Warum singen wir bei Yoga - Vidya eigentlich zu Beginn und zum Ende der Yogastunden immer Om. Nicht nur bei Yoga - Vidya, die meisten klassischen Richtungen singen das Om. Darüber möchte ich heute sprechen.

Es ist sehr gut und wichtig zu Beginn einer Yogastunde Om zu singen. Das Om ist etwas, was den ganzen Körper in harmonische Schwingungen bringt. Wenn die ganze Gruppe zusammen Om singt und jeder spürt, wie sich das Herz berührt fühlt, wie der Brustkorb harmonisch pulsiert, wie die Stirn in Schwingungen versetzt wird und wie dieser Klang des Om alle miteinander verbindet, dann ist es einfach eine großartige Erfahrung. Bei einer Yogastunde, bei der nach der Anfangsentspannung das Om gesungen wird, entsteht gleich eine wunderbare spirituelle Schwingung. Das funktioniert sogar dann, wenn die Menschen gar nicht spirituell interessiert sind.

Menschen werden durch den Klang beeinflusst. Deshalb gibt es auch überall Musik in der Luft. Deshalb lieben es Menschen auch, z.B. Vogelgezwitscher, Rauschen von Bächen, Rauschen des Meeres und das Rauschen des Waldes zu hören. All dieses Rauschen des Waldes und des Meeres usw. ist letztlich auch wieder das Om.

So ist das Om, der kosmische Klang, etwas was den Menschen in irgendeine Urharmonie hineinbringt. So kann ich dir nur raten, wenn es irgendwie geht, wenn du Yogalehrer / Yogalehrerin bist, die Yogastunde mit einem Om zu beginnen. Wenn Du Schüler bist, wähle dir vielleicht eine Yogaschule aus, wo Om gesungen wird, da du so eine tiefere Erfahrung hast.

Es gibt natürlich noch einen weiteren Grund, das Om zu wiederholen. Heutzutage sind viele Menschen gestresst, weil viele versuchen, den Anforderungen gerecht zu werden. Menschen haben ein Anspruchsniveau an sich selbst und an andere. Das Om ist wie eine Überleitung. Man kommt nach der Tiefenentspannung ganz aus dem normalen Alltagsdenken heraus. Das Om sagt für alle, dass jetzt etwas Neues beginnt. Jetzt habe ich Zeit, um mich zu regenerieren. Jetzt habe ich Zeit, um mich zu entspannen. Jetzt habe ich Zeit, um tiefere und höhere Erfahrungen zu machen. Das Singen des Om hilft der Verbindung von allem.

Natürlich mag es Situationen geben, wo das Om - Singen vielleicht nicht möglich ist. Manchmal gibt es bestimmte kirchliche Gemeindezentren, die das Om nicht wollen. Manchmal gibt es Volkshochschulen, die nicht wollen, dass das Om wegen weltanschaulicher Neutralität wiederholt wird. Es mag auch mal Reha Kliniken geben, die das nicht mögen.

Aber die meisten wissen, dass es hilfreich und schön ist. Der Durchschnittsmensch nimmt sogar an, dass das Om zur Yogastunde dazugehört. Er erwartet es geradezu. Nicht umsonst wird sich in Fernsehfilmen oft über das Om lustig gemacht. Auch in Illustrierten wird vom obligatorischen Om gesprochen. Es schadet auch nichts dieser Erwartungshaltung zu entsprechen, um Menschen in den Yoga Spirit hineinzubringen.

Vom tieferen Yoga verbindet Om Körper, Geist und Seele. Das Om hat drei Teile: das A, das U und das M. A-U-M verschmelzen miteinander. Das A pulsiert irgendwo im Bauch und Brustkorb, das U pulsiert dann in der Kehle und das M pulsiert in der Stirn und im Scheitel.

Der Anfang des Om beginnt mit dem A im Muladhara - Chakra, geht über das U zu Anahata- und Vishuddha Chakra, bei dem M ins Ajna Chakra und dann mit der Stille ins Sahasrara Chakra.

Manchmal kannst du auch über die philosophische Bedeutung des Om sprechen, wenn die Teilnehmer vielleicht schon 6- oder 7-mal da waren. Das öffnet für die Teilnehmer auch eine spirituelle Dimension:

A ist die Vergangenheit, U die Gegenwart, M die Zukunft und die Stille danach die Ewigkeit.

A ist der physische Körper, U der Astralkörper, M der Kausalkörper und die Stille das Unendliche und Ewige.

A ist der Mensch, U ist die Beziehung von Mensch zu Gott, M ist Gott und die Stille danach ist die absolute Einheit.

So könnte man noch viele Dreiheiten finden. So ist das Om alle Dreiheiten und die Einheit hinter allem. Bewusst oder unbewusst treten alle zu Beginn einer Yogastunde in diese tiefe Schwingung des Om ein.

Sei daher mutig und stehe zu dem ganzheitlichen Yoga und singe Om zu Anfang der Yogastunde, wenn du Yogalehrer / Yogalehrerin bist. Wenn du Teilnehmer / Teilnehmerin bist, dann singe schön mit.

Heutzutage wird auch vom Tönen gesprochen, weil Menschen nicht singen wollen. Wenn du also Om nicht singen willst, dann töne eben Om; es hat die gleiche Wirkung.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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