Kriya Yoga laut Patanjali.
Kommentar Vers 1 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali
- तऩ्स्वाध्यामश्वे यप्रणिधानाणन णिमामोग् ॥ १॥
tapahsvadhyayeshvarapranidhanani kriyayogah
Tapas - Askese
Svadhyaya - Selbststudium
Ishvarapranidhana - Hingabe an Gott
Kriya - bedeutet tun und handeln
Was bedeutet Kriya Yoga? Yoga des Tuns.
In verschieden Yoga Arten bedeutet Kriya unterschiedliches. Im Hatha Yoga sind die Kriyas die Reinigungsübungen. Es gibt die Shat Kriyas, die 6 Reinigungsübungen:
- Sie bestehen aus Tratak, die Reinigung der Augen durch starren auf eine Kerzenflamme.
- Es gibt Neti, die Reinigung der Nase durch Salzwasser, durch Katheter oder Baumwollfaden.
- Es gibt Kapalabhati, die Lungenreinigung.
- Es gibt Dhauti, die Magenreinigung.
- Es gibt Nauli, die Dünndarmreinigung und Basti, die Enddarmreinigung.
Das sind die Reinigungstechniken im Hatha Yoga als Kriya bezeichnet. Man könnte sagen, in fast allen Yoga Arten sind die Kriyas das was man praktisch tun kann. Du kannst im Hatha Yoga die Kriyas machen und musst weder flexibel noch gesund sein, noch fit sein. Wenn du diese Kriyas machst geht es dir besser. Kriyas sind in allen Yoga Arten und Yoga Wegenm das was man einfach tun kann, ohne irgendwelche Vorbedingungen und es geht einem besser.
Es gibt auch Kriyas im Bhakti Yoga, da werden die 9 Bhakti Techniken auch als Kriyas bezeichnet, sofern man äußere Dinge macht.
- Wenn du den Schriften zuhörst -
- Wenn du Kirtan singst - Kirtana.
- Wenn du Altar pflegst - Padasevana.
- Wenn du Blumen darbringst - Archana.
- Wenn du dich verneigst -
- Wenn du dich an göttliche Gegenwart erinnerst, an das Universelle - Smarana.
- Wenn du einer höheren Wirklichkeit dienst - Dasya.
- Eine Freundschaft zu Gott entwickeln -
- Vollkommene Selbsthingabe an das höhere Selbst -
All das sind Techniken, die du machen kannst und die dir helfen, dein Herz zu öffnen und das es dir gut geht. In einer Bhakti Tradition ist z.B. Almosen geben, Pujas und Homas machen, Altarlicht entzünden wird dort als Kriya bezeichnet.
Dann gibt es die Kriyas im Kundalini Yoga. Im Kundalini Yoga sind die Kriyas kombinierte Energieerweckungs- und Energielenkungsübungen. Bei Yoga Vidya bezeichnen wir die Ujjayi Meditation als kleines Kriya Yoga. Wir bezeichnen die Mudra Reihen als mittleres Kriya Yoga.
Dann gibt es noch das große Kriya Yoga.
Vielleicht kennst du auch Kriya in der Tradition von Paramahansa Yogananda. Paramahansa Yogananda hatte einen Meister gehabt, Lahiri Mahasaya. Dieser hatte einen Schüler gehabt, Sri Yukteswar Giri. Dieser war der direkte Guru von Paramahamsa Yogananda. Es heißt das Sri Yukteswar Giri und Lahiri Mahasaya von Babaji eingeweiht wurden in den Kriya Yoga.
Und auch Paramahansa Yogananda hatte Erscheinungen von Babaji, diesen ehrwürdigen Meister. Da wurden ihm bestimmte Kriyas enthüllt. Das sind ähnlich wie im Kundalini Yoga kombinierte Energieerweckungs- und Energielenkungsübungen.
Patanjali im 2. Kapitel definiert jetzt Kriya Yoga anders. Das zweite Kapitel hat als Thema: Sadhana Pada, spirituelle Praxis. So ist es angemessen, dass er sagt, was kann man ganz konkret tun, Kriya Yoga. Dann sagt er, drei Dinge kann man tun:
- Tapas - Disziplin
- Svadhyaya - Selbststudium
- Ishvarapranidhana - Hingabe an Gott
Diese drei Wörter haben verschiedene Bedeutungen. Die drei sind auch 3 der Niyamas. Darauf kommt Patanjali später zu sprechen. Hier kann man sagen Tapas hat etwas zu tun mit Hitze, mit Energie, etwas zu machen. Tapas wird auch als Disziplin bezeichnet, auch als Askese oder auch spirituelle Praxis.
