Die Erlangung des Samadhi-Zustandes - HYP IV.11

Hatha Yoga Pradipika, 4. Kapitel, 11. Vers: „Utpanna shakti bodhasya tyakta nihshesha karmanah yoginah sahajavastha svayam eva prajayate.“ - „Wenn die Kundalini, die Shakti, die kosmische Energie, aufsteigt und du allen Handlungen innerlich entsagst und das Karma loslässt, dann entsteht die Erleuchtung, der natürliche Zustand, Sahajavastha, für den Yogi wahrlich fast von alleine.“


Hier beschreibt Swatmarama, wie kommt die Erleuchtung. Die Erleuchtung kommt, wenn die Shakti, die erwachte Kraft, aufsteigt, und wenn du dich vom Karma löst. Was heißt, vom Karma lösen? Karma hat mehrere Bedeutungen. Karma heißt Handlung, Karma heißt Schicksal. Dich vom Karma lösen, Nihshesha Karmanah, steht hier, heißt erstens, du löst dich von Erwartungen an dein Schicksal. Menschen haben Erwartungen: „So soll es sein. So müssten die Menschen reagieren. So müsste die Welt sein. So müssten Menschen mich behandeln. So müssten die Umstände sein.“ Du hast Erwartungen an dein Schicksal.

Wenn du Erwartungen hast an dein Schicksal, wirst du immer wieder enttäuscht werden. Wenn du Erwartungen hast an die Menschen, wirst du immer wieder enttäuscht werden. Wenn du Erwartungen hast, wie das und das ausgeht, wirst du immer wieder enttäuscht werden. Es entsteht Unruhe des Geistes. Du kannst von einer höheren Warte aus überlegen: „Was ist meine Aufgabe?“ Dann tue diese Aufgabe. Dann tue sie so gut, wie du kannst. Und dann lasse los. Und dann entsteht, was entstehen soll. Sei überzeugt, alles, was geschieht, ist so, wie es für dich gut ist. Wenn du viele Anstrengungen in ein Projekt hineinsteckst und es geht alles schief, sei dir bewusst, so sollte es sein. Vielleicht musst du mehr Energie reinstecken, vielleicht musst du es anders machen, vielleicht musst du das Projekt aufgeben. Das weißt du jetzt nicht vor vornherein. Aber was du weißt ist, was auch immer geschieht, es ist so, wie es sein soll. Daher, tue es so gut, wie du kannst, lasse los, es ist so, wie es sein soll. Das ist der eine Teil, entsage den Erwartungen an dein Karma, an dein Schicksal.

Das zweite ist, identifiziere dich nicht mit dem, was du tust. Wenn du Dinge tust und anschließend wirst du gelobt, dann gib es weiter und sage: „Oh Gott, ich gebe es dir weiter.“ Angenommen, es geht schief und du wirst geschimpft, dann verteidige dich nicht, eventuell bitte um Entschuldigung und lasse auch das los. Und sei dir bewusst, du hast es gemacht, so gut, wie es ging. Was dabei herauskommt, liegt nicht mehr an dir alleine. Tue das, was du tust, so gut, wie du kannst, und dann hänge nicht am Ergebnis der Handlung und hänge nicht an den Früchten der Handlung. Vielleicht machst du etwas Großartiges, etwas Großartiges kommt heraus und dein Kollege wird dafür gelobt. Lächle im Hintergrund, du weißt, dass durch dich das gewirkt hat, aber du weißt auch, nicht du hast gewirkt, Gott hat gewirkt. Entsage so den Handlungen auch an sich. Manchmal hast du etwas begonnen und irgendwo merkst du, es gibt unüberwindliche Hindernisse, es geht nicht. Du hast dir für heute etwas vorgenommen und dein Kind wird krank. Du hast dir für heute etwas vorgenommen und dein Partner bittet dich: „Oh bitte, bitte usw.“ So viel kann dazwischenkommen.

Du hast dir vorgenommen, nachdem du eine Yogastunde gegeben hast, falls du Yogalehrer bist, schnell nach Hause zu gehen und noch ein paar schöne Minuten oder Stunden mit deinem Partner zu haben. Und der Schüler hat irgendeine dringende Notlage, auf die du eingehen willst. Oder auf der Rückfahrt kommst du in einen Stau. Lasse dann immer los und entsage den Handlungen, entsage den Erwartungen. Und wenn du nicht das richtige Lob bekommst, lasse auch das los. Wenn du getadelt wirst, lasse auch das los. Wenn du intensiv Yoga praktizierst, wenn du dabei anderen Gutes tun willst, wenn du dem Meister dienst und dabei dem Karma entsagst, im Sinne von, Erwartungen an der Schicksal entsagst, und die Gebundenheit an deine Handlungen, der Identifikation mit deinen Handlungen entsagst, dann kommt die Erleuchtung von alleine, dann erreichst du Sahajavastha, den Zustand der vollkommenen Freiheit.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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