Erfülle Deine Aufgabe mit dem Geist des Loslassens
Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel Vers 1
„Wer die ihm auferlegte Pflicht erfüllt, ohne an den Früchten seiner Handlungen zu hängen, der ist ein Sannyasin und ein Yogi. Nicht der, der ohne Feuer und untätig ist.“
Die Frage, die Arjuna beschäftigt, ist: Wie kommen wir zur Gottverwirklichung?
Wie kommen wir zur Erfahrung, des Unendlichen und Ewigen?
Geht das überhaupt in der Welt, wenn wir in unserer Aufgabe sind, in Beruf und Familie sind?
Geht das in der weltlichen Welt oder sollten wir uns zurückziehen in den Wald, Himalaja oder in einen Ashram, eine Berghütte, um nur noch zu meditieren?
Krishna hat in den vorhergehenden Kapiteln einige Aussagen getroffen und hier im 6. Kapitel kulminiert er das. Hier schließt die Frage des Karma Yoga ab, wie auch die Frage sollte man entsagen oder in die Welt hineingehen.
Man sollte keinen Unterschied machen zwischen einen Sannyasin, einem der allem entsagt hat und einem Yogi, der Karma Yoga übt. Krishna hat in den ersten 6 Kapiteln, den der Karma Yoga übt, als Karma Yogi bezeichnet und Sannyasin, der allem entsagt.
saṃyāsa - aufgeben, entsagen
Sannyas - die vier Lebensstadien
Vier Lebensstadien (Ashrams) von Sannyas
- Brahmacharya, die Lernperiode bei einem Guru, wo der Schüler für einige Jahre lernt.
- Garhasthya, wo der Schüler eine Familie gründet, ins Berufsleben geht, Beziehung führt. (20-50/60 Jahre)
- Vanaprastha, Leben im Wald, man könnte auch sagen Vorruhestand. Der/Die Aspirant/in zieht sich etwas zurück von Beruf. In Indien übergab man das Handwerk oder den Hof, administrativen Dinge, an die Kinder, Nachfolger. Man ist weiter als Lehrer tätig.
- Sannyasa, ist die Entsagung. Formel alles Loslassen und sich nur noch der spirituellen Praxis, der Meditation zu widmen (ca. 70-80 Jahre).
Die 4. Stufe ist Sannyasin, Entsagung und es gibt auch das Mönchtum und Dasein als Nonne. Wo man den familiären Leben entsagt. Sie verzichten auf eine eigene Familie, Partnerschaft, Sexualität, Verzicht der äußeren Sicherheiten nur um des Broterwerbs willen. Das nennt sich dann auch Sannyasin.
Sannyasin als Swami
Sivananda ist 1924, im Alter von 34 Jahren zum Mönch zum Swami geworden und somit Sannyasin.
Bei Yoga Vidya gibt es auch die Möglichkeit Swami zu werden. Wir haben zwei weibliche Swamis (Nirmala in Bad Meinberg und Devi Ananda im Westerwald).
Du kannst dich vorbereiten indem du Brahmacharya-Gelübde ablegst. Da haben wir auch einige, die sich vorbereiten, Sannyasini zu werden.
Brahmacharya
Um Brahmacharya zu leben, musst du in einem Ashram leben, das geht nicht zu Hause. Du musst schon eine Weile Sevaka sein und in einer spirituellen Gemeinschaft leben. Du musst schon ein Jahr gezeigt haben, dass du ohne Partner leben kannst und willst. Das du die Sehnsucht hast nach diesem monastischen Leben.
Unser Brahmacharya Gelübde ist erst einmal 3 Jahre. Man verspricht 3 Jahre im Ashram zu leben, 3 Jahre zu dienen, zu verzichten auf persönliche sexuelle Beziehung und Beziehung zur Herkunftsfamilie zu reduzieren was für beide Seiten okay ist. Dein Lebensmittelpunkt ist nicht deine physische Herkunftsfamilie, sondern die spirituelle Praxis. Brahmachari trägt gelbe Kleidung. Swamis tragen orangene Kleidung.
Nach den 3 Jahren kann Brahmachari entscheiden, das Gelübde loszulassen und könnte dann in eine Partnerschaft oder eigene Wege gehen. Das Gelübde kann erneuert werden, so dass sie wieder 3 Jahre in Brahmacharya gehen und danach zum Swami werden kann.
Zweite Bedeutung von Sannyasin ist, das jemand Mönch oder Nonne geworden ist.
Bei Yoga Vidya gibt es auch einen schnelleren Weg, Swami zu werden, wenn jemand mindestens 12 Jahre bei Yoga Vidya ist und die letzten Jahre in Brahmachari gelebt hat und mindestens 50 Jahre ist.
Sannyasini und Yogi
Krishna gebraucht hier den Begriff Sannyasin auch noch anders.
Das letzte Lebensstadium, wo das Leben zu Ende ist, ich will mein Leben ganz Gott widmen. Nur noch meditieren, wenn es im Sitzen nicht mehr möglich ist, im Liegen meditieren. Wenn das schwerfällt mindestens ein Mantra rezitieren oder Gebet sprechen. In allem Gott sehen, egal was der Körper bringt, wenn man 70-80 alt ist.
Zweite Bedeutung von Sannyasin ist Mönchtum (gilt auch für Nonnen). Was auch früher geht für Aspiranten, die solche Samskaras haben (Neigungen) und merken, diesen Weg wollen sie gehen.
Hier beschreibt Krishna Karma Sannyasin. Das heißt eine Entsagung mit Karma Yoga verbunden. Wer macht was zu tun ist, sein Dharma und sein Karma macht es, ohne an den Früchten seiner Handlungen zu hängen. Der gleichmütig ist in Erfolg und Misserfolg, in Belohnung, in Kritik usw., der ist ein Sannyasin und ein Yogi. Der geht gleichzeitig den Weg als Entsagter und Karma Yogi.
Krishna empfiehlt dies für die Mehrheit der Aspiranten. Arjuna will die Gottverwirklichung erreichen und auch für die ernsthaften Aspiranten empfiehlt Krishna Sannyasin und Karma Yoga.
Swami oder Sannyasin bei Yoga Vidya
Wenn du bei Yoga Vidya zum Swami wirst, wirst du weiter Karma Yoga üben. Du wirst weiter deine Aufgaben, dein uneigennütziges Dienen haben. Persönliche Verhaftung versuchst du los zulassen. Wenn du Sannyasin bei Yoga Vidya bist, hast du dein Seva, deine spirituelle Praxis, Satsang mit anderen zusammen und einen sattwigen Lebensstil. Beides gilt es zu verbinden, Entsagung und uneigennütziges Dienen.
Krishna sagt:
„Wer die ihm auferlegten Aufgaben erfüllt, ohne an den Früchten seiner Handlung zu hängen, der ist ein Sannyasin und ein Yogi. Nicht der ohne Feuer und untätig ist.“
Es gibt Menschen die sind zu faul etwas zu tun. Im Sinne seiner Rechtfertigung seiner Schwächen, ich will allem entsagen, ich will ein meditatives Leben, ein Leben der Achtsamkeit und der Ruhe, ein Leben der Kontemplation führen. Krishna sagt nein, so kommst du nicht zur Gottverwirklichung. Trägheit und Faulheit (Tamas) ist nicht der Gottverwirklichung zuträglich.
Er sagt, du brauchst Feuer. Feuer heißt Enthusiasmus, Begeisterung, das was zu tun ist mit Engagement tun, mit dem Herzen, so gut du kannst. Nicht haften an Erfolg und Misserfolg. Das ist Karma Yoga. Das ist Sannyasin, Entsagung. Intensiv tätig sein, das ist das äußere. Vom Herzen her, mit Feuer ohne gebunden sein an das Ergebnis. Das ist das, was uns Krishna empfiehlt. Das ist nicht ganz einfach.
