Yogaprana gibt Kraft – HYP II.13

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 13. Vers: „Jalena shrama jatena gatra mardanam acharet dridhata laghuta cha iva tena gatrasya jayate.” - “Der Yogi sollte seinen Körper mit dem im Pranayama entstandenen Schweiß einreiben. Dadurch entstehen physische Kraft und zugleich Leichtigkeit.“


Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen, zum Hatha Yoga Pradipika Podcast. Mein Name ist Sukadev und ich lese jeden Tag einen Vers aus der Hatha Yoga Pradipika und gebe dazu einen Kommentar. Ab heute werde ich auch meistens wieder das Sanskrit rezitieren. Die letzten Verse habe ich unterwegs aufgenommen, da habe ich dann nicht das Sanskrit zur Verfügung gehabt, sondern einfach die Übersetzung. Was auch manche der Zuhörer mögen, vielleicht nicht das Sanskrit zu haben, aber der Sanskrit-Text hat seine eigene Schönheit, seine eigene Macht. Er ist ja im Sloka-Versmaß geschrieben, gleiches Versmaß wie die Bhagavad Gita, und so hat dieses Sloka-Versmaß auch Mantracharakter. Die Hatha Yoga Pradipika zählt zwar nicht zu den allerheiligsten klassischen Schriften, aber für die Hatha Yogis ist sie von besonderer Bedeutung und es heißt auch, den Sanskrit-Text der Hatha Yoga Pradipika zu lesen oder zu hören, führt zu einem intuitiven Verständnis des Hatha Yoga. Ich spreche ja in diesen Inspirationen nicht so sehr technisch über den Vers und beschreibe jetzt nicht nur, was es für die Hatha Yoga Praxis selbst zu bedeuten hat, sondern ich spreche auch über etwas im übertragenen Sinne.

Hier also geht es um Pranayama, hier geht es um die Wirkung von Pranayama vordergründig. Wenn man intensiv Pranayama übt, kann es passieren, dass der Yogi schwitzt. Also der Yogi, der Yoga-Übende in diesem Fall. Wenn du Pranayama übst, kann eine Hitze entstehen, eine Wärme entstehen, du kannst schwitzen. Darüber hat ja Swatmarama in den vorigen Versen gesprochen. Und es wird empfohlen, diesen Schweiß einzureiben. Wer intensiv Pranayama macht und dabei vielleicht seinen Schweiß auch einfach mal probiert, schmeckt mit der Zunge, dann wird er feststellen, der schmeckt anders als z.B. ein Schweiß, der durch Hitze oder durch Sport oder in der Sauna entsteht. Er ist manchmal fast süßlich, er ist in jedem Fall nicht so salzig. Der Reinigungsschweiß beim Pranayama gilt als ein schönes Körperreinigungsmittel und letztlich auch wie eine Naturkosmetik. Daher haben Menschen, die viel Pranayama üben, auch eine sehr zarte und sehr sanfte Haut. Sehr viel länger bleibt die Haut schön und faltenfrei, wenn man Pranayama übt und so übt, dass dabei auch Schweiß entsteht. Wenn du also eine schöne Haut haben willst, übe intensiv Pranayama. Das ist natürlich jetzt nicht der Hauptgrund, Pranayama zu üben, aber es ist ein schöner Nebeneffekt.

Im übertragenen Sinne heißt das aber auch etwas anderes. Schweiß entsteht ja auch durch Anstrengung. Auch beim Pranayama entsteht der Schweiß, wenn du viel Pranayama übst. Er entsteht nicht, wenn du so ab und zu mal eine, zwei oder vier Runden von Wechselatmung übst. Ähnlich, wenn du intensiv an dir arbeitest, dann ist das nicht nur angenehm, es ist nicht nur leicht, sondern das ist durchaus auch mit Anstrengung verbunden. Intensiv an dir zu arbeiten, intensiv deinen Geist darauf auszurichten, positiv zu sein. Daran zu arbeiten, gelassener zu sein. Daran zu arbeiten, freundlich und mitfühlend zu anderen Menschen zu sein. All das ist auch anstrengend. Und diese Anstrengung ist auch etwas, was Reinigungswirkung hat. Und du kannst dich mit dieser Anstrengung auch einreiben. Das heißt, du kannst auf gewisse yogische Weise stolz darauf sein, dass es kommt. Und du kannst dir auch bewusst sein, Misserfolge auf dem Weg sind wie Sprossen auf der Leiter zum Erfolg. So wie Swami Sivananda immer gesagt hat: „Failures are stepping stones to success.” Also, Fehlschläge sind Steine auf dem Weg zum Erfolg. Oder eben wie das deutsche Sprichwort ist: “Scheitern und Fehlschläge sind wie Sprossen auf der Leiter des Erfolgs.”

Daher, freue dich auch über Schwierigkeiten. Freue dich auch darüber, wenn es anstrengend ist. Freue dich nicht nur über den Erfolg, wenn etwas erreicht ist, sondern freue dich auch über die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin. Leben ist nicht nur dazu da, freudevoll zu sein und den Erfolg zu genießen, sondern eben auch Anstrengung kann genossen werden. Freue dich, wenn es zwischendurch schwierig ist. Freue dich, dass du bereit bist, Anstrengung zu machen. Freue dich, dass diese Anstrengung auch durchaus spürbar ist. Genieße auch die Anstrengung. So ähnlich wie es auch schön ist, den Berg hochzugehen. So ähnlich wie es auch für die Marathon-Liebhaber schön ist, einen Marathon zu laufen. Selbst wenn es zwischendurch schwer wird, selbst wenn es zwischendurch schmerzhaft ist. Genauso, auch regelmäßig zu sein beim Yoga, auch daran zu arbeiten, liebevoll und freundlich zu sein, ist nicht immer nur leicht und du erlebst immer wieder Rückschläge. Aber genieße das, freue dich. Genieße es und sei dir dessen bewusst, dass es schön ist. Auch wenn du etwas Äußeres erreichen willst, wenn du dir irgendetwas vorgenommen hast, deine Wohnung zu renovieren, bei der Arbeit ein neues Projekt anzugehen, andere zu überzeugen von etwas, bei all dem ist es gut, dort bewusst und intensiv zu üben, zu praktizieren und dich darüber zu freuen.


Das war es für heute, mehr zur Hatha Yoga Pradipika findest du natürlich auch im Hatha Yoga Pradipika Portal oder dem Hatha Yoga Pradipika Podhost-Kanal, sowie im Hatha Yoga Pradipika Blog. All das findest du auf unseren Internetseiten unter www.yoga-vidya.de. Dort oben rechts findest du ein Suchfeld und dort gib einfach ein „Pradipika“ und dann findest du eine Fülle von Informationen über die Hatha Yoga Pradipika, verschiedenste Kommentare, die vollständige Rezitation und viele Anregungen dazu.


Bis zum nächsten Mal, Sukadev wünscht dir alles Gute!

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

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