Kommentar zur Bhagavad Gita zum Kapitel 7 ab Vers 4
Krishna spricht:
Bhūmir āpo ’nalo vāyuḥ khaḿ mano buddhir eva ca
ahańkāra itīyaḿ me bhinnā prakṛtir aṣṭadhā
„Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Geist, Verstand und Ichbewusstsein – dies ist Meine äußere achtfache Natur.“
Verbindung spiritueller Konzepte
Krishna macht im Laufe der Bhagavad Gita immer wieder Aufzählungen um zu sagen: alles ist letztlich das Göttliche. Man kann das tief philosophisch beschreiben und erklären, und es gibt spätere Schriften, die versuchen das zu systematisieren, und man kann merken, Krishna verbindet dort auch verschiedene philosophische Konzepte. Auch im alten Indien gibt es Menschen, die ein spirituelles System haben, das in sich geschlossen ist und wieder andere, die ihr spirituelles System haben, das ebenfalls in sich logisch geschlossen ist. Krishna vermengt typischerweise vieles. So wie er in der Bhagavad Gita einmal von Samkhya, einmal von Vedanta, einmal von Raja Yoga aus argumentiert, und einmal von den Bhakti-Schulen, und irgendwie bringt er alles miteinander in Verbindung.
Letztlich das, was auch Swami Sivananda und Swami Vivekananda gemacht haben, und in dieser Tradition stehen wir auch bei Yoga Vidya. Wir machen das, was Krishna gemacht hat, wir verbinden die spirituellen Traditionen.
Die achtfache Natur Krishnas
Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther sind die fünf Elemente. Diese kannst du im Sinne der 5 Koshas interpretieren:
Annamaya Kosha – die Nahrungshülle ist das Erd-Element
Pranamaya Kosha – das Wasser-Element
Manomaya Kosha – das Feuer-Element steht für die Emotionen
Vijnanamaya Kosha – das Lufttemperament
Akasha: Anandamaya Kosha – steht für den Äther
Insbesondere ist der Mensch geprägt durch Geist, Verstand und Ichbewusstsein – die achtfache Natur:
- Erde ist die physische, grobstoffliche Welt, also alles was fest und solide ist wie Stein oder Eis.
- Wasser ist alles Flüssige in dieser Welt.
- Feuer ist Sonnenlicht und Temperatur.
- Luft ist das Gasförmige.
- Äther ist das elektromagnetische Spektrum und das Prana.
- Manas ist der Geist, die Emotion, das einfache Denken und die Wünsche.
- Buddhi ist der Verstand, das Entscheidungsvermögen, Unterscheidungsvermögen und der freie Wille.
- Ahamkara ist das Ichbewusstsein, also das Ego.
Dies ist die achtfache äußere Natur Gottes.
Dein Körper mit dem Grobstofflichen – also mit dem Festen – mit dem Flüssigen, Gasförmigen und der Körpertemperatur, einschließlich dem Prana, deinem Geist und deinem Intellekt, das ist alles die Natur Gottes. Das bist nicht du, sondern alles die Natur Gottes – die äußere Natur Gottes.
Er sagt im Vers 5:
Apareyam itas tv anyāḿ prakṛtiḿ viddhi me parām
jīva-bhūtāḿ mahā-bāho yayedaḿ dhāryate jagat
„Das ist die niedere Prakriti, Oh Arjuna; erkenne, dass sich Meine höhere Prakriti (Natur), das wirkliche Lebenselement, das diese Welt bestehen lässt, davon unterscheidet.“
Es gibt also die höchste Prakriti (Natur), doch das ist noch nicht der höchste Aspekt Gottes.
Die achtfache Natur im Mikrokosmos
Wenn wir zum Beispiel im Körper die achtfache Natur sehen: Erde (das Feste), flüssig (die Körperflüssigkeiten), feurig (in Temperatur), gasförmig (Luft), elektromagnetisches Spektrum und Prana, dann Manas (einfaches Denken und Fühlen), dann Buddhi (den Verstand) und Ahamkara (das Ego). Dies alles sind der physische und der Astralkörper. Darüber hinaus gibt es noch den Kausalkörper, aus dem alles kommt. Das ist die höhere Prakriti (Natur). Dies ist die individuelle Betrachtungsweise, in der selbst deine äußere Natur die Natur Gottes ist, das bist nicht du.
Die achtfache Natur im Makrokosmos
Alles Fest- und Grobstoffliche im ganzen Kosmos ist die Erde Gottes. Alles Flüssige im Kosmos ist das Wasser Gottes. Alles Feurige sind Sternenmaterie und Sonne – das Feuer Gottes. Das Gasförmige überall ist die Luft Gottes. Das elektromagnetische Spektrum und das Prana überall sind der Äther Gottes. Darüber hinaus, wenn das Denken und Fühlen und alle Astralwesen zusammen sind, ist es der Astralkörper Gottes – Manas. Darüber dann der kosmische Verstand und letztlich die Identifikation in dieser Welt ist das Ahamkara Gottes. Über dieser Welt in Zeit und Raum gibt es Karana, die kausale Welt. Karana Jagad ist die höchste Prakriti (Natur).
Das Absolute verstehen lernen
Vers 6:
Etad yonīni bhūtāni sarvāṇīty upadhāraya
ahaṁ kṛtsnasya jagataḥ prabhavaḥ pralayas tathā
„Wisse, dass diese beiden Naturen der Mutterschoß aller Wesen sind. Dahin bin ich Ursprung und Auflösung des gesamten Universums.“
Gott hat die niedere Natur die wir verstehen können, und es gibt die höhere Natur, die Kausalwelt, die wir nicht verstehen können. Diese beiden zusammen sind der Mutterschoß aller Wesen, daraus ist alles entstanden, und so kommt alles aus Gott und alles kehrt auch zurück zu Gott.
Vers7:
Mattaḥ parataraḿ nānyat kiñcid asti dhanañ-jaya
mayi sarvam idaḿ protaḿ sūtre maṇi-gaṇā iva
„Es gibt nichts Höheres als Mich, Oh Arjuna. All dies, die gesamte Schöpfung, ist auf Mir aufgefädelt wie eine Reihe von Perlen auf einer Schnur.“
Dies ist ein wunderschönes Beispiel. Bei einer Perlenkette scheint jede Perle einzeln zu sein und scheint sich von anderen zu unterscheiden. Aber in der ganzen Perlenkette gibt es eine Schnur auf der alles aufgefädelt ist. Ohne diese Perlenschnur in der Mitte, hätte keine Perle ihren Platz. So ähnlich ist Gott als Bewusstsein die Essenz von allem. Wir alle sind wie Perlen. Wertvoll, großartig und schön. Wir sind aufgereiht auf Gott. Unser Innerstes ist unser Bewusstsein, und das Bewusstsein aller Wesen ist eins. Die Perlen sind auch miteinander verbunden, wie wir über den Atem, die Erde, die Schwerkraft, die Sinneswahrnehmungen und über das Prana.
Aber die Essenz von uns allen ist Brahman, das Selbst, Sat-Chit-Ananda (Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit). Dort sind wir eins.
Alles ist Gott, dein Körper, deine Psyche, alles. Das ist die relative Natur. Alles entspringt aber aus der höheren Prakriti, der Kausalwelt, und ist aus dieser miteinander verbunden. Und noch tiefer ist Gott als Bewusstsein in dir und in jedem. Und vielleicht magst du dir heute oder wann immer du jemanden siehst bewusst machen, dein Selbst und mein Selbst sind Eins.
Lasst uns aus dieser Einheit heraus handeln.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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