Tamas
Halbherzig das ist nicht Karma Yoga. Wenn man gleichmütig ist bei Erfolg und Misserfolg, ist mir doch egal was dabei herauskommt. Gleichmütig an der Kritik (Früchten der Handlungen), ist mir doch egal. Das wäre nicht Karma Yoga, sondern Tamas (Trägheit).
Auch wenn du eine Periode hast, wo du intensiver meditieren kannst. Natürlich ist es wichtig dass du täglich Asanas übst, meditierst, Pranayama übst und dir Zeit zum Reflektieren nimmst. Es ist wichtig, dass du dir zwei bis drei Wochen im Jahr Zeit nimmst, um dich ganz der spirituellen Praxis zu widmen.
Wenn du das machst, mach es mit Engagement und Intensität.
Vielleicht brauchst du einfach mal Urlaub, wo du tust, was dir in den Sinn kommt, vor allem wenn du sonst stark gefordert bist. Manchmal brauch die Psyche Ruhe.
Aber wenn du sagst, ich praktiziere jetzt. Dann mach dies mit Achtsamkeit, mit Intensität, bewusst und mit dem Geist der Entsagung.
Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel Vers 2
„Willst du das Arjuna, Yoga ist das, was man Entsagung nennt. Niemand wird wahrhaftig ein Yogi, der nicht den Gedanken entsagt hat“.
Krishna hat viele Definitionen von Yoga
- Yoga ist Entsagung sagt er hier.
- Gelassenheit des Geistes wird Yoga genannt.
- Yoga ist Geschick im Handeln.
Es gibt Menschen die machen Yoga um sich wohlzufühlen. Sie üben Yoga Praktiken zu was sie Lust haben. Ein Aberglauben im Yoga besteht darin, das man tun kann was man will und einfach seinem Herzen folgen. Ja Yoga heißt seinem Herzen folgen und dann entsagen. Man soll seiner Swarupa folgen, was tief in dir angelegt ist.
Polarität
Er gebraucht immer wieder die Polarität. Das tun was die Tiefe deines Herzens dir sagt. Aber nicht Raga und Dvesha, mögen und nicht mögen zum Opfer fallen. Und so gilt es zu entsagen. Du kannst Wünschen entsagen, Verhaftungen, Identifikation und Früchten am Ergebnis entsagen.
Dann sagt er noch, niemand wird ein Yogi, der nicht den Gedanken entsagt hat, Sankalpas.
Sankalpa
Sankalpa heißt Gedanke. Diesem gilt es zu entsagen. Manchmal hast du Vorstellungen. Ab und zu denkst du wie es zu sein hat. Wie ein Yogalehrer sich zu verhalten hat. Wie soll ein Ashram sein, wie ist Spiritualität, wie soll ein Aspirant sein. Da sind oft Vorurteile, die nicht auf Wissen von Schriften beruhen. Vorurteile, die nicht aus Einsicht beruhen, sondern aus romantischen Vorstellungen.
Beispiel Aspirantin
Vor kurzem gab es eine Aspirantin, die mir gesagt hatte, im Ashram sind viel zu viele Menschen, die viel zu wenig tun, die zu spät aufstehen, nicht ernsthaft sind... Im Ashram sollten nur Menschen sein, die jeden Tag meditieren, jeden Tag Asanas machen und die wirklich ernsthaft sind. Unmöglich wie dieser Ashram ist.
Dann kam sie einige Wochen später, hatte ihre Yogalehrerausbildung gemacht. Nach einer Woche hat sie sich beschwert, dass es Anwesenheitspflicht gibt, dass man jeden Morgen meditieren muss usw. Yoga heißt doch eigentlich seinem Herzen zu folgen. Wie kann man in einer Yogalehrerausbildung solche Vorschriften machen. Wäre es nicht besser, sie meditieren und machen Pranayama usw. für sich selbst.
Sie war zwar eine ernsthafte Aspirantin, aber sie hatte ihre Vorurteile. Wie ein Ashram zu sein hat, wie ein Aspirant zu sein hat und wie eine Yogalehrerausbildung zu sein hat. Diese Vorurteile haben verhindert, dass sie sich eingelassen hat und dass sie spirituell gewachsen ist.
