Wozu Krisen gut sind

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen. In der Yoga Sutra, 3. Kapitel, 23. Vers schreibt Patanjali: Durch Samyama auf sein Karma, erhält man Wissen über Schicksal und Tod.

Ich will ein Beispiel dafür geben. Angenommen, du verlierst deinen Arbeitsplatz. Deine erste Reaktion ist ganz natürlich. Du hast vielleicht Angst, du ärgerst dich, du hast Zukunftsängste. Du fürchtest dich vor dem, was auf dich zukommen könnte. Das alles sind wichtige Bewältigungsstrategien der Psyche, die auch ihre Zeit brauchen. Parallel dazu oder nach den ersten Emotionen von Angst, Ärger und Niedergeschlagenheit, kannst du aber einen weiteren Schritt gehen. Du kannst davon ausgehen, dass alles, was dir passiert, gut für dich ist. Erstens: es ist eine wertvolle Erfahrung. Zweitens: Du hast die Gelegenheit, neue Kräfte, Talente und Fähigkeiten in dir zu entwickeln. Und drittens: Du kannst dadurch aus dem Schlaf der Unwissenheit aufwachen, also spirituell wachsen.

Frage dich: „Welche neue Erfahrung gibt mir das?“ Vielleicht ist es die Erfahrung, ohnmächtig hinzunehmen, dass du den Arbeitsplatz verlierst. Vielleicht ist es auch die Erfahrung, die allgemeine Krise auf dem Arbeitsmarkt hautnah mitzubekommen. Vielleicht ist es die Erfahrung, etwas loslassen zu müssen, Krise du dich sehr engagiert hast oder dass etwas, das du schon seit Monaten oder Jahren loswerden willst, plötzlich von alleine endet. Was auch immer du erfährst, betrachte dies als ein wichtiges Erlebnis.

Als nächstes überlege dir: „Welche Kräfte und neuen Fähigkeiten kann ich in mir entwickeln? Welche neuen Erfahrungen kann ich machen?“ Darüber kannst du intellektuell nachdenken. Vielleicht hast du jetzt ein paar Monate mehr Zeit, dich mehr mit Yoga zu beschäftigen oder um berufliche Alternativen auszuloten. Du hast vielleicht die Möglichkeit, etwas Neues anzugehen, eine Umschulung zu machen oder dich auf eine andere Art zu schulen.

All das sind wertvolle Erfahrungen, die dir helfen, dich spirituell weiterzuentwickeln, letztlich auch im Sinne von Viveka Khyati – Unterscheidungskraft. Du kannst dir bewusst machen, dass auf dieser Welt nichts sicher ist. Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Materielle Sicherheit gibt es nicht. So kannst du lernen, deine Sicherheit mehr in die spirituelle Entwicklung zu bringen. Dieses Nachdenken über den Sinn deiner Erfahrungen ist Dharana. Nachdem du über all das nachgedacht hast, gehe in das Gefühl. Spüre diese Erfahrungen und Gedanken. Versuche, deine neue Aufgabe zu erspüren. Was lernst du gerade? Worauf kommt es jetzt an? Was heißt das für deine spirituelle Entwicklung? Wenn du das erspürst und erfühlst, dann bist du im Dhyana-Zustand. Das bewusste Hineingehen ins Gefühl und in die Stille danach ist Dhyana. Vielleicht erlebst du sogar einen kurzen Moment, eine Andeutung von Samadhi, in dem du in allem aufgehst, was ist. Und dann kommt plötzlich Prajna: Wissen. Du erhältst ein intuitives Wissen über das, was jetzt tatsächlich zu Ende ist und von dem, was neu beginnen will. Du erhältst Wissen über Arishta, deine neue Aufgabe.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3

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