© 2015 Text: Bhajan Noam
Yoga ist zwar nicht ganz zeitlos, denn die Menschen ändern sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende. Deshalb muss immer wieder ein neuer Zugang zum Menschen gefunden werden. Und das alleine ist es, was Yoga äußerlich in seiner Form der Weitergabe verändert, die Essenz aber ist ewig gültig.
Man hört heute oft, die Zeit sei schneller und die Menschen seien komplizierter geworden. Man könnte auch sagen, der Zeitgeist orientiert sich mehr an Oberflächlichkeiten. Je weiter man sich von seinem eigenen Zentrum entfernt, desto komplizierter wird alles und desto schneller rast das Karussell des Lebens. Das ist eigentlich ganz einfache Physik.
Im Zentrum des Hurrikans herrscht Stille. Im Herzen jedes Menschen ist der Sitz des Einheitsbewusstseins. Im Kern der Yogalehre steht die Liebe, das Dienen, die Freundlichkeit, das Mitgefühl, die Freude. Eigenschaften, die aus der Stille und dem Einheitsbewusstsein geboren werden.
Deshalb war und bleibt Meditation das zentrale Thema. Meditation ist das große Wegkreuz, auf das alle kleinen und großen Pfade zulaufen. Gehen wir diese Pfade nach außen, verlassen wir das Zentrum, wird das Klima rau, werden die Menschen gröber, lässt das Bewusstsein mehr und mehr nach.
Viele befinden sich weit entfernt von ihrem wahren Thron im Herzen. Sie leben in tiefem Vergessen. Vage Erinnerungen aber machen sie zu Unzufriedenen und Suchenden. Nur wenige sehen es, dass sie die eigentlichen Heiligen und großen Pilgerer sind. Ihre Hetze und Rastlosigkeit gilt der Erfüllung ihrer nebelhaften Träume. Die Sehnsucht ist so groß, das jedes blinkende Objekt von ihnen ergriffen wird – und die innere Weisheit, die nicht gänzlich abgestorben ist, lässt es bald wieder fallen.
So kann man die rasante und oft exotische Blüten treibende Entwicklung im Yoga von zwei Seiten betrachten. Es ist ja letztlich der Mensch, der sich diese bunte Vielfalt selbst kreiert, die von fröhlicher Schöpferkraft oder der Suche nach ihr zeugt. Wenn dieses Universum tatsächlich ein Hologramm ist, dann ist in jeder noch so oberflächlich scheinenden Theorie oder Praxis das Licht des Ursprungs unvermeidbar enthalten. Es ruft unablässig. Kein Lehrer, keine Meister bringt eine solche Geduld auf.
- Bhajan Noam –
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