Reinigung der Energiekanäle – HYP II.7

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 7. Vers: „Nachdem der Yogi die Padmasana-Stellung eingenommen hat, sollte er Prana durch Ida, also das linke Nasenloch, einziehen, und, nachdem er so lange als möglich gehalten hat, durch Pingala oder das rechte Nasenloch ausatmen.“


Hier beginnt eine Reihe von Versen über die Wechselatmung. Die Wechselatmung, die vielleicht wichtigste aller Atemübungen. Die Wechselatmung hilft, Konzentration zu entwickeln. Die Wechselatmung hilft, die Nadis zu reinigen. Die Wechselatmung heißt deshalb Nadi Shodhana, die Reinigungsübung der Nadis. Sie heißt auch Anuloma VilomaAnu heißt ein, Loma heißt Nasenloch, vi heißt anderes, Loma – Nasenloch. Anuloma Viloma, dein ein Nasenloch, anderes Nasenloch Atmung. Die Anuloma Viloma Übung hilft auch, Sonnen- und Mondenergie zu harmonisieren. Und Sonnen- und Mondenergien sind auch für den Alltag von großer Bedeutung. Es gibt Phasen, in denen du mehr Sonnenenergie entwickeln solltest, und Phasen, in denen du mehr die Mondenergie aktivieren solltest.

Was ist die Sonnenenergie? Sonnenenergie heißt ausstrahlen, Sonnenenergie heißt, sich durchsetzen. Sonnenenergie heißt, Dinge, für die du dich entschieden hast, mit Begeisterung durchzusetzen. Manchmal ist es wichtig, dass du dich durchsetzt. Manchmal ist es wichtig, Dinge mit Begeisterung, Enthusiasmus und Konsequenz fortzuführen. Das ist die Sonnenenergie. Aber nur Sonnenenergie ist auch nicht gut. Du brauchst die Mondenergie. Was bedeutet Mondenergie? Mondenergie heißt Offenheit. Mondenergie heißt Einfühlungsvermögen. Mondenergie heißt, dass du auf andere eingehst. Mondenergie heißt, dass du versuchst, das Richtige zu tun. Mondenergie heißt auch Intuition. Mondenergie heißt auch, Neues zu beginnen, Mondenergie heißt auch, offen zu sein für Neues. Du kannst dir am heutigen Tag immer wieder bewusstmachen: Ist jetzt gerade die Sonnenenergie dran oder ist die Mondenergie dran? Es gibt ja auch ein Buch über die Mondphasen, das nennt sich „Vom richtigen Zeitpunkt“. Es ist wichtig, dass du immer wieder dich fragst: „Ist jetzt mehr Mondenergie angemessen oder mehr Sonnenenergie angemessen?“ Du kannst selbst überlegen: „Was heißt für mich Sonnenenergie? Was heißt für mich Mondenergie? Wann setze ich Mondenergie um? Wann setze ich Sonnenenergie um?“ Und sei dir immer wieder bewusst: „Was ist gerade dran?“

Natürlich, herauszufinden, wann etwas dran ist, mal die Offenheit und mal das Durchsetzen, mal Neues beginnen, mal das Bewährte mit Vehemenz durchsetzen, mal einem anderen zuhören, mal einen anderen überzeugen, ist nicht immer leicht, das herauszufinden. Aber deine Intuition wird dich lenken und Krishna sagt ja auch in der Bhagavad Gita: „Tue das, was du tust, nach bestem Wissen und Gewissen. Und wenn du dann alles Gott darbringst, dann machst du auch keine Fehler.“ In diesem Sinne, einfach indem du dir bewusst bist, ab und zu mal ist Sonnenenergie notwendig, ab und zu mal ist Mondenergie notwendig, kannst du immer wieder neu entscheiden. Manchmal kannst du spontan entscheiden, das ist vielleicht sogar mehr die Mondenergie. Manchmal kannst du bewusst entscheiden und nachdenken und dann das Logischere tun, das ist vielleicht die Sonnenenergie. Das kannst du gegenüber deinen Kindern oder deinem Kind machen. Manchmal gilt es, konsequent zu sein. Manchmal gilt es auch mal, spontan zu sein. Und manchmal gilt es, wirklich Einfühlungsvermögen zu zeigen. Und manchmal gilt es, Vereinbarungen zu treffen. Das gilt im Umgang mit deinem Partner. Manchmal ist es wichtig, Vereinbarungen zu treffen. Manchmal ist es wichtig, spontan zu sein und so der Liebe Raum zu geben über Spontanität. Das gilt auch im Arbeitsleben, das gilt im Umgang mit deinem Vorgesetzten, das gilt im Umgang mit deinen Mitarbeitern, das gilt auch in einer Yogastunde, wenn du Yoga gibst. Manchmal ist es gut, die Teilnehmer zu fordern. Manchmal ist es gut, den Teilnehmern eine sanfte Stunde zu geben. Manchmal ist es gut, die Stunde genauer festzulegen. Manchmal ist es gut, spontaner dabei zu sein. Oder wenn du Asanas selbst übst. Manchmal ist es gut, die Yogastunde, die du machen willst, genau festzulegen. Manchmal ist es gut, etwas spontaner zu sein. Und auch in einer festgelegten Yogastunde, manchmal ist es gut, dich anzustrengen, manchmal ist es gut, dich zu entspannen. Nicht umsonst ist auch eine der vielen Bedeutungen von Hatha Yoga, die Verbindung – Yoga, von Ha – Sonnenenergie, und Tha – Mondenergie. Du kannst darüber nachdenken und gerade den heutigen Tag oder morgigen Tag mit großer Bewusstheit verbringen: Wann ist die Sonnenenergie mehr dran? Wann ist die Mondenergie mehr dran?


Mehr Informationen übrigens auch zur Wechselatmung findest du auf unseren Internetseiten unter www.yoga-vidya.de. Gib oben rechts ins Suchfeld „Wechselatmung“ ein und so findest du viele Informationen über die Wechselatmung. Oder du kannst auch eingeben „Sonne, Mond“ und wenn du diese beiden Worte eingibst, dann findest du auch viel über diese Polaritäten und was die im Alltag zu bedeuten haben.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

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