Fortsetzung von YVS281-1 Altar bei einer Yogastunde (Teil 1):
Wie kannst du einen Altar gut gestalten?
Meiner Ansicht nach, sollte der Altar etwas über dem Boden sein, obgleich es auch die Möglichkeit gibt, einfach einen Messingteller oder Glasteller zu haben und die Murtis direkt darauf zu stellen. Wenn man es etwas erhöht haben kann, umso besser.
Es ist gut mindestens eine Murti zu haben, die aus einem Material gemacht ist, die Energie aufspeichern und ausstrahlen kann. Das kann ein Metall, wie z.B. Messing oder Kupfer, sein. Messing ins in Indien für Reise Murtis das übliche Material. Es könnte auch eine Stein Murti sein. Marmor und Granit gelten auch als besondere Materialien. Manche sagen auch, dass Holz Murtis auch eine besondere Schwingung haben. Ich persönlich meine, dass lebendiges Holz sehr machtvolle Schwingungen hat. Bei Holz Murtis habe ich jedoch nicht den großen Bezug dazu. Ich meine, dass sie irgendwo schön sind, aber als Schwingungsausstrahlung sind Metall- oder Stein Murtis meinem Empfinden nach machtvoller.
Natürlich ist es gut, eine Kerze oder eine Öllampe anzuzünden. Dann würde ich immer den Meister Swami Sivananda hinstellen, durch deren Instrument ich ja immer gerne bin.
Für einen richtigen Altar eines Yoga- oder Meditationsraumes ist es immer gut eine Ganesha Figur zu haben. Dann vielleicht noch drei Figuren, die für die Göttliche Mutter, für Shiva und für Vishnu stehen. Die Yoga - Vidya Tradition ist eine verbindende Tradition. In Indien gibt es eigentlich drei Haupttraditionen: Shaivismus, Shaktismus, Vaishnavismus.
Yoga - Vidya ist eine übergreifende und verbindende Tradition, sodass wir auf den großen Altären immer eine Statur aus der Vishnu - Tradition (Vaishnavismus): Vishnu, Krishna oder Rama. Wir haben eine Murti aus der Devi - Tradition (Shaktismus): Durga, Lakshmi, Saraswati, Kali oder einen anderen Aspekt der Göttlichen Mutter. Und wir haben einen Murti aus der Shiva - Tradition (Shaivismus): Shiva Nataraj, Shiva Lingam.
Es gibt auch Murtis, die beides verkörpern. Wenn du z.B. eine Durga - Murti hast, steht diese sowohl mit Shiva und mit Shakti in Verbindung. Oder wenn du eine Lakshmi - Murti hast, dann hast du den Vaishnavismus und Shaktismus zusammen.
Es sollte immer ein Ganesha dabei sein, weil Ganesha alle Hindernisse überwindet.
Daneben kannst du natürlich noch vieles Anderes machen. Der Altar kann einfacher oder komplexer sein. Das ist letztlich eine Frage von Geschmack und Herzenszugang.
Soweit einige Gedanken zum Altar in einer Yogastunde. Sei natürlich auch ermutigt. Angenommen du hast dein eigenes Yogazentrum oder einen eigenen Yogaraum, dann hänge Götterbilder auf. Das hilft, um zur Schwingung zu kommen und das hilft auch, dass spirituelle Schwingung im Raum stark wird und dass die Teilnehmer, die vielleicht Yoga - Samskaras aus früheren Leben haben, sich gleich zu Hause fühlen.
Manche Menschen behaupten, wir seien im Westen und man sollte nur westliche Dinge machen. Ich halte davon gar nichts:
Die heutige Kultur ist keine germanische Kultur, sondern Menschen essen Nudeln, die in China erfunden wurden. Sie essen Pfirsiche aus China, Kartoffeln aus Südamerika, Weizen aus Anatolien. Sie tragen Kleidung mit Baumwolle aus Ägypten, zusammengenäht in Bangladesch mit Färbemitteln aus China, auf einem Schiff unter liberianischer Flagge transportiert. Was ist jetzt wirklich deutsch und westlich? Was ist überhaupt westliche Spiritualität? Ist es die Christliche, die eigentlich aus Israel stammt? Ist es die germanische? Die Germanen stammen aus der russischen Steppe? Wäre es die keltische Spiritualität, käme es ebenfalls aus der russischen Steppe. Die Spiritualität der Glockenbecherkultur? Niemand weiß wirklich, was das gewesen sein soll. Die Spiritualität von diesem Leben? Die Spiritualität aus einem früheren Leben?
Letztlich ist die menschliche Kultur seit Urzeiten immer ein Zusammenspiel von verschiedenen; Menschen befruchten sich. Mein Lehrer hat uns gerne gesagt, dass Menschen sich auch in unterschiedlichen Kulturkreisen inkarnieren.
Diejenigen, die heute stark zum Yoga angezogen werden, waren in einem früheren Leben vermutlich in Indien. Aber sie waren nicht nur in Indien. Jeder hat sich schon einmal in Australien, Afrika, Südamerika, Nordamerika inkarniert. Er war mal Eskimo oder Inuit, christlich oder katholisch usw.
Und das ist ja auch ein schöner Gedanken, dass wir eigentlich alle Kulturen schon einmal erlebt haben, aber zumindest viele Kulturen schon erlebt und alles in uns haben. Menschen, die zum Yoga angezogen werden, haben vermutlich sog. Yoga - Samskaras, waren schon einmal in Indien und fühlen sich gleich zu Hause, wenn dort Götterbilder hängen, indische Murtis da sind, wenn Mantras gesungen werden. Sie fühlen sich auch gleich vertraut mit Asana, Pranayama, Tiefenentspannung, Meditation.
Manche Menschen haben zu Beginn noch einige Widerstände für etwas Außergewöhnliches. Aber Menschen reisen heute ja auch sehr viel. Warum reisen sie und gehen nicht einfach 30 km wandern? Die Menschen wollen eine gewisse Exotik und sie wollen anderes kennen lernen.
Wenn ein Yogazentrum so gestaltet ist, dass es eben anders ist, als das was die Menschen sonst haben, dann ist das gleich wie ein Miniurlaub. Das haben mir Menschen so häufig gesagt, als ich ein Yogazentrum geleitet habe. So wie sie in die Tür eintreten, fällt der Alltag ab. Sie treten ein in eine neue Welt, können sich gut entspannen, mit spiritueller Kraft aufladen und mit Freude, Energie und geistiger Kraft den Alltag neu gestalten.
Mit anderen Worten: Habe einen Altar, gestalte ein Yogazentrum durchaus indisch, yogisch, spirituell. Du wirst merken, dass es dir und deinen Teilnehmern gut tut.
All das gilt mit einer kleinen Einschränkung. Wenn du kein eigenes Yogazentrum hast, sondern woanders unterrichtest, dann respektiere immer das, was anderen wichtig ist. Versuche dann das zu machen, was für die anderen auch okay ist.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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