Was will Gott?

Das ist eine kluge Frage. Kann Gott etwas wollen? Vom absoluten Standpunkt aus muss Gott nur etwas wollen und es geschieht.
Von einem noch höheren Standpunkt aus gibt es nur Gott. Und so ist die Welt Gott. Wenn Gott allgegenwärtig ist, dann ist er überall in der Welt. Wenn Gott allmächtig ist, dann hat er alles geschaffen und kann auch alles wieder auflösen. Wenn Gott allwissend ist, dann weiß er alles.
Von einem übergeordneten Standpunkt aus, alles wie es ist, ist es gut. Von einem relativen Standpunkt aus hat Gott die Welt geschaffen. Und Gott will, dass Menschen sich individuell entwickeln. Gott hat den Menschen einen freien Willen gegeben. Was Gott will ist, dass der Mensch diesen freien Willen gut verwendet, gut nutzt. Was Gott will ist, dass der Mensch sich ethisch verhält, dass er sich aus freien Stücken sich ethisch verhält.
Tiere folgen ihren Instinkten. Tiere sind normalerweise gut zu ihren Angehörigen. Aber wenn Tiere Platz brauchen, etwas zu fressen haben wollen, sich fortpflanzen wollen, dann können sie auch mal sich durchsetzen. Kein Tier – zumindest soweit wir es wissen – überlegt, ob seine Handlung richtig oder falsch ist, das ist ein ethischer Konflikt. Kein Tier wird Tiere töten um des Tötens willen allein.
Der Mensch dagegen kann ausgesprochen gut sein und ausgesprochen schlecht sein. Wenn du dann überlegst, was Gott von mir will, das ist vielleicht das allerwichtigste zu überlegen, was Gott von dir will. Wie kannst du das erfahren?
Zunächst einmal gilt es ein ethisches Leben zu führen. Egal welche Religion du hast, die Grundethik ist in allem ähnlich. Im Yoga würden wir sagen:
Ahimsa – Nicht-Verletzen
Satya – Wahrhaftigsein
Asteya – Nicht-Stehlen, Großzügigsein
Brahmacharya – Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens
Aparigraha – Unbestechlichkeit.

Gehe davon aus. Verletze andere nicht mit Worten, Handlungen und Gedanken. Sei wahrhaftig in Gedanke, Wort und Tat. Begehre nicht das Eigentum von anderen und nimm es ihnen auch nicht. Das sind die Grundprinzipien. Es gibt noch weitere, aber diese sind erstmal die Grundlage.
Wenn du herausfinden willst, was Gott will, dann sei ein ethischer Mensch.

Als zweites diene Gott indem du Gutes tust. Alle Religionen stimmen darin überein, dass tätige Nächstenliebe, Barmherzigkeit, im Yoga nennen wir das Seva Karma Yoga so wichtig ist. Überlege wie du Gutes für andere tun kannst. Und wann immer du mit einem Menschen zusammen bist, überlege wie du dem Menschen Gutes tun kannst. Mache den Vorsatz: „Möge ich eine gute Kraft im Leben von allen sein mit denen ich zu tun habe.“ Wenn du diese Einstellung hast, dann hast du schon viel. So wie Jesus gesagt hat: „Was du getan hast dem geringsten deiner Brüder und Schwestern, das hast du mir getan.“


Das nächste Prinzip wäre: Übe spirituelle Praktiken. Im Yoga würden wir sagen, übe Asana, Pranayama, Meditation. Das macht dich subtiler. Das macht deinen Geist reiner. Dann findest du leichter heraus, was Gott will. Wenn du selbst Praktiken machst, die deinen Geist erheben, dann fällt es dir leichter Gott zu spüren.
Dann ist es wichtig auch mit anderen Gottsuchenden zusammen zu sein. Sei es in einem Gottesdienst, sei es in einem gemeinsamen Gebet, sei es im Yoga nennen wir es Satsang, einer gemeinsamen spirituellen Praxis.
Jesus hat mal gesagt: „Wo drei oder vier versammelt sind in meinem Namen da bin ich mitten unter euch.“ Wenn mehrere Menschen ihren Geist auf Gott ausrichten, Gottesdienst feiern, gemeinsam Gotteslob singen, Kirtan singen, Mantras singen, gemeinsam meditieren, dann ist Gott leichter erfahrbar.

Im Yoga würde man weiter noch sagen: Führe einen sattvigen Lebensstil. D.h. töte keine Tiere, um zu Essen und mache auch sonst deinen Lebensstil, der dir hilft dich Gott näher zu spüren und zu fühlen. Achte auf was du siehst, hörst, liest, womit du dich kleidest, welche Sprache du hast. Wenn du eine subtilere Sprache hast, eine respektvolle Sprache hast, wenn du weniger weltliche Dinge machst in deiner Freizeit, fällt es leichter, Gott zu erfahren. Und dann gilt es zu Gott zu beten. „Lieber Gott, führe mich. Zeige mir, was du von mir willst.“ Es gibt auch das schöne Gebet, was auch mein Konfirmationsspruch ist: „O Gott, sende mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten.“


Jesus hat im Gethsemane gebetet: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Wenn du so deinen Geist immer wieder dahin ausrichtest, Gott immer wieder darum bittest, dir den Weg zu zeigen und das zu tun, was er von dir will, wirst du immer mehr spüren, was Gott von dir will. Natürlich musst du auch aufpassen. Manchmal kann dich der Geist verwirren.

Prüfe wann immer du eine Inspiration hast, ob sie den ethischen Prinzipien entspricht: Nicht lügen, nicht stehlen, nicht verletzen, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens usw. Und setze es auch mit Respekt um, mit Hochachtung auch für andere Wesen. So wirst du mehr und mehr spüren, was Gott von dir will.
Dann gib alles Gott dar. Du könntest auch – wenn du mal nicht weißt, was Gott von dir will – sagen: „O Gott, du lässt mich im Unklaren. Bitte zeige mir, was du von mir willst. Bis nächsten Freitag lass mich aufwachen und zeige mir was du von mir willst.“ Wenn du am Freitag schließlich aufwachst und nicht weißt, was Gott von dir will, dann sage Gott: „O Gott, ich habe dich um Führung gebeten. Du lässt mich im Unklaren. Ich werde jetzt folgende Entscheidung treffen. Wenn du willst, dass ich das nicht tue, dann zeige mir das bis Sonntagfrüh.“ Wenn du dann am Sonntagfrüh aufwachst und immer noch keine andere Antwort hast, sagst du: „O Gott, ich gehe davon aus, dass es das ist, was du willst. Ich werde es tun und dir von ganzem Herzen darbringen.“
So sagt es Krishna in der Bhagavad Gita. Im Endeffekt entscheide und bringe alles Gott dar. Und wenn du alles Gott darbringst und für Gott tust, dann trifft dich keine Schuld. Dann wirst du letztlich tun, was Gott von dir will.

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein