Pfau/Mayurasana ist eine der 12 Grundstellungen der Yoga Vidya Grundreihe - vermutlich die am seltensten praktizierte, mindestens bei Menschen, denen es nicht auf Anhieb leicht fällt. Deshalb ersetzen viele ja auch Mayurasana, den Pfau, durch eine andere Gleichgewichtsübung, beispielsweise Kakasana, die Krähe. Ich möchte dich aber durchaus ermutigen, wenn es irgendwie geht, Mayurasana, den Pfau zu lernen. Der Pfau hat eine große Wirkung. Er gehört zu den wenigen Asanas, die in der Hatha Yoga Pradipika ausführlich beschrieben werden und Svatmarama lobt Mayurasana in den enthusiastischsten Worten. Es gibt verschiedene Variationen des Pfaues. Du findest Übungsanleitungen der verschiedenen Variationen und Foto dazu auf unseren Internetseiten, wenn du nach Mayurasana, der Pfau suchst.
Gestärkte Muskeln im Pfau
Der Pfau ist eine starke Kraftübung. Der Pfau verbindet letztendlich die Kraftübungsvarianten der Heuschrecke mit denen der Krähe.
Der Pfau stärkt die Unterarmmuskeln, stärkt manche Deltamuskeln, Oberarmmuskeln, und die Trizeps. Das sind die Muskeln, die du brauchst, um den Pfau überhaupt zu halten. Der Pfau stärkt auch die Brustmuskeln (Pectoralis). Wenn du die Arme zusammen halten willst, brauchst du die Brustmuskeln. Vor allen Dingen stärkt er aber die Muskeln an der Rückseite des Körpers: die Gesäßmuskeln(Gluteus Maximus), die Muskeln im unteren Rücken, zum Beispiel Quadratus Lumborum oder auch Longissimus der lange Rückenmuskel, und natürlich die Nackenmuskeln, um den Kopf im Pfau oben zu behalten. Und auch um die Beine gerade zu halten, werden bestimmte Beinmuskeln gestärkt, z.B. der Quadrizeps, also der Beinstrecker und ein bisschen auch die Innenmuskeln der Beine, Adduktoren, damit die Beine zusammen bleiben.
So ist also Mayurasana der Pfau eine Übung zur Stärkung von vielen Muskeln.
Gedehnte Muskeln im Pfau
Gedehnt werden vielleicht die Schultermuskeln (Deltamuskeln), damit du die Ellenbogen zusammen bekommst. Ansonsten ist der Pfau vom Standpunkt der Muskeln aus vor allem eine Stärkungsübung.
Der Pfau als Gleichgewichtsübung
Der Pfau ist auch eine sehr massive Gleichgewichtsübung. Er stellt hohe Herausforderungen an Gleichgewicht und Koordination. So trainiert der Pfau den Gleichgewichtssinn und die Koordinationsfähigkeit, stärkt als solches das Nervensystem und ist deshalb auch sehr gut für das gesamte Gehirn und die Denkfähigkeit
Wirkung auf Verdauungsorgane
Der Pfau gilt auch als wirkungsvollste Übung für die Verdauungsorgane. Die Hauptschlagader im Bauch bekommt eine Massage und anschließend, wenn die Ellenbogen wieder weggenommen werden, strömt viel Blut in die Bauchorgane hinein. Das Drücken der Bauchorgane führt ebenso dazu, dass das venöse Blut aus den Bauchorganen vermehrt zurückkehrt zum Herzen. Es wird auch die Zwischenzellflüssigkeit, die Lymphe, besser abtransportiert und die Venen insgesamt funktionieren besser. Und so wirkt der Pfau stark verjüngend und ist sehr gut für alle Verdauungsorgane einschließlich Magen, Bauchspeicheldrüse und Leber.
Der Pfau und die Wirkung laut Ayurveda
In der Hatha Yoga Pradipika werden die Ayurveda Wirkungen des Pfaus beschrieben. Dort wird insbesondere gesagt, dass der Pfau alle Amas, alle Unreinheiten, abbaut und hilft Agni, das Verdauungsfeuer anzuregen. Svatmarama sagt sogar, dass das Verdauungsfeuer so stark wird, dass, wenn man ungünstige Nahrung zu sich nimmt, sie dennoch gut verdaut werden kann. Svatmarama sagt auch, dass alle Erkrankungen durch ein Übermaß von Vata, Pitta oder Kapha durch die Übungen des Pfaues geheilt werden. Der Pfau wirkt Tridosha, d.h. die Energien kommen zurück in ihre Prakriti, in ihren natürlichen Zustand.
Energetische Wirkungen des Pfaus
Der Pfau gehört zu den aktivierenden und aufweckenden Übungen. Er wirkt sehr gut am Morgen. Wenn du den Pfau morgens machst, brauchst du keinen Kaffee, um aufzuwachen. Der Pfau hilft die Konzentration zu fördern und immer dann, wenn du neue Energie und Kraft brauchst. Er wirkt ganz besonders auf Manipura Chakra durch den Druck auf den Bauch und wirkt auch auf das Ajna Chakra, dem Punkt zwischen den Augenbrauen.
Geistige Wirkungen von Mayurasana
Mayurasana entwickelt Selbstbewusstsein, Mut, Konzentration, Koordinationsfähigkeit, Willenskraft, Gleichgewicht und Durchhaltevermögen. Der Pfau hilft also, dass du selbst dein Leben in die Hand nimmst und nicht einfach nur im Fühlen versinkst. Er ist eine Aktivität und eine bewusste Willensanstrengung und hilft dir dann in tiefe Meditation zu gehen. Manche Menschen üben gern den Pfau direkt vor der Meditation, weil diese Anstrengung und Willensanstrengung etwas Gutes ist um dann in der Meditation über die Anstrengung hinauszuwachsen und in die Hingabe zu gehen.
Anleitungsvideos für den Pfau findest du auf unseren Internetseiten. Dort siehst du wie du den Pfau lernen kannst, auch wenn du bisher gedacht hast, dass du ihn gar nicht kannst. Denn es gibt viele Variationen vom Pfau und eine davon kannst du ziemlich sicher. Gib einfach in das Suchfeld unserer Internetseite „Pfau“ ein oder „Pfau Übungsanleitung“, „Pfau Übungsvideo“ ein. So bekommst du viele weitere Informationen über Mayurasana, dem Yogapfau.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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