8699588892?profile=original

„Leben des Leibes ist ein gelassenes Herz, aber Knochenfraß ist Eifersucht.“ 14.30
 
© 2016 Kommentar: Bhajan Noam - Im Wörterbuch der philosophischen Begriffe wird Eifersucht als eine Emotion bzw. ein Bündel von Emotionen bezeichnet, die ein Mensch erlebt, der eine wichtige Beziehung zu jemandem an einen „Rivalen“ zu verlieren droht. Deutlicher ausgedrückt ist Eifersucht eine bis zu leidenschaftlichem Hass sich steigernde Furcht, die Zuneigung einer geliebten Person aber auch den Besitz eines Wertes oder Gutes mit anderen teilen zu müssen oder zu verlieren. Der Arzt und Psychotherapeut Alfred Adler bezeichnete Eifersucht als einen außerordentlich häufig auftretenden Charakterzug. So glauben viele Menschen, ein Recht auf Eifersucht zu haben und Gerichte erkennen mildernde Umstände bei Straftaten aus Eifersucht an. Den Mythos Eifersucht entlarvend sollte man sie – wie Verena Kast, Professorin für Psychologie – als "die Emotion des doppelten Zweifels" benennen: des Zweifels an sich selbst und daraus resultierend des Zweifels an anderen oder gar an der Welt. Ihr liegt ein tiefes Misstrauen zugrunde, genährt durch die Haltung, sich im tiefsten Inneren als wertlos zu empfinden. Eifersucht trifft den Kern, geht in die Knochen, unser letztes energetisches Rückzugsgebiet, um in einer Welt der Veränderung und der Verluste noch ein wenig Stabilität zu empfinden. Aber diese Flucht trägt auch die Angst mit in den Kern hinein – und sie beginnt ihn früher oder später „aufzufressen“. Eigentlich bohrt die Eifersucht wieder und wieder in einer alten Wunde, in einer Wunde, die in früher Kindheit schon durch Verlust und Vertrauensbruch entstanden ist. Das gilt es zu erkennen, zu akzeptieren und mit Geduld auszuheilen, um im ursprünglichsten Sinn wieder liebesfähig zu werden.
 
Wir haben es nicht verstanden und wir sind darin nicht unterrichtet worden, dass lieben geben heißt. Lieben ist in unserer Zivilisation, ohne dass es uns bewusst ist, fast ausschließlich auf uns selbst bezogen. Ich liebe dieses Auto. Das heißt, ich liebe das tolle Fahrgefühl, dass es mir vermittelt. Oder ich liebe es, Eindruck auf andere damit zu machen. Ich liebe diesen Menschen. Das heißt all zu oft, ich liebe seine momentane Jugend, sein Aussehen, seine Ausstrahlung und vielleicht auch seinen Besitz, weil ich davon mitprofitiere. Was wir hier Liebe nennen, ist gar keine Liebe, es ist eine Täuschung, es ist ein Betrug und Selbstbetrug, es ist purer Egoismus. Erich Fromm sagt, dass Eifersucht dann entsteht, wenn die geliebte Person im Sinne des ‚Habens’ statt des ,Seins' gesehen wird, wenn damit Gedanken des Eigentums verbunden werden. – Wirkliche Liebe ist immer auf ein Du, auf den Anderen bezogen. Sie fragt nicht, was bekomme ich, sie schaut stets, was kann ich geben. Dieses Geben bleibt altruistisch. Und in der Tiefe ist jedes Geben immer ein Unabhängigkeit geben, ein Freiheit schenken.
 
Ein gelassenes Herz zu erlangen, ist die tatsächliche und essentielle Aufgabe, wegen der wir uns hier als Mensch inkarniert haben. Das Herz ist unser Zentrum. Wenn wir auf uns zeigen, zeigen wir auf unser Herz. Wenn uns etwas wichtig ist, sagen wir, das liegt uns am Herzen. Wenn uns etwas bedrückt, macht es uns das Herz schwer. Das Herz aber will leicht sein, leicht und frei. Es will frei in seinen Entscheidungen und seiner Wahl sein. Das Element des Herzens ist Luft, die wir ihm jedoch häufig nehmen oder nehmen lassen. Nur ein freies Herz erlangt Gelassenheit, ein gefangenes Herz wird immer in Aufruhr, in Rebellion sein. Und so hängen Gelassenheit und Freiheit ebenso zusammen wie Ruhelosigkeit und Unfreiheit. Eifersucht entspringt einer besonders perfiden Form von Unterdrückung. Das Opfer hat gelernt, die Unterdrückung gegen sich selbst anzuwenden und die Energie von Aufruhr und Rebellion gegen die geliebte Person in Form von Eifersucht auszuspielen. Es ist in etwa wie bei einer Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem den eigenen Körper als Feind betrachtet, nur hier ist es der Körper oder die Seele des Nächsten, der in seinem natürlichen Freiheitsbestreben angegriffen wird. Eifersucht ist Neid in seiner übersteigerten Form. Man kann dem anderen nicht gönnen, von was man sich selbst abgeschnitten hat. Wir müssen uns das Problem des Eifersüchtigen nicht anziehen, doch wir können ihn über die Mechanismen, denen er unterliegt, aufklären. Wir können ihm versuchen klarzumachen, wie lächerlich die ganze Geschichte eigentlich ist. Es gibt eine köstliche Möglichkeit, ihm dies vor Augen zu führen. Lasse ihn auf einem Platz in der Stadt, wo sich die Taubenscharen aufhalten, Taubenmännchen beobachten, wie sie hysterisch über ihr Weibchen wachen. Es wird vielleicht ein Weilchen dauern, aber dann wird er plötzlich beginnen, sich selbst in dieser Rolle gefangen zu sehen und sich am Ende kaputtlachen. – Und dieses Lachen macht auf einen Schlag sein Herz wieder frei.

 

Khanti gilt als eine wichtige Tugend im Buddhismus. Khanti bedeutet eine Form von Geduld, die Nachsicht, Vergebung und Toleranz beinhaltet. Khanti zeigt sich im Inneren wie im Äußeren in einer gelassenen Haltung. Buddha sagt: „Ein Mensch, der Geduld und Einsicht übt, hat ein gelassenes Herz.“ –  Einsicht ist ein tiefer Blick in unser Verstricktsein mit dieser Welt und die Erkenntnis, dass wir in Wahrheit freie Wesen sind. Diese Erkenntnis gibt uns allmählich die Gelassenheit und Geduld zurück, die wir in vielen Situationen für uns selbst und unsere Mitmenschen immer wieder brauchen. Und Buddha sagt: „Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen.“

 
- Bhajan Noam -
 
Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com
© 2016 Foto: Bhajan Noam
 
****
E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein