Worum geht es im Leben – HYP I.41

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 41. Vers
„Chaturashiti pitheshu siddham eva sadabhyaset dvasaptati sahasranam nadinam mala shodhanam.“
„Von den vierundachtzig Asanas sollte Siddhasana besonders geübt werden. Sie reinigt die 72.000 Energiekanäle von all ihren Unreinheiten.“

Er hatte in den vorigen Versen über Siddhasana gesprochen, die Einstellung eines Vollkommenen, die Haltung eines Vollkommenen. Im Wörtlichen war das eine besondere Sitzhaltung, eine Ferse unter den Geschlechtsorganen, Anus, bzw. den hinteren Teil der Scheide, und die andere Ferse ans Schambein angelegt. Svatmarama sagte, dass diese am wichtigsten ist. Siddhasana ist aber auch die Grundhaltung des Vollkommenen. Und diese sollte immer wieder geübt werden. Sie reinigt die 72.000 Energiekanäle von Verunreinigungen. Was auch heißt, wenn du deinen Geist auf die Vollkommenheit gerichtet hälst, dann wird vieles gereinigt.

Die Menschen heutzutage konzentrieren sich sehr stark auf alle Unvollkommenheiten. Man wird sich bewusst: „Ja, ich habe Ängste. Ja, ich habe Depressionen. Ja, ich habe Müdigkeit. Ich habe Unruhe. Und das ist die Schwierigkeit usw.“ Und es ist auch gut, dich mit deinen Problemen auseinanderzusetzen. Aber wichtiger ist noch, dass du dich mit der Vollkommenheit auseinandersetzt, dass du dir überlegst: „Worum geht es im Leben? Was ist das Ziel meines Lebens? Wo will ich hinkommen?“ Krishna in der Bhagavad Gita gibt an immer neuen Stellen die Eigenschaften eines Vollkommenen. Er will uns sagen: „So wirst du irgendwann sein.“ Und er sagt uns: „Tief im Inneren bist du vollkommen.“

Du bist in Wahrheit nicht Ängste, du bist in Wahrheit nicht die Frustration, die Neurosen und die Unruhen. Du bist auch nicht die Depressionen, sondern tief im Inneren bist du Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Tief im Inneren bist du vollkommen. Tief im Inneren hast du Intuition. Und dich darauf immer auszurichten, das hilft dir auch, Negativitäten zu überwinden. Daher, mache dir immer wieder bewusst: „Ganz tief im Inneren bin ich vollkommen. Und nicht nur ganz tief im Inneren, auch jede meiner Charaktereigenschaften hat irgendwo ganz tief im Inneren einen positiven Sinn.“ Auch Ängste sind tief im Inneren vollkommen. Sie wollen dich vor etwas bewahren. Auch Trauer hilft dir, etwas Rückzug zu nehmen usw. Sei dir bewusst, was auch immer in dir ist, tief im Inneren ist es als Ausprägung etwas Gutes und eigentlich bist du ein Vollkommener. Richte dich immer wieder aus und frage dich immer wieder: „Angenommen, ich wäre auf dem spirituellen Weg schon weiter. Angenommen, ich wäre schon ein gutes Stück weiter. Wie würde ich das angehen? Wie würde ich dabei sein?“ Und wenn du diese Einstellung hast, wirst du feststellen, dir gelingt es tatsächlich, immer besser die Dinge auszuführen. Indem du dir selbst überlegst: „Wie wäre ich als jemand, der auf dem spirituellen Weg weiter ist?“ Oder: „Wie wäre ich sogar als Heiliger, als Weiser, als Weise, als Heilige?“ Dann wirst du automatisch die Dinge besser angehen, du wirst automatisch von Unreinheiten dich reinigen. Letztlich wirst du so die dir innewohnende Vollkommenheit in den Alltag umsetzen.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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