Das nennt sich „der Yoga der göttlichen Herrlichkeit“. In diesem Kapitel beschreibt Krishna, wie wir das Göttliche sehen können, indem wir es im Großartigen sehen. Er sagt im

  1. Vers: „Unter den Hymnen bin Ich das Brihatsaman. Unter den Versmaßen bin Ich das Gayatri. Unter den Monaten bin Ich Margashirsha. Unter den Jahreszeiten bin Ich die Jahreszeit der Blüte.“.

Das sind so einige Weisen, wie du Gott sehen kannst. Du kannst selbst überlegen, welche Hymnen liegen dir besonders gut? Mit welchem Mantra, welchem Kirtan, welchem Lied kannst du Gott besonders spüren? Oder mit dem Gayatri. Du kannst das Gayatri wiederholen und dabei Gott spüren. Margashirsha ist in Indien der Monat von Mitte Dezember bis Mitte Januar. In den meisten Teilen Indien ist das die angenehmste Zeit. Da gibt es keinen Monsun. Es ist nicht zu warm. In Rishikesh ist Margashirsha letztlich die kühlere Zeit, die nicht als besonders angenehm gilt. Gut, du kannst selbst überlegen: Was ist für mich die besonders schöne Zeit? Und wenn eine besonders schöne Jahreszeit ist, dann genieße es eben auch. "Unter den Jahreszeiten bin ich die Jahreszeit der Blüte." Wann immer du Blüten siehst, siehe Gott darin.

  1. Vers: „Ich bin das Glücksspiel des Betrügers. Ich bin das Strahlende im Strahlen. Ich bin der Sieg. Ich bin die Entschlossenheit (der Entschlossenen). Ich bin die Güte der Gütigen.“

Er sagt: „Ich bin das Glücksspiel des Betrügers.“. Gott ist selbst in den besonderen Fähigkeiten der Menschen, die einen betrügen. Auch darin kannst du Gott sehen. Wobei natürlich noch dazu gesagt, „Ich bin das Glückspiel des Betrügers“, immerhin ist es im Glücksspiel nicht ganz so schlimm wie bei anderen Dingen. Menschen erwarten, dass beim Glücksspiel auch Dinge schief gehen. Wo man sagen kann, dann mach’s beim Glücksspiel. Aber man kann es auch noch anders ausbauen. Man kann sagen: „Auch in der Großartigkeit darin, wie Menschen andere betrügen, kann man auch irgendwo Respekt spüren.“. Natürlich gelten im Yoga Satya und Asteya – Wahrhaftigkeit und nicht stehlen. Manchmal wenn dir übel mitgespielt wird, kannst du auch sagen: „Wow, der hat besondere Fähigkeiten.“

Natürlich, „Ich bin das Strahlende im Strahlen.“ Wenn du etwas Strahlendes siehst oder jemand strahlt, dann kannst du sehen: „Ah! Da manifestiert sich Gott.“. 

„Ich bin der Sieg.“ Natürlich, Gott ist auch die Niederlage. Aber wann immer du irgendetwas Gutes machst, wann immer dir etwas gelingt, halte einen Moment inne, feiere und sei dankbar. Das ist etwas, was ich selbst durchaus noch weiter ausbauen müsste. Irgendwo zu lernen, ja, wann immer etwas abgeschlossen ist, ein Projekt abgeschlossen ist, dann ist es gut zu feiern und Gott dankbar zu sein.

„Ich bin die Entschlossenheit der Entschlossenen.“ sagt Krishna. Also, du siehst manchmal Menschen, die sind entschlossen etwas zu tun und die setzen das um. Sieh darin das Göttliche. Diese Entschlossenheit kommt auch in dir.

„Ich bin die Güte der Gütigen.“ Wenn du jemanden siehst, der besonders gütig ist, dann wertschätze das. Und spüre: Auch darin manifestiert sich Gott.

  1. Vers:Unter den Vrishnis bin Ich Vasudeva. Unter den Pandavas bin Ich Arjuna. Unter den Weisen bin Ich Vyasa. Unter den Dichtern bin Ich der Poet Ushanas.“

Zum einen kann man sagen: „Unter den Vrishnis bin Ich Vasudeva.“ Gut, Vasudeva ist natürlich Krishna. Man könnte sagen: Jetzt lobt sich Krishna selbst. Vasudeva, es ist Krishna dabei. Trotzdem kann man auch sagen „Vasudeva“ heißt auch „der Gott für alle Geschöpfe“. Man könnte auch sagen: Unter denjenigen, der in einem Land besonders für alle Geschöpfe da ist, über den manifestiert sich Gott am meisten. Fast jeder Mensch will für irgendwelche Leute auch etwas Gutes tun. Viele machen es aber nur für ihre Familie und die, mit denen sie sich identifizieren. Aber derjenige ragt besonders heraus, der für alle Wesen etwas tut.

Gut und er sagt: „Unter den Pandavas bin Ich Arjuna.“ Krishna spricht ja zu Arjuna und er sagt eben auch: „Sieh auch in dir selbst Gott. Auch in dir manifestiert sich Gott.“

Unter den Weisen bin Ich Vyasa.“ Du kannst auch selbst überlegen: Wer ist für dich besonders weise? In wem siehst du eine besondere Manifestation Gottes?

