Yogaübungen machen flexibel

Yogaübungen machen flexibel, körperlich, geistig und auch spirituell. Gut, dass Yogaübungen flexibel machen, das kann jeder bestätigen, der schon mal ein paar Wochen Yoga geübt hat. Das geht relativ schnell, da können wir viele Dinge tun, viele körperliche Bewegungen machen, die man vorher nicht machen konnte. Es gibt manchmal zwar Menschen, die sagen, „ich bin zu steif, um Yoga zu machen“, das macht aber keinen Sinn, als ob man durch Nichtstun dann flexibler werden würde. Manche sagen so ein bisschen, „wenn ich irgendwann mal flexibler bin, dann werde ich mit Yoga anfangen“.

 

Allerdings der normale Gang des Lebensalters ist nicht, dass wir mit zunehmendem Alter flexibel werden. Aber wir können das umkehren, wir können nämlich Yoga üben. Und wer gerade etwas später als zwanzig anfängt mit Yoga, wird eben feststellen, dass er dann mit jedem Monat der Yogapraxis vielleicht die Flexibilität von einem oder zwei Körperjahren zurückgewinnt, so dass jemand, der mit fünfzig z.B. beginnt, nach einem Jahr wieder so flexibel ist wie mit fünfunddreißig und wenn er mehr übt, vielleicht flexibler als jemals zuvor. Das Schöne ist auch, Yoga erreicht das relativ anstrengungslos.

 

Also, man muss gar nicht so intensiv üben – man muss schon konzentriert üben, aber man muss vor allem geschickt üben, die Dehnung verbinden mit Entspannung, mit Atmung usw. und dann ist sie besonders effektiv. Und die körperliche Dehnung ist ja nicht nur etwas, was gut ist, dass man irgendwo flexibler ist, sondern hat alle möglichen Gesundheitswirkungen. Man hat weniger Unfallgefahr oder wenn man mal einen Unfall hat, weniger Verletzungsgefahr. Es ist gut für die Gelenke, vorbeugend gegen alle Arten von Gelenkproblemen, sogar heilend bei den meisten Gelenkproblemen. Flexibel zu werden, ist sehr gut für die Arterien, für die Venen, damit sehr gut für den Blutkreislauf. Flexibel zu werden, ist auch gut, damit Energien fließen können.

 

Wenn man verspannt ist, dann kann auch Energie nicht fließen. Körperliche wie auch geistige und emotionale Energien sind oft blockiert in verspannten Muskeln. Wenn man sich dehnt, lösen sich Verspannungen besonders tief auf und vor allen Dingen tiefer, als wenn wir nur Entspannungsübungen machen. Man könnte ja einfach nur Tiefenentspannung, Autogenestraining, PMR machen, auch schon sehr gut, aber an die wirklich tiefen Verspannungen kommen wir ran, wenn wir dehnen. Und damit sind wir schon auf mehr als nur körperlichen Dingen, denn die tieferen Verspannungen hängen oft auch mit emotionalen Blockaden zusammen.

 

Wer regelmäßig die Asanas übt, wird feststellen, Energien fließen leichter und manches, wo man vielleicht vorher zurückgeschreckt ist, wo man immer wieder in gleiche Blockaden gerutscht ist in bestimmten Situationen, plötzlich ist das nicht mehr der Fall, plötzlich kann man anders reagieren. Und hier kommen wir darauf, dass mit dem Yoga wir nicht nur flexibel werden körperlich, sondern eben auch geistig. Wir müssen nicht in eingefahrenen Reizreaktionsschemata jedes Mal wieder reingehen. Sehr viele Menschen sind, man kann sagen, Reizreaktionsmechanismen. Skinner hat ja davon gesprochen, er hat auch so ein Buch geschrieben „Jenseits von Freiheit und Würde“, letztlich der Mensch sei im Wesentlichen Reizreaktionsmechanismen, die er irgendwann mal gelernt hat. Allerdings, diese Reizreaktionsmechanismen können wir auch auflösen. Man kann sie bewusst auflösen, indem wir uns ihrer bewusst werden.

 

Wenn wir Hatha Yoga üben, hilft das schon mal, dass wir körperlich alte Reaktionsschemata auflösen können, dann fällt es auch leichter, geistige und emotionale Reizreaktionsmuster aufzulösen. Und wir können das uns auch bewusst vornehmen. Also, Hatha Yoga an sich hilft, dass es leichter fällt, aus eingefahrenen Mustern herauszukommen, aber zusätzlich empfiehlt ja Yoga, dass wir uns bewusst werden, „ja, so reagiere ich“ und manchmal fragen: „Warum reagiere ich eigentlich so? Ich könnte doch auch anders reagieren.“ Man kann sich auch z.B. vornehmen: „Ich will jeden Tag etwas ein bisschen anders machen als sonst.“ Ihr könntet z.B. mal, statt mit der rechten Hand die Zähne zu putzen, mit der linken Hand die Zähne putzen. Man kann beim Gebet z.B. statt den einen Finger oben zu haben, den anderen Finger oben haben. Das könnt ihr gerade mal ausprobieren, erst mal, wie ihr es natürlicherweise macht. Erst guckt man, welcher Zeigefinger oben ist, dann macht es mal anders herum. Fühlt sich komisch an, oder? Es ist nicht komisch, es ist einfach nur ein bisschen ungewohnt. Oder wenn man bisher normalerweise mit einer bestimmten Geschwindigkeit geht, kann man die Geschwindigkeit mal wechseln. Wenn man normalerweise einen bestimmten Weg geht, kann man mal einen anderen Weg gehen. Wenn man z.B. irgendwo ein Schlange… Es ist mir schon oft aufgefallen, wenn ich irgendwo einkaufe, wenn irgendwo eine lange Schlange ist, die meisten Menschen stellen sich wo an? An der langen Schlange. Und manchmal, wenn man aufpasst, gibt es irgendwo eine kürzere Schlange. Wenn irgendein Mensch irgendwie mit einem spricht und vielleicht irgendwo spricht, wenn man normalerweise gleich reagiert hätte, sei es im Sinne von „grrr“, sei es im Sinne von „ahh“, kann man mal überlegen: „Muss ich denn überhaupt so reagieren? Ich könnte auch mal anders reagieren.“ Man muss auch nicht anders reagieren. Ihr könnt mal überlegen: „Vielleicht könnte ich mal etwas anderes ausprobieren?“ Und so hilft uns Yoga, auf verschiedene Weise bewusst zu werden.

 

Und wenn wir die Energie bekommen durch das Yoga, haben wir auch die Kraft, uns zu überlegen: „Ja, muss ich immer so reagieren? Und warum eigentlich?“ Und manchmal wird man feststellen: „Ja, es ist sinnvoll, so zu reagieren, also reagiere ich auch so.“ Und manchmal wird man feststellen: „Nicht so sinnvoll, ich könnte mal anders reagieren.“ Und so hilft uns Yoga auf verschiedene Weise, flexibel zu werden. Das hilft uns letztlich auch, spirituell flexibel und offen zu sein, nicht irgendwo starr und fest zu sein, dann können wir uns öffnen und dann fällt es leichter, eine höhere Wirklichkeit tatsächlich wahrzunehmen.

 

 

Hari Om Tat Sat

 

 

 

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

 

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein