Die inneren Antreiber

Nun kommen wir auf die inneren Antreiber: „du musst gut sein, du musst vollkommen sein, alle müssen dich mögen und du musst schnell sein und du musst stark sein. Das sind die vier inneren Antreiber. Im Yogaunterricht lernen wir davon loszukommen.

Typische Gedanken  von Menschen, die erstmals in den Yogaunterricht gehen sind: “bin ich gut genug, bin ich schlechter als alle anderen, schauen mich alle an, bin ich zu steif, zu dick, zu jung, bin ich vielleicht ein Mann in einer Frauengruppe, oder bin ich der einzige Alte oder habe ich die richtige Kleidung an usw.“ Menschen denken diese Dinge.

Aufgabe des Yogalehrenden ist es, Menschen zum Loslassen zu bringen, aufzuhören zu schauen, was andere machen, aufzuhören zu schauen, ob sie gut genug sind. Wir lernen im Yoga, bewusst zu atmen. Wir lernen es in die Dehnung hineinzugehen und so weit wir kommen, so ist es gut. Wir lernen im Hier und Jetzt zu sein und das ist gut. In einer guten Yogastunde bekommen Menschen eine Pause von den inneren Antreibern und sie merken, es tut gut. Das kann dazu führen, dass Menschen weniger Sklave dieser inneren Antreiber sind. Innere Antreiber müssen nicht nur schlecht sein. Sie können auch zu genügend Yoga antreiben, aber man sollte kein Sklave des inneren Antreibers werden. Dabei passt der Yogalehrende auf, dass die inneren Antreiber nicht wieder Futter bekommen z.B. wenn man den Teilnehmenden sagt: “Du musst mehr üben oder du musst dich mehr in die Vorwärtsbeuge ziehen, du musst mehr in den Kopfstand, Skorpion usw.“ Ermutigen ist gut, aber nicht soweit, dass der Übende oder die Übende wieder das Gefühl hat, dass sie den Ansprüchen nicht gerecht wird.

 

Zu hohes Anspruchsniveau

Es gibt immer wieder die Frage, die Menschen stellen: Wenn ich so steif bin, darf ich Yoga machen? Oder Menschen sagen, ich kann kein Yoga machen, weil ich zu dick, zu alt oder was auch immer bin. Sie haben ein hohes Anspruchsniveau. Hier gilt es, dass wir als Yogalehrende uns darum kümmern, dass die Teilnehmenden loslassen und entspannen. Es geht im Yoga nicht darum, sehr flexibel zu sein oder den Kopfstand unbedingt zu können. Es geht darum, das was man tut, bewusst und entspannt zu machen und dabei ruhig zu atmen.

Gerade am Anfang ist dies ganz besonders wichtig. Nach einer Weile haben die Menschen hoffentlich dieses hohe Anspruchsniveau gesenkt, die inneren Antreiber humorvoll zur Kenntnis genommen und entspannen. Dann kann man sie auch auffordern sich zu bemühen, häufiger zu kommen usw. Diese automatisierten inneren Antreiber wie ein hohes Anspruchsniveau gilt es in der Yogastunde zu überwinden. Wenn sie überwunden sind, dann braucht es wieder Engagement damit letztlich dieses Flow-Erlebnis kommt und man nicht in eine Trägheit und Nachlässigkeit kommt, die natürlich auch nicht hilfreich ist.

 

Schwarzmalerei

Dann gilt es auch der Tendenz zur Schwarzmalerei entgegen zu wirken. Manchmal muss man auch als Yogalehrender aufpassen, dass wir z.B. nicht sagen: „wenn du dich so weiter ernährst, dann wirst du ganz sicher krank werden“, oder „wenn du die Yogaübungen so machst, dann wirst du deinen Rücken ruinieren.“ Solche Aussagen sollten wir als Yogalehrende grundsätzlich nicht treffen, wir sollten unseren Teilnehmern keine negative Suggestion einflößen und keine Schwarzmalerei betreiben, sondern wir wollen sie positiv ermutigen.

Zusammenfassung

Lerne es in deinen Yogastunden deine Teilnehmenden zur Entspannung zu führen und die Getriebenheit von den inneren Antreibern zu lösen. Sprich optimistisch und positiv und vermeide Schwarzmalerei und negative Affirmationen. Gib deinen Teilnehmenden kein zu hohes Anspruchsniveau, sondern lass sie die Yogaübung genießen. All das wird dazu helfen, dass die Teilnehmenden Loslassen erfahren und das vielleicht dann auch in den Alltag transferieren können. So fällt es auch leichter die positiven, resilienzförderliche Eigenschaften zu entwickeln: Engagement, Selbstverantwortung / Selbstwirksamkeit, Sinnvertrauen, Liebe und soziale Beziehungen. So hilft Yoga nicht nur während der Yogastunde sondern auch im Alltag gesund zu bleiben und Stress besser zu bewältigen.

So hast du eine kleine Übersicht, warum Yoga, vom Standpunkt Entspannung und Stressmanagement aus, wirkt. Yoga wirkt zum einen, weil es Entspannungstechniken beinhaltet, zum zweiten, weil es Lebensstilveränderungen einleitet und weil eine Yogastunde bestimmte Einstellungen fördert und trainiert, die auch im Alltag gesund sind, den Menschen resilient machen und den Menschen helfen ein engagiertes, erfülltes und freudevolles Leben zu führen. Das ist eine ganze Menge, was eineinhalb Stunden Yoga pro Woche bewirken können. Jeden Tag eine halbe Stunde bis 2 Stunden Yogaübungen hat eine ganz große Wirkung für die Gesundheit des Menschen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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