Es ist wichtig, seinen Vorstellungen (Sankalpa) zu entsagen und loszulassen. Natürlich darfst du nicht deiner Ethik entsagen. Wenn du in einer spirituellen Gemeinschaft bist und stellst fest, da wird ethisch etwas falsch gemacht. Oder Menschen werden körperlich und psychisch misshandelt. Es gibt körperliche, sexuelle Übergriffe, Geld wird unterschlagen usw. Das solltest du nicht vorurteilsfrei anschauen. Das sind Dinge, die gehören dem Staatsanwalt gemeldet. Das sind Sachen, die du nicht hinnehmen solltest.
Sei dir bewusst, du hast so viel Vorurteile, so viele vorgefasste Meinungen, du hast so viele romantische Vorstellungen, die sind dafür verantwortlich, das du dich nicht öffnen kannst, für das was geschieht.
Zu Krishnas Zeiten
Das war schon zu Krishnas Zeiten so, das Aspiranten vorschreiben wollten, wie er unterrichten soll. Das Neulinge im Ashram gesagt haben, wie der Ashram zu sein hat. Das Menschen, die neu waren auf dem spirituellen Weg und du bist die ersten Jahre auf dem spirituellen Weg neu. Sie meinen zu wissen, wie spirituelle Entwicklung und Anweisungen zu sein haben.
Sankalpa 1. Bedeutung
Wie dein Partner, deine Kinder zu sein haben, wie Gott dich lehren sollte, wie das Karma sein sollte. Alle möglichen Sankalpas hat man, Vorstellungen wie andere zu sein haben. Diesen Sankalpa musst du entsagen und nehmen was kommt.
Lass das los! So kannst du spirituell wachsen.
Sankalpa als 2. Bedeutung
Sankalpa heißt auch Wünsche. Es ist wichtig dass du diesen Wünschen entsagst. Wünsche sind Handlungsempfehlungen mit Energie. Vielen Wünschen kannst du folgen, viele sind sattwig, harmlos. Viele sagen dir, was Körper und Psyche braucht. Du solltest nicht daran haften. Manchmal solltest du bewusst entsagen.
Sankalpa als 3. Bedeutung
Vorsatz ist die dritte Bedeutung von Sankalpa. Im Allgemeinen solltest du deinen Versprechungen folgen, deinen Vorsätzen folgen. Manchmal sind sie nicht mehr angemessen, oder wenn sie andere zutiefst kränken, oder wenn sie schädlich sind für dich oder für Andere.
Man sollte bei seinen Vorsätzen bleiben, vor allem, wenn es unangenehm wird und wenn andere einen kritisieren. Aber wenn sie dir oder Anderen schaden, dann gilt es auch diese los zulassen.
Beispiele
Angenommen du hast dir vorgenommen, jeden Tag eine Stunde am Morgen zu meditieren.
Während der Meditation hörst du, dass jemand verunglückt ist, hörst irgendwo einen Schrei. Natürlich musst du dann die Meditation unterbrechen und ihm helfen.
Du hast dir vorgenommen zu schweigen und erfährst, dass jemand in der Familie gestorben ist. Natürlich musst du dein Schweigen brechen und schauen ob jemand Trost braucht. Oder dorthin fahren, um das zu tun, was zu tun ist.
Yoga ist Entsagung. Entsage deinen vorgefassten Meinungen, wie ein Ashram, ein Lehrer, dein Partner, deine Kinder, eine Ausbildung, wie Karma, wie die spirituelle Entwicklung, wie Meditation zu sein hat usw. Lass los! Sei offen und lerne vom Schicksal. Lass deine Wünsch los. Es gilt Ahimsa, das ist die größte Aufgabe. Dafür musst du manchmal Wünschen entsagen.
Vielleicht kannst du dich fragen, was das für dich bedeutet und wie du das im Alltag umsetzt.
Die Kommentare der Bhagavad Gita ausführlich unter schriften.yoga-vidya.de/bhagavad-gita/
Weitere Informationen unter www.yoga-vidya.de
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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