Höhere Stufen des Bewusstseins, verschiedene Samadhi Formen

 

Kommentar zum Yoga Sutra des 1. Kapitels von Patanjali Vers 42

  1. तत्र शब्दाथऻय ानणवकल्प्ै सकं ीिा य सणवतका य सभाऩणत्त् ॥ ४२॥

tatra shabdarthajnanavikalpaih sankeerna savitarka

samapattih

Die Versenkung in der Worte, Bedeutung, Wissen und Vorstellung mit einander vermischt sind, wird Savitarka genannt.

Er hat im vorherigen Vers von Samapatti gesprochen. Ein anderer Ausdruck für Samadhi oder auch die Vorstufen. Dhyana und Samadhi beides zusammen ist Samapatti. 

 

Es gibt Tatra - in ihm ist

Shabda - Worte

Artha - die wirkliche Bedeutung

Jnana -  Wissen

Vikalpa - Vorstellung

Savitarka -  vermischt

Sa -  mit

Vitarka - mit Annahme

 

Savitarka ist auch eine Samadhi Form mit Dualität.

Es gibt die 1. Stufe von Samapatti, da ist eine gewisse Vermischung. Zum einen bist du stark involviert, du bist tief verankert, du bist verschmolzen. Aber zwischendurch kommen doch noch Wort, Überlegungen, Vorstellungen, Einbildungen, denkst du Ich und das Objekt.

Savitarka, ist der Übergang, da bist du zwischendurch draußen aus dem Zustand. Dann fällst du in den Zustand hinein, dann bist du wieder draußen.

Samapatti die Versenkung, die immer wieder anfängt über etwas nachzudenken. Das ist die 1. Stufe der meditativen Versenkung.

Kommentar zum 43. Vers im Kapitel 1 des Yoga Sutra von  Patanjali

  1. स्मणृ तऩणयशद्धु ौ स्वरूऩशन्यू वे ाथभय ात्रणनबासय ा णनणवतय का य॥ ४३॥

smritiparishuddhau

svarupashunyevarthamatranirbhasa nirvitarka

Im Nirvitarka Zustand ist der Geist frei von Subjektivität, gereinigt von früheren Eindrücken und reflektiert so wahres Wissen. Im Nirvitarka Zustand verschwinden die Einzelheiten, verschwindet das Nachdenken. Hier bist du frei von Subjektivität.

Hier gibt es nicht mehr Shabda, Worte. Hier gibt es nicht mehr Vikalpa, Einbildung. Hier gibt es kein Samkirna, Verwirrung mehr, wie es im 42. Vers beschrieben wird.

Sogar die Smriti, die früheren Eindrücke verschwinden.

Du bist parishuddhau -  völlig gereinigt.

Svarupa -  gereinigt von der Subjektivität.

Shunya  -  ohne alles andere

Artha -  das wahre Wissen über das Objekt, das reflektiert und strahlt

 

Das ist der nächste Zustand von Samapatti, der Erfüllung, der Versenkung. Zu Anfang spürst du diese großartige Erfahrung, denkst kurz nach, kommst rein und raus. Wenn kein Gedanke mehr an dich selbst ist, kein Gedanke mehr im Vergleich was früher war, was du selbst erreichen willst. Du bist vollkommen präsent. Dann ist es Nirvitarka Samapatti.

Kommentar zum 44. Vers im Kapitel 1 zur Yoga Sutra von Patanjali

  1. एतमवै सणवचाया णनणवचय ाया च सक्ष्मू णवषमा व्याख्याता ॥ ४४॥

etayaiva savichara nirvichara cha sukshmavishaya

vyakhyata

Durch dies, was in den vorher gehenden  zwei Sutras erklärt wurde, ist auch Savichara Samadhi und Nirvichara Samadhi und das was noch subtiler ist, erklärt. Savitarka, Nirvitarka mit Annahme, ohne Annahme.

