Bhagavad Gita, 18. Kapitel, 52. Vers.
„Vivikta-sevi laghv-asi yata-vak-kaya-manasah dhyana-yoga-paro nityam vairagyam samupasritah.“
„In Einsamkeit verweilend, mäßig in der Ernährung, mit Beherrschung über Sprache, Körper und Geist, immer mit Meditation und Konzentration befasst und leidenschaftslos.“

 
Dies ist der mittlere Vers von den drei Versen, wo Krishna beschreibt, wie kommt ein Mensch, der einen gewissen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, zum Allerhöchsten, zur höchsten Verwirklichung. In Einsamkeit weilend – dieser Ausdruck hat mehrere Bedeutungen. Zum einen heißt es, dass du dir bewusst bist: „Ja, letztlich bin ich allein. Auch wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin, auch wenn es schön ist, zwischenmenschliche Liebe zu haben, die höchste Verwirklichung muss ich allein erreichen.“ Aber in „allein“ steckt auch „all-eins“. Das heißt: „In Wahrheit bin ich eins mit allen.“ Das heißt auch, mache dein höchstes Glück nicht abhängig von anderen.

 

So viele Menschen denken, bewusst oder unbewusst : „Ja, ich würde ja das Höchste erreichen, aber leider, mein Partner macht mich unruhig. Leider, meine Kinder lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Leider, mein Arbeitgeber will zu viel von mir. Meine Kollegen sind unverschämt, die Kunden sind ganz unverschämt. Ich würde ja das Höchste erreichen, wenn…“ In Einsamkeit weilend heißt, du weißt, dein Glück hängt nicht ab von anderen Menschen, mindestens nicht hauptsächlich ab von anderen Menschen. Du kannst selbst praktizieren. In Einsamkeit weilend hat noch einen zweiten Hintergrund, nämlich für die spirituelle Praxis an sich.

 

Wenn du meditierst, dann meditiere allein. Lasse dich nicht stören von Hund, von Katze, von dem Geschrei deiner Kinder. Lasse dich nicht stören von dem Fernsehapparat deiner Teenies oder deiner Nachbarn. Lasse dich nicht stören von Autos usw. Wenn du meditierst, dann bist du für dich allein. Allein mit dir und mit Gott all eins. „Mäßig in der Ernährung“, beschreibt er hier. Also, Ernährung hat auch einen Einfluss auf deinen Geist. Mäßig in der Ernährung heißt, wie viel du isst und was du isst. An einer anderen Stelle hat er ja über sattwige Ernährung gesprochen. Mäßig in der Ernährung heißt natürlich auch, dass du dich sattwig ernährst. Und wenn du die Alleinheit erfahren willst, dann heißt das natürlich auch, dass du niemanden dafür umbringst, dass du dich vegetarisch, am besten sogar vegan, ernährst, dass du auch in der Ernährung die Einheit zum Ausdruck bringst. Mäßig heißt auch, dass du darauf achtest, es ist gesund und zuträglich für deine Meditation, nicht zu viel, nicht zu wenig. „Beherrschung über Sprache, Körper und Geist.“

 

Achte darauf, wie du sprichst. Sprich so, dass Einheit, Liebe und Wahrhaftigkeit kommt. „Beherrschung über den Körper.“ Asanas sind sehr hilfreich, regelmäßige Körperübungen. So machst du den Körper zu deinem Instrument. So lässt du den Körper zum Sitz der Seele werden. Letztlich ist der Körper Tempel der Seele und du kannst den Körper zu einem würdigen Tempel der Seele machen, indem du deine Asanas übst. „Herrschaft über den Geist, über das Denken“, ein großes Gebiet, das er ja an einer anderen Stelle auch schon beschrieben hat. „Immer mit Meditation und Konzentration befasst.“

 

Immer heißt, dass du dein Leben so ausrichtest, dass du meditieren kannst, dass du dein Leben so ausrichten kannst, dass du dich konzentrierst auf das Höchste. Wenn du wichtige Entscheidungen zu treffen hast, überlege auch immer: „Unter den Entscheidungen, die ich treffen kann, welche Entscheidung wäre für meinen spirituellen Fortschritt zuträglich?“ Frage nicht nur: „Was mag ich und was ist schön und was kommt mir in den Sinn und was ist jetzt am aufregendsten?“ Sondern frage dich: „Was von den Alternativen, die ich habe für die Entscheidung, ist für mein spirituelles Wachstum zuträglich. Das heißt, immer mit Meditation und Konzentration befasst.

 

Wenn du überlegst, wo wohnst du? Frage dich: „Was ist für die Meditation, für die Konzentration und den spirituellen Fortschritt hilfreich?“ Wenn du überlegst, welchen Arbeitsplatz du hast, kannst du überlegen: „Welcher Arbeitsplatz wird hilfreich sein für meine spirituelle Entwicklung?“ Wenn du dich entscheiden willst für alles in deinem Leben, überlege auch: „Was ist zuträglich für Meditation und Konzentration?“ Und natürlich selbstverständlich heißt es, wenn du spirituell wachsen willst, musst du jeden Tag meditieren. Mache dort jetzt keine Ausreden und sage: „Ja, ich bin ja ganz bewusst am Tag und ich atme bewusst und ich schaue ab und zu mal in den Himmel. Und wenn ich freundlich zu anderen Menschen bin, dann ist das auch Meditation.“ Es ist gut, all diese Dinge zu tun, aber du musst jeden Tag meditieren.

 

Wenn du zum Höchsten kommen willst, ist die tägliche Meditation das A und O. Überlege auch jetzt gerade, sind die Umstände, in denen du bist, der Meditation zuträglich oder könntest du etwas ändern? Meditierst du wirklich jeden Tag? Bist du in letzter Zeit etwas nachlässig geworden? Dann nimm dir vor: „Ab heute oder allerspätestens ab morgen meditiere wieder regelmäßig.“ Und dann überlege: „Bin ich in der Meditation wirklich ganz befasst? Oder, wenn ich mich hinsetze und meditiere, dann denke ich an alles Mögliche.“ Mache dir den Vorsatz: „Ab heute oder spätestens ab morgen, wenn ich meditiere, will ich ganz meditieren, mit meinem ganzen Geist.“

 

Das war es für heute. Mein Name ist Sukadev. Mehr über Yoga, Meditation, Ayurveda, über den spirituellen Weg, findest du unter www.yoga-vidya.de. Da findest du auch viele Informationen über Yoga-Seminare, über Ausbildungen, über Weiterbildungen, du findest die Adressen der Yoga Vidya Ashrams, der hundert Yoga Vidya Zentren, der mehreren tausend Yogalehrer im Berufsverbund der Yoga Vidya Lehrer, du findest Meditationsanleitungen und Yogastunden, Tiefenentspannungen, Mantras, sowohl als Texte als auch als MP3-Dateien zum Anhören, wie auch als Videos zum Anschauen. Viel Material, um dich auf dem Weg zur Vollkommenheit, zur Verwirklichung des Höchsten, zu begleiten.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Bhagavad Gita Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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