Tapas könnte man in diesem Zusammenhang sehen als, spirituelle Praxis. Etwas was du sofort tun kannst. Kriya Yoga, was kann man tun, wenn man als spiritueller Aspirant beginnt. Im 2. Kapitel sagt Patanjali konkret was man als normaler Aspirant tun kann. Übe Tapas, übe spirituelle Praktiken, fange damit an.
Als zweites Svadhyaya, Selbststudium. Ein Aspekt von Selbststudium heißt, lese die Schriften und lies sie selbst. Es reicht nicht aus, das jemand anderes dir erzählt, was in den Schriften steht. Sondern lies es selbst.
Martin Luther hat gesagt, jeder muss die Bibel selbst lesen. Die Christen sollen mündig werden.
Ähnlich Patanjali hat seine Schüler aufgefordert, lest die Veden, die Upanishaden, Bhagavad Gita und anderen Schriften selbst. Überlast das nicht allein den Brahmanen.
Es gab ein Phase im Brahmanismus, einen bestimmten Aspekt indischer Religiosität, wo es hieß, die Priester, die es gelernt haben, sollen die Schriften lesen und die sollen es anderen interpretieren. Patanjali sagt, lies es selbst. Für uns heute selbstverständlich, die ganzen Schriften gibt es, gedruckt, rezitiert, als E-Book. Bei Yoga Vidya haben wir die wichtigsten Schriften, Bhagavad Gita, Upanishaden, Yoga Sutra, Hatha Yoga Pradipika, Atma Bodha, Viveka Chudamani usw.
Du kannst sie dir kostenlos runterladen. Mein Tipp: studiere die Schriften. Verlass dich nicht darauf was irgendwelche Leute sagen, die dir erzählen, sie wären im Überbewusstsein und wollen dir erzählen wie du hinkommst.
Studiere die Schriften
Die Schriften selbst zu studieren, hilft dir manchen Irrtum nicht zu begehen und die subjektive Erfahrung zu deuten und in die Perspektive zu bringen.
Ein zweiter Aspekt von Svadhyaya ist auch Introspektion. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Werde dir bewusst, wo stehst du eigentlich, wie tickst du, wo sind deine Verhaftungen, womit identifiziert sich dein Ego usw. Noch tiefer Svadhyaya heißt, versuche tief in dich hineinzugehen um dein Selbst zu erfahren.
Studiere die Schriften, lies jeden Tag. In unserer Tradition sind das Bhagavad Gita, Yoga Sutra, Upanishaden, Hatha Yoga Pradipika, Bhakti Sutra, Atma Bodha, Viveka Chudamani. Lies in diesen Schriften selbst.
Werde dir über dir selbst im Klaren und lege dir Rechenschaft ab. Dazu kann es hilfreich sein ein Tagebuch zu führen. Swami Sivananda hat empfohlen ein spirituelles Tagebuch zu führen. Was hast du praktizierst, was willst du die nächsten Tage praktizieren. Dann sei dir bewusst, wie reagierst du, was hast du über dich selbst gelernt und woran willst du arbeiten. Was hast du für Einsichten gehabt im Leben und wie willst du die umsetzten. All das ist Svadhyaya.
Der zweite Aspekt, geh tief nach innen, in dein wahres Selbst, spüre die Tiefe deines Wesen. Mindestens erahne sie zwischendurch immer wieder.
Hingabe an Gott
Der dritte Aspekt ist Ishvarapranidhana, Hingabe an Gott. Denke an Gott, bitte Gott um Hilfe, bitte Gott dich zu führen, bete. Tue was du tust, für Gott und bringe dies Gott dar. Morgens wenn du aufwachst sage: „Oh Gott dein Wille geschehe, Gott zeige mir was du von mir willst, alles was ich tue möchte ich dir darbringen“.
Bei Yoga Vidya singen wir jeden Morgen „Kayena Vacha“ Was auch immer ich heute tun werde, mit meiner Sprache (Vacha) und mit meinem Körper (Kayena), mit meinem Geist und mit meinen Sinne (Manasendriyairva), Buddhyatmanava mit meinem Intellekt, meiner Natur, meinen Emotionen mit meinem Besitz. Was auch immer ich tue, ich bringe es dir dar.