 

Savichara - mit Überlegung

Nirvichara - ohne Überlegung

Vichara - Analyse

Savichara Samadhi -  ist ein Zustand, in dem du bist, hohe Bewusstheit aber zwischen durch auch Vichara dabei hast

 

Du fällst in den Bewusstseinszustand hinein, es ist ein wunderschöner erhabener.  Aber nachher denkst du darüber nach, das führt dich zu Vichara, zu einer Erkenntnis und zum Nachdenken. Du kommst in diesen Bewusstseinszustand hinein, dann Vichara, du weißt du bist im Bewusstseinszustand. Im Unterschied zu Savitarka, da bist du im Bewusstseinszustand  und denkst über die Sache nach, über das was gewesen ist.

 Bei Savichara denkst du nicht über die Sache nach, sondern du denkst über dich, Bewusstsein, Gott und Welt nach. Du bist in dem Gemütszustand, danach führt dich das, zu einem höheren Wissen, Savichara. Nirvichara du bist im höheren Bewusstseinszustand ohne über irgendetwas nachzudenken. Du bist verschmolzen auf einer höheren Ebene.

Bei Savitarka sind auch noch Objekte da, mit denen du verschmelzen kannst. Da ist ein Tun da, mit dem du verschmelzen kannst. Bei Savichara sind Überzeugungen da, mit denen du verschmelzen kannst. Dort sind höhere Erkenntnisse da, mit denen du verschmelzen kannst. Nirvichara da verschwinden jegliche Erkenntnisse und Überzeugung. Das ist ein Zustand reiner Achtsamkeit.

Dieser verschmilzt mit Ananda, deshalb Sananda. Zustand der reinen Wonne. Das sind die subtileren Bewusstseinszustände auf die er hinweist.

Schließlich Sasmita, der Zustand des reinen Ich-Gefühls, des reinen Selbst.

 

Kommentar zum 45. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. सक्ष्मू णवषमत्व ं चाणरङ्गऩमवय सानभ ॥् ४५॥

sukshmavishayatvan chalinggaparyavasanam

Der Zustand des Samadhi, der sich mit subtilen Objekten beschäftigt, erstreckt sich bis zum unmanifestierten Zustand.

Wenn du in Samapatti gehst, in die meditative Versenkung. Dann kann es erst einmal grobstofflich sein und das ist Savitarka. Durch die Konzentration auf etwas Grobstoffliches, wo du in die Essenz gehst, Nirvitarka. Dann Savichara wo es ins Subtilere geht. Nirvichara wo du das Subtile transzendierst. Dann gehst du in den unmanifestierten Zustand, Sasmita bzw. Sananda.

 

Kommentar zum 46. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. ता एव सफीज् सभाणध् ॥ ४६॥

ta eva sabijah samadhih - All das sind Samadhi Formen mit Samen, Sabijah.

Die vorherigen Meditationsformen haben noch ein Bija. Das heißt, wenn du rauskommst, bist du zwar vollständig erfüllt, aber die Samen sind noch nicht verbrannt. Wenn du in Savikalpa Samadhi, Samprajnata Samadhi, Sabijah Samadhi bist, kannst du nochmals hinunterfallen.

Eine Erfahrung von Samapatti bzw. von Samadhi ist eine sehr erhabene, subtile, voller Freude (Ananda), stärkere Bewusstheit und intensiv (Chit). Aber es ist noch nicht die vollständige Verschmelzung mit Sat Chit Ananda. Da ist noch Bija da, Same.

 

Kommentar zum 47. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. णनणवचय ायवशै ायद्यऽे ध्यात्मप्रसाद् ॥ ४७॥

nirvicharavaisharadye adhyatmaprasadah

Durch das Erfahren und Verfeinern von Nirvichara Samadhi kommt Prasadah, innere Erleuchtung.

Durch Nirvichara Samadhi -  ohne Fragestellung und ohne Denken

wird erfahren -  Vaisharada

adhyatma - ist innere

Prasadah -  Helligkeit und Klarheit

Je tiefer du in Samadhi kommst, umso mehr kommt die Erleuchtung.

Kommentar zum 48. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. ऋतंबया तत्र प्रऻा ॥ ४८॥

rtanbhara tatr prajna

Dieses Wissen, was in diesem Zustand erlangt wird, ist wahres Wissen.

Was man dort -  tatra

Rtanbhara -  erfährt

Das ist Prajna -  wahres Wissen, höchste Erkenntnis

Das höchste Wissen kommt aus Samadhi, die direkte intuitive Wahrheit. Wenn du in Samadhi bist und dort heraus kommst, kann es dir passieren, dass plötzlich etwas ganz klar ist.

