Was reduziert die Wirkung von Yoga – HYP I.15

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 15. Vers
„Atyaharah prayasash cha prajalpo niyama grahah jana sangash cha laulyam cha shadbhir yogo vinashyati.“
„Durch Überessen, Überanstrengung, Schwätzen und Regelhörigkeit, oberflächliche Geselligkeit und Unbeständigkeit, durch diese sechs Untugenden geht das Yoga verloren.“


Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen, zum Hatha Yoga Pradipika Podcast. Ich lese jeden Tag einen Vers aus der Hatha Yoga Pradipika und gebe dazu ein paar Kommentare, ein paar Gedanken dazu. Weniger technische Kommentare, sondern mehr als Inspiration. Swatmarama, der Autor der Hatha Yoga Pradipika, spricht hier darüber, was das Yoga verloren gehen lässt, das heißt, was die Wirkung des Yoga reduziert. Überessen. Du solltest dich nicht überessen. Es ist wichtig, dass du die Ernährung beachtest. Gerade im Hatha Yoga, das ja so auch über den Körper wirkt, ist es wichtig, dass du nicht zu viel isst. Was heißt zu viel essen? Du solltest dich nach einer Mahlzeit befriedigt fühlen, aber gleichzeitig auch noch spüren, dein Bauch fühlt sich gut an. Eine gute Sache ist, vor dem Essen dein Gebet zu sprechen oder ein Mantra zu sprechen oder dich einfach zu sammeln, dann in Ruhe zu essen und zwischendurch hineinhören: „Habe ich genügend gegessen?“ Indem du beim Essen bewusst bist und aufhörst, wenn du merkst, dass es ausreichend ist, hast du die erste der Bedingungen erfüllt, die Swatmarama empfiehlt, damit Yoga wirklich effektiv ist.

Zweites ist Überanstrengung. Überanstrengung heißt, dass du auch dich nicht zu sehr bemühen solltest. Beim Hatha Yoga sollte es eine gewisse Leichtigkeit geben, es sollte keine Qual sein. Wenn du also deine Asanas und Pranayamas übst, dann übe es so, dass es für dich angenehm ist.

Schwätzen ist das nächste. Das heißt, achte darauf, was du sprichst, achte darauf, dass das, was du sprichst, gut und hilfreich ist. Das kannst du auch schon heute überlegen, wenn du den Podcast am Morgen hörst, oder du kannst es dir vornehmen für morgen früh oder für morgen. Überlege, was sagst du, wie sagst du es? Es gibt so die Aussage: „Bevor du etwas sagst, überlege erst mal, ist es wahr? Wenn es nicht wahr ist, dann sprich es nicht. Zweitens, überlege, ist es notwendig? Und wenn es nicht notwendig ist, dann schweige. Und das dritte ist, ist es freundlich? Und wenn es nicht freundlich ist, dann schweige.“ Das sind jetzt drei Gatekeeper, das heißt, drei Torwächter, Türwächter. Und die drei kannst du in dir etablieren, aber du solltest es auch nicht zu eng sehen, denn reden gehört eben auch dazu. Also, du kannst überlegen, grundsätzlich sage immer die Wahrheit, lüge nicht. Was auch immer geschieht, lüge nicht. Im Zweifelsfall schweige. Und das zweite ist dann eben auch, zu überlegen: „Ist das, was ich sage, wirklich hilfreich?“ Dazu musst du dich in einen anderen Menschen hineinversetzen. Dadurch musst du schauen, bewirken deine Worte etwas Gutes. Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, du musst auch nicht zeigen, wie klug du bist, sondern überlege: „Ist das, was ich sage, für den anderen hilfreich? Ist das, was ich sage, für die gute Sache hilfreich?“ Manchmal ist natürlich schon hilfreich, mit einem anderen Menschen überhaupt zu kommunizieren, um eine Herzensverbindung herzustellen und Kommunikationslinien aufrecht zu erhalten. Auch das kann heißen, es ist gut und es ist hilfreich.

Regelhörigkeit ist das nächste. Regelhörigkeit heißt auch, zu starkes Beachten von Vratas, also von ungeeigneten Gelübden. Also, wenn du etwas tust, dann tue es – also im Hatha Yoga insbesondere – zum einen natürlich nach Regeln, denn vorher hat er ja gesagt: „Mache es so, wie es vom Lehrer unterrichtet wird.“ Aber Regelhörigkeit ist auch nicht gut. Du musst öfter auf deinen Körper hören, du musst öfter auf deine Intuition hören. Und du musst öfters schauen: „Ist das, was ich tue, tatsächlich angemessen und angebracht?“ Unbeständigkeit ist etwas, was Swatmarama auch anmahnt, dass man es vermeiden sollte. Sei beständig. Übe jeden Tag Hatha Yoga. Lasse keinen Tag aus. Mindestens meditiere jeden Tag. Und auch bei deinen Asanas und bei deinen Pranayamas, sei regelmäßig. Regelmäßigkeit ist wichtig, um Erfolg zu haben. Umgekehrt will ich es jetzt mal so ausdrücken: Iss genießerisch, aber nicht zu viel. Bemühe dich, aber überanstrenge dich nicht. Kommuniziere freundlich, schwätze nicht. Beachte die Regeln, aber werde nicht regelhörig. Sei gesellig mit anderen, aber nicht zu oberflächlich. Sei beständig in deiner Praxis. So wirst du auf dem Yogaweg voranschreiten.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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