Vers 14:
Daivī hy eṣā guṇa-mayī mama māyā duratyayā
mām eva ye prapadyante māyām etāḿ taranti te
„Wahrlich, diese Meine göttliche Täuschung, die aus den drei Eigenschaften (der Natur) geschaffen ist, ist schwer zu überwinden; wer aber allein bei Mir Zuflucht sucht, geht über diese Täuschung hinaus.“
Hier sagt er, dass auch die Täuschung aus Gott geschaffen ist. Bevor du dir Vorwürfe machst, dass du in der Täuschung bist und dir sagst: „Was bin ich doch für ein schlechter Aspirant, dass ich mich noch weiter in Maya (Täuschung) befinde.“, stattdessen sei dir bewusst, dass deine eigene Täuschung Gottes Werk ist. Auch in der Täuschung manifestiert sich Gott. Und daher ist es schwierig die Täuschung zu überwinden, denn auch diese ist göttlich. Manchmal kannst du dir auch bewusst machen, wie viel überflüssige Probleme du dir bereitest. Selbst wenn du dir Dinge vornimmst, schaffst du es trotzdem nicht immer, sie umzusetzen. Selbst wenn du etwas erreicht hast, irrst du dich erneut. Man könnte nun sagen, dies ist auch eine göttliche Täuschung. Gott macht alles. Krishna sagt: „Suche Zuflucht bei Gott, und durch Gnade gehst du über die Täuschung hinaus.“ Wenn du also irgendwo feststellst: „Ich kriege es nicht hin, über die Täuschung hinauszugehen, wieder und wieder probiere ich es und lande immer wieder darin.“, hier kommt eben der Bhakti Yoga zum Vorschein, den Krishna erwähnt, und den er im sechsten Kapitel „Der Yoga der Ruhe und des Gleichmuts“ gelobt hat.
Vergleich mit der Devi Mahatmya Schrift
Es gibt auch eine göttliche Schrift, die Devi Mahatmya, da wird die Göttin verehrt. Dort wird gesagt: „Ehrerbietung an die göttliche Mutter wieder und wieder, sie ist Ursache von Befreiung und Ursache von Bindung.“
Ya Devi saga bhuteshum mhukti bhukti pradayani namastasye namastasye namastasye namo Namah
Ehrerbietung immer und immer wieder: „Oh Göttliche Mutter. Du manifestierst dich als Mhukti: die Kraft der Befreiung und als Bhukti: die Kraft der Bindung. Du bist die Friedfertigkeit und Du bist der Ärger. Und Du bist der Wunsch nach Befreiung, und Du bist die Verblendung. All das ist göttliches Werk.“
Lass dich von allen Manifestationen Gottes zur Selbstverwirklichung bringen. Denke an Gott, bringe alles Gott dar. Dann gehst du über die Täuschung hinaus.
Vers 15:
Hier sagt Krishna:
Na māḿ duṣkṛtino mūḍhāḥ prapadyante narādhamāḥ
māyayāpahṛta-jñānā āsuraḿ bhāvam āśritāḥ
„Die Übeltäter und die Getäuschten, die die niedrigsten unter den Menschen sind, suchen Mich nicht; diejenigen, deren Wissen durch Täuschung zunichte gemacht worden ist, gehen den Weg der Asuras (Dämonen).“
Nicht alle streben nach Gott, das hatte er schon vorher gesagt, aber manche Menschen sind dermaßen getäuscht, dass sie schlimme Dinge tun. Sie sind nicht schlecht, sie sind keine Bösen. Krishna sagt an keiner Stelle, dass es Menschen gibt, die nur böse sind, aber wir können getäuscht sein und gehen deshalb den falschen Weg. Es ist die Aufforderung: „Gehe du den richtigen Weg.“ Und auch die, die getäuscht sind, sind letztlich auch göttliche Geschöpfe. Du weißt nicht, wie lange die Täuschung dauert. Der, den du vielleicht verachtest, kann plötzlich ein spirituelles Erwecken haben und die Gottverwirklichung vor dir erreichen. Daher sei vorsichtig, ehe du dich über andere stellst.
Göttliche Täuschung ist da, und göttliche Verwirklichung ist da. Lass dich in die Verwirklichung bringen, sei nicht arrogant, aber selbst wenn du getäuscht bist, denke an Gott und bitte Gott um Hilfe. So kommst du zu Gott.
Soweit diese Verse der Bhagavad Gita. Denke nach über die Täuschung, die auch göttlich ist. Selbst in der Verblendung und in Schwierigkeiten ist das Göttliche. Bitte Gott um Hilfe und bringe alles Gott dar. Vertraue auf göttliche Gnade. Wenn deine Sehnsucht danach ist, wirst du es erfahren.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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