Abends bevor wir schlafen gehen singen wir wieder das Arati. Was auch immer ich heute getan habe, Gutes wie auch weniger Gutes, Gelungenes und auch weniger Gelungenes, mit Körper, mit Psyche, mit Allem. Ich bringe es dir dar, ich lasse los. Auch sich am Tage bewusst machen, hinter allem ist die Gegenwart Gottes. Letztlich der Wille Gottes geschieht, letztlich das Universum wird gelenkt, von einer höheren Kraft. Ishvarapranidhana, Hingabe an Gott.
Das sind drei Dinge die du gleich machen kannst. Du kannst spirituelle Praktiken üben und eine Disziplin entwickeln. Jeden Tag üben, Tapas, spirituelle Disziplin. Als zweites, Schriften lesen, spirituelle Bücher lesen, Bücher von selbstverwirklichten Meistern.
Introspektion betreiben und den Weg bewusst gehen, vielleicht mit einem spirituellen Tagebuch, Svadhyaya. Und Ishvarapranidhana, Gott alles darbringen, Gott verehren, Gott um Führung bitten und ein Gebet sprechen. Deshalb ist das der Beginn des 2. Kapitels. So kannst du beginnen.
Eine weitere Interpretation dieser 3 Begriffe. Angenommen du hast eine Schwierigkeit, da gibt es drei Dinge, die du machen kannst. Svadhyaya, du kannst erst einmal analysieren. Wo bin ich, in welcher Situation bin ich überhaupt, wie habe ich mich dahinein gebracht, was kann ich daraus lehren, wie könnte ich handeln.
Das zweite was du machen kannst ist Tapas. Du könntest aktiv etwas tun, aktiv tätig werden, aktiv etwas umsetzen.
Ishvarapranidhana kann heißen, du lässt los und bringst alles Gott dar. Wenn du dich ohnmächtig fühlst und sagst: „Oh Gott ich kann gar nichts ändern, bitte dein Wille geschehe“.
Angenommen es gibt einen Krach, du hast dich zerstritten mit jemand, könntest du erst einmal schauen, Svadhyaya. Was ist dort passiert, wie ist das überhaupt entstanden. Dann könntest du üben, Tapas. Du könntest um Entschuldigung bitten, du könntest die Schuld auf dich nehmen. Du könntest um ein Gespräch bitten, du könntest einen Mediator bitten, du könntest jemand anderen bitten. Du könntest der Person ein kleines Geschenk machen, du könntest mit Jemand anderes sprechen.
Wenn du dich ohnmächtig fühlst etwas zu ändern, dann kannst du sagen: „Oh Gott ich bekomme es allein nicht hin. Oh Gott hilf mir“. Ishvarapranidhana
Es gibt den Spruch: „Gib mir den Mut Dinge zu verändern, die ich ändern kann. Gib mir die Geduld das hinzunehmen, was ich nicht ändern kann. Und gib mir die Weisheit zwischen beiden zu unterscheiden“.
Gib mir die Weisheit - Svadhyaya
Den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann - Tapas
Geduld hinzunehmen, was ich nicht ändern kann, also loszulassen - Ishvarapranidhana
Wenn etwas schwierig ist, etwas stört, du fühlst, da ist etwas nicht richtig. Schaue und überlege, Svadhyaya. Dann werde aktiv, Tapas. Wenn nichts geht, du nicht sicher bist übe Ishvarapranidhana, bringe es Gott dar.
Angenommen du hast dich über etwas geärgert. Manchmal hilft auch schon Svadhyaya. Du erkennst dass du verhaftet warst, an etwas. Du hattest einen Wunsch gehabt, der Wunsch wurde nicht erfüllt, deshalb bin ich ärgerlich. Du kannst sagen, das ist nicht der Grund dieses Ärgers. Ein kleiner Ärger verfliegt oft, wenn du erkennst wie unsinnig er ist. Oder du kannst Tapas üben, wenn es wirklich eine ungerechte Sache ist, wo du aktiv werden willst. Dann tue etwas, setzte dich ein für die gerechte Sache. Wenn es zwar schlimm ist, aber du nichts ändern kannst. Bitte Gott um Hilfe, Ishvarapranidhana.
Kriya Yoga besteht aus Tapas, Svadhyaya und Ishvarapranidhana. Übe jeden Tag spirituelle Praktiken, lies in spirituellen Büchern und gib dich Gott hin.
Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.
Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 2. Dort kannst du mehr lernen zum 2. Kapitel vom Yoga Sutra.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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