Was sind Unterschiede zwischen Korrekturen, Hilfestellungen und Adjustments beim Unterrichten von Anfängern und Fortgeschrittenen? Wie sollte man Fortgeschrittene in fortgeschrittene Stellungen hineinbringen? Diese Fragen werden hier erläutert.

Im Yoga Vidya Stil wollen wir Menschen immer in den Stellungen helfen. Mein Lehrer hat immer gesagt: „Don’t just sit, don’t just stand!“ – Sitz nicht einfach, steh nicht einfach! „Help, correct, and help people to improve!“ – Mach Hilfestellungen, mache Korrekturen, hilf Menschen, in den Asanas voranzuschreiten. So ist geradezu charakteristisch beim Yoga Vidya Stil, dass der Yogalehrende/die Yogalehrende ständig durch die Reihen geht und schaut, wem man helfen kann.

Grundsätzlich gibt es Anfänger-Hilfestellungen und Fortgeschrittene-Hilfestellungen. Bei Anfängern ist das Ziel der Hilfestellungen Entspannung, Erzeugen von Vertrauen, und sicherzustellen, dass der Anfänger sich nicht weh tut, also Vermeidung von Schäden.     

Für Fortgeschrittene gilt: Hineinhelfen in Stellungen, die der Kursteilnehmer ansonsten nicht machen könnte und Erläuterung von fortgeschrittenen Variationen, die vielleicht die Kursteilnehmerin alleine nicht verstehen würde, auch nicht von Bildern.

 

Hilfestellungen für Anfänger

  • Bei Anfängern sind die Hilfestellungen sanft. Wir wollen, dass Anfänger sich entspannen. Wenn du z.B. einem Anfänger in der Anfangsentspannung hilfst, hältst du Ausschau nach folgendem: Sind die Schultern hochgezogen? – Dann gibst du langsam von hinten die Hände auf die Schultern und drückst die Schultern nach unten. Du merkst sofort: Der Anfänger entspannt die Schultern. Oder wenn du jemanden in der Vorwärtsbeuge siehst, und du siehst, die Waden und Oberschenkel sind angespannt: Dann gehst du langsam hin, berührst sanft und sagst vielleicht auch „Entspannen…“. Oder du siehst im Schulterstand, wie die Zehen nach oben zur Decke gestreckt sind, die Waden verspannt: Dann tippst du sanft die Waden an, sanft die Fußsohlen an und sagst „Entspannen…“. Das erste Ziel der Anfängerkorrekturen ist Entspannung.       
  • Das zweite Ziel ist natürlich auch, dass der Teilnehmer/die Teilnehmerin Vertrauen zu dir gewinnt. Dass er/sie spürt: Wenn du ihn oder sie sanft berührst, dann fühlt er oder sie sich besser, die Stellung fühlt sich angenehmer an, es entsteht Entspannung. Das ist deshalb sehr wichtig, die entspannende Wirkung sollte da sein.
  • Ein nächstes Ziel von Anfängerkorrekturen ist natürlich zu vermeiden, dass der Teilnehmer sich weh tut. Wenn du z.B. jemanden siehst, der relativ steif sitzt, in der Vorwärtsbeuge einen runden Rücken hat und dann krampfhaft an den Füßen zieht, mit schmerzverzerrtem Gesicht, dann solltest du ihm oder ihr natürlich zeigen, nur so weit zu gehen, wie es angenehm ist, und vielleicht den Rücken etwas gerader zu halten. Oder wenn du siehst, wie jemand sich in der Kobra mit den Armen richtig hoch drückt und dabei in der Lendenwirbelsäule stark abknickt, dann gehst du langsam zu dem Teilnehmer hin, bittest ihn/sie, nur bis zum Nabel hochzukommen, den Nabel auf dem Boden zu halten, und ziehst sanft die Schultern nach hinten. Der/die Übenden merkt, wie Weite in der Brust entsteht, ein schönes Gefühl von Herzöffnung.
  • Damit sind wir eigentlich schon beim vierten Punkt: Wir wollen Anfängern natürlich helfen, dass sie ein schönes Gefühl haben, ein Gefühl von Freude, von Entspannung, von Weite und von Leichtigkeit. Gerade Yogalehrende, die erst beginnen zu unterrichten, müssen sich sehr beherrschen. Wenn sie nämlich sehen, dass jemand nicht sehr weit in die Vorwärtsbeuge kommt, kommt der natürliche Instinkt, man will „hineindrücken“, dass die Vorwärtsbeuge nach etwas aussieht. Tu das nicht! Das Ziel der Hilfestellungen und Korrekturen bei Anfängern ist nicht, Menschen weiter in die Stellung zu führen, sondern Entspannung, Vertrauen und Vermeidung von Schädigungen.

 

(Fortsetzung folgt am 22.12.2024)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

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