das Hier und Jetzt gelegt. Und Körper und Sexualität haben ihren ganz natürlichen Stellenwert. deshalb ist es auch fast ein Ding der Unmöglichkeit, einen sexuell verklemmten Juden anzutreffen. Man betrachte in der Hinsicht einmal Freuds weltverändernde Leistung.
Ich habe Vieles geschrieben, jetzt ist genug. Ziehe einen Nutzen daraus. Lieb Grüße, OM Shanti, Shalom, Bhajan ***
Was das Leben angeht bin ich kein Frischling mehr, aber Yoga praktiziere ich erst seit zwei Jahren. Im Rahmen meiner Yogalehrerausbildung lese ich Patanjali und Sukadev und Swami Vishnu und Swami Sivananda und hatte diese Bücher bisher so verstanden, dass man innere Freiheit nur erreicht, wenn man die Herrschaft über seine körperlichen Bedürfnisse erlangt. Meditation bedeutet für mich das Abschalten der Reize, die die Sinne an mich weiterleiten, um mich auf meinen inneren Kern zu konzentrieren, ja, ihn erst wirklich wahrzunehmen. Ehrlich gesagt tue ich mir mit der Meditation sehr schwer, da das stille Sitzen selten zu Zuständen von Konzentration, geschweige denn innerem Frieden führt, die ich seltsamerweise beim Arbeiten oder vor allem bei kreativen Tätigkeiten viel eher erfahre. Herrschaft des Geistes über den Körper ist also eine Sache, die mich reizt, aber oft an meine Grenzen bringt. Beziehungsweise es poppen die alten Muster hoch von Leistung und Erfolg, nur dass ich es nicht mehr meinen Eltern recht machen will, sondern meinen Yogalehrern. ;-) Oder den selbstverwirklichten Meistern. Und meinen Körper kann ich dann nicht lieben, weil er bei der Konzentration stört. Eigentlich ist Yoga ja Vereinigung und damit sollten Körper und Geist eine gewisse Gleichberechtigung erhalten. Trotzdem neige ich selber dazu, das Konzept eher so zu verstehen, dass der Körper in die irre führt, da viele Signale nicht aus dem Selbst kommen sondern aus unserer tierischen Natur. Dabei ist der Geist genau so ein Schwachkopf auf dem Weg zur Erleuchtung, oder? Aber er gilt als feiner, elitärer. Wenn ich dich richtig verstehe sollten wir beide links liegen lassen und auf unser Herz hören. Ahimsa als Leitfaden und sonst nichts. Ist ja schwer genug, den eigenen Geist, den eigenen Körper und die gesamte Kulisse aus Menschen, Tieren, Luft, Wasser etc aus ganzem Herzen bedingungslos zu lieben.
Und natürlich hört man die kleine feine Stimme der Wahrheit oft nicht. Oder man hört eine Stimme, aber es ist nur die des Triebs nach Gesellschaft, Ruhm, Macht, Sexualität, Bestätigung. Woher weiß ich denn, dass ich mich nicht selber betrüge, wenn ich sage, ich folge nur der Stimme der Liebe und pfeife auf Konventionen?
Angelika