Werde zu einer Göttin der Liebe – HYP II.54

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 54. Vers
„Atha sitkari sitkam kuryat tatha vaktre ghranenaiva vijrimbhikam evam abhyasa yogena kama devo dvitiyakah.“
Swatmarama sagt:
„Nun beschreibe ich Sitkari. Sitkari soll auf folgende Weise ausgeführt werden: Atme durch den Mund zischend ein und atme dann durch die Nase aus. Durch diese Praxis wirst du ein zweiter Gott der Liebe.“


Sitkari, eine der Pranayamas, einfach auszuführen. Du nimmst deine Zunge und drückst die Zungenspitze bzw. die Zungenunterseite des vorderen Teils der Zunge gegen die Schneidezähne. Und dann entsteht so eine leichte Rolle der Zunge, dann atmest du seitlich durch die Zungenrolle ein. Das hört sich dann zischend an. Also Zungenunterseite gegen die Schneidezähne und dann die Zungenunterseite leicht nach vorne wölben und dann seitlich einatmen und dabei das zischende Geräusch machen. Und durch die Nase wieder ausatmen. Das wirkt kühlend, das wirkt harmonisierend, das hilft dem Gefühl von Liebe. Sitkari wirkt beruhigend, Sitkari wirkt harmonisierend. Und das heißt auch etwas für Liebe, denn Liebe heißt, auch in der Ruhe einen anderen wahrnehmen. Es heißt, sich Zeit zu nehmen für den anderen. Es heißt, erwartungslos zu sein.

Du wirst in einem späteren Vers hören, dass Sitkari gut ist gegen ein Übermaß von Pitta. Pitta heißt Feuer. Feuer ist gut im Alltag und die vorigen Übungen, Ujjayi und Surya Bheda unter anderem, erhöhen das Feuer. Es ist gut, Feuer zu haben. Es ist aber auch gut, das Feuer zu reduzieren. Und du reduzierst das Feuer z.B. durch Sitkari. Du kannst auch das Feuer bewusst reduzieren, indem du bewusst einen Gang runterschaltest. Und wenn du einen anderen Menschen spüren willst, wenn du einem anderen Menschen in Liebe begegnen willst, dann ist wichtig, dein Feuer ein bisschen runterzufahren. Und was heißt Feuer? Feuer, du kannst dich am Pitta-Element orientieren. Feuer kann auch heißen, Leistungsorientierung, Feuer kann heißen, Wettbewerb, Feuer kann heißen, allgemein Unruhe. Es heißt, Erwartungen haben an den anderen. Und all das ist natürlich der Liebe entgegengesetzt. Es ist auch mal gut, sich durchzusetzen. Es ist auch mal gut, einem anderen zu sagen: „Das erwarte ich von dir.“ Es ist aber auch gut, den anderen Menschen bedingungslos anzunehmen.

Du kannst dir das für heute vornehmen. Du kannst heute sagen: „Ich will heute diesem oder jenem Menschen auch erwartungslos in Liebe begegnen.“ Und wenn du den nächsten Menschen siehst, den übernächsten, wenn das praktischer ist, dann sage dir bewusst: „Ich will dich heute erwartungslos spüren und erfahren. Ich will nichts von dir erwarten. Ich will nicht hoffen, dass du irgendetwas gut oder schlecht machst. Ich will dich spüren, wie du bist, ich will dich annehmen, wie du bist, ich will dir in Liebe begegnen.“

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

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