 

Kommentar zum 49. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. श्रतु ानभु ानप्रऻाभ्याभ अ् न्यणवषमा णवशषे ाथत्वय ात ॥् ४९॥

shrutanumanaprajnabhyam anyavishayaa

vishesharthatvat

Wissen aus Zeugnis und Schlussfolgerung, ist dem Wissen aus höheren Zuständen des Bewusstseins, nicht gleich. Denn es ist auf ein bestimmtes Objekt gerichtet.

Damit bezieht sich Patanjali auf die 3 Quellen korrekten Wissens.

  1. Schlussfolgerung
  2. Zeugnis, Aussagen Anderer und die Schriften
  3. Direkte Wahrnehmung (Sinnliche und Direkte Wahrnehmung in Samadhi)

Diese intuitive Wahrnehmung, ist letztlich die höchste Wahrheit. Es ist schön aus Schriften zu lesen, dass es die Erleuchtung gibt und das es Gott gibt, das die ganze Welt eine Manifestation des Göttlichen ist. Es ist auch schön darüber nachzudenken und festzustellen, das ist logisch. Dann wird es für dich zur lebendigen Erfahrung in Samadhi. In Samadhi bekommst du das direkte Wissen über Gott. Danach ist Gott keine Glaubensfrage, keine Vertrauensfrage mehr auch keine logische Theologie, sondern Erfahrung.

 

Kommentar zum 50. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. तज्ज् संस्कायो न्यसंस्कायप्रणतफिी ॥ ५०॥

tajjah sanskaro nyasanskarapratibandhi

Die daraus entstanden Eindrücke, Samskaras ersetzten alle anderen.

Wenn du aus diesen Samadhi heraus kommst, bist du wieder im Normalbewusstsein. Du siehst und hörst wie Andere. Du hast weiter Emotionen und kannst denken, aber ein machtvoller Eindruck im Unterbewusstsein bleibt übrig. Eine Samskara, die so stark ist, als alle anderen.

Wenn du einmal die Gegenwart Gottes sehr intensiv erfahren hast, bleibt das. Wenn du dich einmal erfahren hast, als das Selbst aller Wesen, bleibt das selbst im Normalbewusstsein. Wenn du einmal erkannt hast, dass die ganze Welt eine Manifestation des Göttlichen ist, bleibt das auch wenn du wieder alles siehst, schmeckst, riechst wie vorher.

Samadhi ist eben nicht nur eine Glückserfahrung, wo anschließend alles wieder normal ist. Sie ist eine transformierende Erfahrung, wo nachher alles anders ist.

 

Kommentar zum 51. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. तस्याणऩ णनयोध ेसवणयनयोधाणिफीज् सभाणध् ॥ ५१॥

tasyapi nirodhe sarvanirodhannirbijah samadhih

Wird auch dieses zur Ruhe gebracht und so alles zur Ruhe gebracht, tritt man in den samenlosen Zustand des Samadhi ein.

Tasya api Nirodhah -  wenn auch das zur Ruhe gebracht wird. 

Wenn auch die erhabenen Glückszustand zur Ruhe gebracht wird, selbst die Erfahrung der Wahrheit zur Ruhe gebracht wird, dann Sarva Nirodhah

wenn alles zur Ruhe gebracht worden ist, Nirbija Samadhi dann erfährst du den höchsten Samadhi.

Darum geht es, dort wollen wir hinkommen. Vollkommene Ruhe des Geistes so hat Patanjali zum 2. Vers gesagt, yogashchittavrittinirodhah. Yoga ist das zur Ruhe bringen, der Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen, tada drashtuh svarupe avasthanam.

So schließt das 1. Kapitel nachdem er viel gesagt hat, über den Geist, die Bewusstseinsebenen, die Hindernisse, Schwierigkeiten die es gibt, Techniken wie du sie überwinden kannst. Jetzt sagt er tasya nirodhah, bringe alles zur Ruhe. Sarva nirodhah, wirklich alles zur Ruhe. Dann bist du in Nirbija Samadhi und erleuchtet.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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