Warum ist es gut zu Beginn einer Yogastunde ein Mantra zu singen?

Ich auch schon darüber gesprochen, warum es gut ist, zu Beginn das Om zu singen. Bei Yoga - Vidya singen wird gerne 3-mal Om, dann ein Mantra und oft danach 3-mal Shanti. Je nach Länge des Mantras kann es durchaus 1 bis 3 Minuten in Anspruch nehmen.

Warum ist es gut sich diese Zeit zu nehmen?

Zum einen ist es für die Teilnehmer wichtig. Die Teilnehmer werden aus dem normalen Alltag herausgeholt und in eine spirituelle Schwingung hineingebracht. Zum anderen (das mag erstaunlich sein) ist es auch für die Astralebene hilfreich. Wenn du eine Yogastunde gibst, gibst du sie nicht nur auf der physischen Ebene. Du ziehst auch Lichtenergien an und sogar Lichtwesen. Manche Menschen, die etwas hellfühlig sind, können manchmal merken, dass spätestens beim Om und bei dem Mantra mehr Lichtenergie in den Raum hineinkommt und dass sich die Schwingung erhebt.

In der Frühzeit der Digitalkameras konnten die Kameras auch feinstoffliche Dinge wahrnehmen, die auch als Orbs / Licht bezeichnet wurden. Mir haben Menschen berichtet, dass wenn sie Fotos vor dem Om gemacht haben nicht so viel sichtbar war; nach dem Om und dem Mantra waren plötzlich mehr Lichtwesen im Raum.

Du magst jetzt daran glauben oder auch nicht glauben. Die anderen Dinge sind jedenfalls so. Auch der Yogalehrer bzw. die Yogalehrerin können sich mit dem Göttlichen verbinden. Wenn du Yoga unterrichtest, machst du dich zum Instrument. Du lässt Lichtenergie in dich hineinströmen und lässt Lichtenergie durch dich hindurchfließen. Du willst nicht aus dem Ego unterrichten; du willst dich zum Instrument machen.

Vielleicht ist es auch so, dass du vor der Yogastunde nicht so viel Zeit hattest, dich zu sammeln. Es ist schon schön, wenn sich die Teilnehmer für die Anfangsentspannung hinlegen und du vielleicht auch eine Minute Ruhe hältst, während die Teilnehmer deinen vorherigen Anleitungen zur Entspannung folgen. In der Zeit kannst du dich sammeln. Aber du kannst dich noch mit all deinen Teilnehmern verbinden, wenn du das Om wiederholst. Während du das Mantra wiederholst, machst du dich zum Instrument. Du bittest darum, dass das Göttliche in dich hineinströmt und dich erfüllt. Dann bittest du darum, dass dieses Göttliche vom Herzen zu allen Teilnehmern hin fließt. Oder du stellst dir vor, dass die Lichtenergie der Meister, vielleicht Swami Sivananda, direkt in die Teilnehmer hineinströmt und sie sich dabei öffnen.

So ist das Mantra von besonderer Kraft. Mein Lehrer hat gerne empfohlen das volle Gajananam, also die ganzen fünf Strophen zu wiederholen. Dieses Gajananam, auch Gajananam Stotra genannt, ist eine Zusammenstellung von fünf sogenannten Dhyana Shlokas, welche die verschiedenen Aspekte des Göttlichen anrufen:

  • Ganesha: etwas gut anfangen
  • Sharavanabhava: weitermachen, auch wenn es mal nicht so leicht ist; bewusst an sich arbeiten und bewusst gestalten
  • Saraswati: für Kreativität, um sich für höheres Wissen und Intuition zu öffnen
  • Anrufung des Gurus: Bitte um Führung
  • Narayani / Mangala: Wir rufen die Göttliche Mutter an, nicht nur für uns selbst sondern für alle Wesen. Das sarva mangala mangalye gilt auch als Mangala Charana Mantra bzw. Svasti Vacha Mantra, also als Mantra des Wohlwollens.

Wir wollen Yoga eben nicht nur für uns selbst üben, auch nicht nur für die, die im Raum sind. Wir wollen mit der Yogastunde eine Schwingung des Friedens schaffen, die in die ganze Welt ausstrahlen soll. Wir bitten auch darum, dass alle Menschen, die die Yogastunde mitmachen, Licht und Kraft empfangen, damit sie nachher mehr Gutes in der Welt bewirken können. So ist all das in diesem Gajananam enthalten.

Mein Lehrer, der vermutlich derjenige war, der genau diese fünf Shlokas in diese Reihenfolge gebracht hat und zumindest uns im Westen gelehrt hat, das zu unterrichten, hat auch gerne gesagt, dass seine besondere Energie immer dann spürbar ist, wenn wir diese fünf Shlokas hintereinander rezitieren.

Am Ende des Gajananam kann man das Om Shanti wiederholen. Zumindest singen wir das Om Shanti am Ende der Yogastunden. Wir singen das Om Shanti eben auch als Frieden für Körper, Geist und Seele. Auch Frieden für jeden Einzelnen, Frieden für alle mit denen die Yogateilnehmer / Yogateilnehmerinnen anschließend zu tun haben und Friedensgedanken für die ganze Welt.

So ist dieses Om, Gajananam und Shanti schon ein guter Beginn der Yogastunde.

Viele Menschen singen auch nicht das vollständige Gajananam. Man kann ja auch eine Strophe rausnehmen. Viele singen nur die erste, vierte oder fünfte Strophe. Wieder andere singen andere Mantras. Letztlich kannst du es dir aussuchen. Trotzdem hat es eine besondere Schönheit und spirituelle Kraft die ganze Gajananam - Stotra zu rezitieren.

Jetzt weißt du, warum das Gajananam gerne bei Yoga - Vidya gesungen wird. Wenn du Yogalehrer / Yogalehrerin bist ermutige ich dich, es zu singen. Überwinde deine Schüchternheit, überwinde die Vorstellung, dass es etwas Außergewöhnliches ist, wo vielleicht Menschen Bedenken haben. Menschen sind sehr viel offener dafür, als du es dir vorstellst.

Natürlich gibt es Kontexte, wo so was nicht gewünscht ist. Es mag christliche Kirchengemeinden geben, die z.B. das Om akzeptieren, aber nicht wollen, dass irgendwelche Mantras gesungen werden, wo Namen wiederholt werden, die vielleicht mit Hindugöttern zu tun haben. Das würdest du dann respektieren.

Es mag auch Volkshochschulen oder Reha Kliniken geben, die einen großen Wert auf weltanschauliche Neutralität legen und dies deshalb nicht wollen. Das wirst du dann auch respektieren.

Die meisten Fitnesszentren sind dafür übrigens ganz offen. Die Fitnesszentren kennen die Notwendigkeit für Exotik und exotische Atmosphäre. Wenn der Yogalehrer / die Yogalehrerin das einfach damit begründet, dass wir mit dem Yoga aus dem Alltag wegkommen wollen und das Singen hilft, dass Menschen in eine andere Stimmung kommen.

Ein wenig Exotik gehört zum Yoga dazu und das versteht jeder Fitnessstudio-Besitzer, der viel Geld ausgibt, um eine besondere Atmosphäre in seinem Fitnessstudio zu schaffen.

In einer Zeit, wo Banken mit Buddha-Figuren werben, Optiker thailändische Götterstaturen im Schaufenster haben, jede zweite Saunatherme hinduistische oder buddhistische Götterfiguren hat, brauchen Yogalehrer sich nicht zu schämen, zu ihrer Spiritualität zu stehen.

Mein Tipp: Singe Om, singe Mantra wenn es irgendwie möglich ist.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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