Und: „Unter den Dichtern bin Ich der Poet Ushanas.“ Ushanas galt als göttlicher Weiser und Priester. Bei ihm war es besonders, dass er nicht nur ein großer Dichter war, sondern gleichzeitig war er ein großer Yogi und Asket. Aber auch hier könntest du sagen: Vielleicht bist du von einem Dichter besonders angezogen. Spüre den Respekt und die Hochachtung. Spüre das Staunen.

  1. Vers:“ Unter den Strafenden bin Ich das Zepter. Unter denen, die den Sieg erwünschen, bin Ich die Kunst des Staatsmannes. Und Ich bin auch die Stille unter den Geheimnissen. Kenntnis bin Ich unter den Wissenden.“

Strafend ist das Zepter. Zepter heißt jetzt nicht, jemanden physisch zu bestrafen, noch nicht mal ins Gefängnis zu setzen. Du kannst sagen: Das Zepter ist derjenige, der etwas hochhält und sagt: - So geht es nicht -. Ich kann mich daran erinnern, dass es irgendwann mal eine gewisse Krise in einem Ashram, wo ich war. Mir war untersagt worden irgendjemanden raus zu werfen. Ich sollte einfach freundlich mit den Menschen umgehen. Und Dinge waren irgendwie nicht gut gegangen. „Ich kann ja gar nichts machen.“ Und dann habe ich irgendwo den Tipp bekommen: „Doch! Du kannst Menschen Rückmeldungen geben.“ Gib Menschen einfach Rückmeldungen. Du brauchst nicht zu drohen. Du brauchst Menschen nicht zu bestrafen. Sage ihnen nur einfach, was du von ihnen willst. Und sage ihnen auch, wenn das, was sie gemacht haben, nicht ganz dir oder dem, was du von ihnen erwartet hast, entspricht.

Und hier: „Unter denen die den Sieg wünschen, bin Ich die Kunst des Staatsmannes.“ Besser, du bist staatsmännisch. Besser, du bemühst dich mit allen gut umzugehen statt zu kämpfen. Wenn du den Sieg wünschst, ist es besser das friedvoll, kunstvoll und staatsmännisch zu machen.

Wenn du ein Geheimnis bekommst, dann halte es auch. Sei still.

Und „die Kenntnis unter den Wissenden“. Viele Menschen bilden sich ein, sie seien wissend. Aber Krishna sagt: „Ich bin die Kenntnis unter den Wissenden.“ Man kann aber auch sagen: Bewundere immer wieder das Wissen, das andere Menschen haben. Jeder Mensch ist auf irgendeinem Gebiet Spezialist. Lerne das wertzuschätzen und darin Gott zu erfahren.

  1. Vers: „Und jeder Same aller Wesen bin iIh ebenfalls, oh Arjuna. Es gibt kein bewegtes oder unbewegtes Wesen, das ohne Mich sein kann.“

In der Tiefe seines Wesens ist jeder Mensch eins mit Gott. Es kann deshalb kein Mensch ohne Gott existieren, weil er nicht ohne die Tiefe seines Wesens existiert. Auch im relativen Aspekt können wir immer sagen: Alle Kräfte kommen letztlich aus Gott.

  1. Vers: „Meinen göttlichen Herrlichkeiten ist kein Ende gesetzt, oh Arjuna. Dies ist nur eine kurze Darstellung einiger Besonderheiten unter Meinen göttlichen Herrlichkeiten.“

Also Krishna hat eine Aufzählung gemacht. Das soll keine endgültige Aufzählung sein, sondern soll nur sagen: Das sind nur Beispiele. Überlege dir selbst, was du jeden Tag an Großartigem erfährst. Nimm dir einen Moment des Staunens und sieh Gott in diesem.

  1. Vers: „Jedes ruhmreiche, wohlhabende oder mächtige Wesen wisse, es ist eine Manifestation von einem Teil Meines Glanzes.“

Jeder, der seine Fähigkeiten entwickelt, der wird letztlich zur Manifestation Gottes. Auf eine gewisse Weise ist jeder Mensch eine Manifestation Gottes. Aber wenn du selbst eine Fähigkeit entwickelst, wirst du zu einer besonderen Manifestation. Zu Vibhuti, einer besonderen Herrlichkeit, einer besonderen göttlichen Herrlichkeit. Zum einen entwickle es in dir selbst und schätze das Großartige, Ruhmreiche, aber auch das Tugendhafte in anderen wert. Wenn du magst, halte nach diesem Beitrag einen Moment inne und mache eine Aufzählung von 10 Dingen, die du in dieser Welt oder in einem anderen Menschen bewunderst.

  1. Vers: „Was nützt es dir jedoch, all diese Einzelheiten zu kennen, oh Arjuna? Ich bin und ich erhalte mit einem Teil von mir selbst diese ganze Welt.“

So endet in den Upanishaden der glorreichen Bhagavad Gita, der Wissenschaft vom Ewigen, der Schrift über Yoga, des Dialogs zwischen Shri Krishna und Arjuna, das 10. Kapitel mit dem Namen: Vibhuti Yoga – Der Yoga der göttlichen Herrlichkeiten.

Halte einen Moment inne und überlege: Was finde ich großartig und kann ich in diesem Großartigen Gott sehen?

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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