Dann sind wir befreit, nichts mehr ist zu tun. Kein Leid, kein Vergnügen, kein Schmerz, keine Aufgaben, keine Mantras, keine Asanas, nichts. Es gibt nur noch eine Bewusstheit, Satchidananda, reines Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Du kannst dir noch mal anschauen, was Patanjali da alles nennt. Anstrengungen und Zielstreben enden hier. Wenn du auf dem Weg bist, gilt es, die verschiedenen Neigungen auf das Höchste auszurichten. Der Wunsch nach Befreiung ist ein wichtiges Instrument, um zum Höchsten zu kommen. Wenn du zum Höchsten gekommen bist, hört all das auf. Im Moment des Samadhis, des Nirvikalpa Samadhis oder Asamprajnata Samadhi sind die Gunas zur Ruhe gekommen und vollkommen still. Wenn der Geist ganz ruhig ist, dann ist Kaivalya da. Die Seele ruht in ihrer wahren Natur. Chid hat als Pratishtha, als ihre Niederlassung, Swarupa, die eigene Natur, das reine Bewusstsein.
Patanjali schließt mit Iti, das ist das Ende, das Ziel, um das es geht. Alles ist erreicht, alles ist erfahren. Der Sinn des Lebens, das Ziel des Lebens ist erreicht. Alle Leiden sind zum Abschluss gekommen. Alle Erfahrungen sind gemacht. Die Mission des Lebens ist erfüllt. Dieser Zustand ist letztlich nicht beschreibbar. Die Worte, die ich jetzt gebrauche, drücken in keinster Weise aus, was Befreiung wirklich heißt. Befreiung ist etwas so Großartiges, etwas so Grandioses, dass es nicht in Worte zu fassen ist. Schon die niederen Samadhi Zustände sind mit einer solchen Wonne verbunden, mit einer solchen Liebeserfahrung, mit einer solchen Freude, neuen Erkenntnissen und Inspirationen, dass es unbeschreiblich ist. An diesen sollte man dann nicht hängen, aber sie geben eine kleine Ahnung, was alles tief im Menschen angelegt ist. Es gibt nichts Höheres, als danach zu streben. Und nichts anderes erfüllt den Menschen wirklich.
Ich möchte dir daher nochmals besonders ans Herz legen: strebe nach dem Höchsten, lass dieses höchste Streben nicht zur Ruhe kommen, komme nicht zu sehr auf Abwege. Und auch wenn es manchmal so erscheint, als ob das Höchste noch weit weg ist, begnüge dich nicht mit niederen Zielen. Begnüge dich nicht mit dem Relativen, strebe nach dem Absoluten. Das Streben nach dem Absoluten wird dir auch auf der relativen Ebene das Leben schöner und erfüllender machen. Bleibe dann aber nicht daran hängen, wenn das Leben erfüllender geworden ist. Strebe weiter und weiter. Halte nicht an. So wie es eine Upanishade sagt: Erwache, stehe auf und halte nicht an, bis das Höchste erreicht ist. Ich wiederhole das noch einmal. Erhebe dich, erwache, halte nicht an, bis das Ziel erreicht ist.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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