Wie man eine Einstellung kultivieren kann, um in einer gestressten Welt glücklicher und zufriedener zu sein.

Entwicklung von Resilienz – eine psychische Einstellung, um mit den Herausforderungen besser umzugehen.

Welche Einstellungen sind hilfreich, um mit Herausforderungen besser umzugehen? In vorherigen Vorträgen habe ich gesprochen über Engagement (Involvement), Konzentration, über Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit (Control)

 

Heute möchte ich über den Aspekt „Sinn und Vertrauen (meaning)“sprechen. Das soll heißen, wenn man das Gefühl hat, dass das, was man tut, sinnvoll ist, eine Bedeutung hat, dass man etwas Gutes bewirkt. Dann hilft das, dass man auch bei Herausforderungen weiter freudevoll dabei ist. Wenn man dagegen das Gefühl hat, dass das, was man tut, sinnlos ist, dann wird es schwierig und man kollabiert schneller.

Der zweite Aspekt von Sinn ist auch, wenn man das Gefühl hat, dass Dinge, die außerhalb der eigenen Kontrolle sind, trotzdem für einen selbst gut sind und langfristig auch für andere gut sind, dann kann man leichter damit umgehen. Wenn man hingegen das Gefühl hat, man sei Situationen ausgeliefert, es ist etwas ganz Schlimmes, dann führt das zu einem schnelleren Kollabieren des Systems, führt zügiger zu Burnout, psychischen Krisen, Stresserkrankungen usw.

In einem vorherigen Vortrag hatte ich gesagt, dass Yogaübungen helfen, dass man sich aufgehoben fühlt. Wenn man die Yogaübungen macht, geht man tief nach innen (z.B. in der Vorwärtsbeuge oder in der Meditation) und spürt so irgendwo von innen heraus, dass hinter allem ein Sinn stehen muss. Und wenn man sich öffnet (z.B. in den Rückbeugen und in der Tiefenentspannung) fühlt man sich aufgehoben in einer höheren Wirklichkeit. Das gibt auch das Vertrauen, dass auch im Alltag, wenn Dinge passieren, die außerhalb der Kontrolle sind, dass diese irgendwo einen Sinn ergeben können. Hier spielt natürlich das Gesetz des Karma eine große Rolle. In verschiedenen Vorträgen habe ich ja schon darüber gesprochen, was Karma und der Sinn des Lebens sein könnten. Aber hier möchte ich dich ermutigen, über zwei Dinge nachzudenken:

 

Was für positive Dinge bewirkst du mit deinem Tun?

Wie kann das, was du erlebst, dir in deinem persönlichen und spirituellen Vorankommen helfen?

 

Gehen wir auf das erste ein: Welche Auswirkungen hat das, was du tust? Da kannst du auf eine Menge eingehen. Vielleicht hast du ein Kind oder mehrere Kinder. Dann sei dir bewusst, dass du deinen Kindern letztlich ermöglichst, gut in die Welt hineinzukommen. Sei dir auch bewusst, dass du nicht für alles verantwortlich bist. Aber du hast gute Kinder, und auch wenn sie sich nicht immer so entwickeln wie du meinst, dass sie es tun sollten – du hast ihnen einen guten Start ins Leben gegeben, und vielleicht nicht nur einen Start. Mache dir bewusst, dass es gut ist, was du bewirkt hast. Du  könntest natürlich auch überlegen, wie du weiter in diesem Sinne voranschreiten könntest, um Gutes zu bewirken. Vielleicht hast du einen Partner. Sei dir bewusst, du kannst auch deinem Partner helfen sich zu entwickeln. Und du kannst dir überlegen, was du tun könntest, damit er sich besser entwickeln kann. Man könnte sagen das geht vielleicht mehr in Richtung Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit, aber Sinn im Leben ist etwas Wichtiges. Vielleicht triffst du auf der Straße immer wieder eine alte Frau, die gegenüber wohnt und der du einfach ein nettes Wort sagst. Mache dir bewusst, wie sehr du sie zum Lächeln bringst und dass du ihr vielleicht einen guten Tag ermöglichst. Wenn du in der U-Bahn bist oder einkaufen gehst, dann lächle den Menschen bewusst zu. Sei dir bewusst: Schon durch diese kleinen Dinge berührst du Menschen im Herzen. Und frage dich bei deinem Job, ob das, was du bei deiner Arbeit machst, sinnvoll ist. Wenn du überhaupt nichts findest, was sinnvoll ist, ist mein Tipp: kündigen. Es sei denn, die Arbeit ermöglicht dir, finanzielle Mittel zu beschaffen, mit denen du anderes ermöglichst, was dir sehr wichtig ist, z.B. Kinder groß zu ziehen, für eine gemeinnützige Organisation zu spenden, oder die Arbeit ist nicht zu kompliziert und du hast genügend Zeit, um dich selbst in einem Verein zu engagieren. Wenn der Job also so ist, dass er dir ermöglicht, Sinnvolles zu tun, dann ist er auch sinnvoll. Aber wenn er dich vollständig absorbiert und du nur erschöpft bist, nichts anderes machen kannst, und du den Job für sinnlos hältst, dann wäre mein Tipp: kündige. Aber vor der Kündigung überlege, ob da nicht vielleicht doch etwas ist und ob du deinen Job vielleicht etwas anders machen könntest, sodass er sinnvoll ist. Vielleicht kannst du deinen Kollegen oder Kunden freundliche Worte geben oder Menschen gut beraten. Vielleicht bist du Krankenschwester und findest den Druck der modernen Schulmedizin auf Krankenschwestern und Patienten nicht gut – mache dir bewusst, wie vielen Patienten du schon geholfen hast. Und auch wenn du Sozialarbeiter oder Drogenberater bist und du weißt, dass du 80 % der Menschen nicht helfen kannst – 20 % kannst du helfen! Mache dir das bewusst! Manchmal hilft es, erst einmal festzustellen und sich bewusst zu machen, was du alles im Alltag bewirkst, bevor du das vorschnell als sinnlos ansiehst. Vielleicht magst du diesen Vortrag kurz unterbrechen und entweder geistig überlegen oder aufschreiben, was du in deinem Leben alles bewirkt hast. Oder auch, was du gerade Gutes bewirkst. Oder: was könnte ich in den nächsten Wochen Gutes bewirken? Es hilft, wenn du dir das bewusst machst.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

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