Wann ist Gott gestorben?

Wann ist Gott gestorben? Ist Gott wirklich gestorben? Kann Gott überhaupt sterben? Eine interessante Frage. Nietzsche hat mal ein Werk geschrieben namens „Gott ist tot“. Ist Gott tot? Ist Gott gestorben? Wann ist Gott gestorben? Die Frage ist unterschiedlich zu beantworten. Man kann sie metaphysisch, theologisch, ideengeschichtlich und auch individuell spirituell psychologisch beantworten.

Zunächst einmal die psychologisch metaphysische Sicht. Wann ist Gott gestorben? Nie. Gott kann nicht gestorben sein. Gott war immer schon und wird immer sein. Gott ist ewig, ungeboren und uralt. Gott gab es schon vor der Schöpfung und Gott wird es weiter geben nach der Schöpfung. Wann ist Gott gestorben? Nie. Gott ist immer da.

Wann ist Gott gestorben aus theologisch relativer Sicht? Gott ist in diese Welt immer wieder gekommen. Nach christlicher Theologie ist Gott in diese Welt gekommen als Jesus Christus. Und irgendwann, nach unterschiedlichen Traditionen 30 n. Chr. bis 33 n. Chr., ist Gott gestorben am Kreuz als Jesus Christus.

Es gibt aber auch andere Traditionen, die sagen, dass Gott sich in dieser Welt manifestiert hat. Zum Beispiel heißt es, dass Gott geboren wurde als Krishna. Und Krishna ist gestorben, zumindest nach manchen Chronologien, 3227 v. Chr. Wann ist also Gott gestorben? 3227 v. Chr.

Aber es gibt auch andere Aussagen, die ein anderes Todesdatum festlegen. Wann ist Gott gestorben? Vielleicht mit dem Tod von Buddha. Nach manchen buddhistischen Traditionen und auch nach Aussage vom Hinduismus ist Buddha eine Inkarnation Gottes. Wann ist Gott also gestorben? Im 6-ten Jahrhundert v. Chr. als Buddha.

Und so gibt es auch noch weitere Inkarnationen Gottes, zum Beispiel als Rama. Und der soll noch vor sehr viel längerer Zeit gestorben sein. Es gibt Hanuman oder Dattatreya. Und es gibt so viele Inkarnationen Gottes. Wann ist also Gott gestorben? In jeder Inkarnation, die eine Weile auf dieser Welt war.

Wann ist Gott gestorben ideengeschichtlich gesehen? Manche sagen, dass in der westlichen Zivilisation Gott im 19-ten Jahrhundert gestorben ist, als die Menschen begonnen haben, ihr Leben nicht mehr an Gott auszurichten. Für die Menschen ist Gott also als Bedeutsamkeit gestorben.

Noch mehr ist Gott gestorben nach dem Zweiten Weltkrieg. Denn die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges haben die Menschen gründlich durcheinander gebracht. Manche Christen haben sich von den Nazis verführen lassen. Und nach dieser Enttäuschung war für sie das Christentum nicht mehr etwas. Die Juden wurden zum größten Teil getötet, umgebracht und ermordet. Und andere wiederum, die an Gott geglaubt haben und sich nicht von den Nazis verführen lassen haben, waren enttäuscht, dass Gott so viel Unrecht zugelassen hat.

Dann ist hinter dem Eisernen Vorhang Gott noch mehr gestorben. Und so haben die Menschen auch noch den Atheismus mitbekommen. Und so könnte man sagen, dass jetzt in Mitteleuropa und auch in Nord- und Westeuropa Gott nicht mehr die große Rolle spielt.

Aber ist Gott deshalb gestorben? Letztlich ist auf der ganzen Welt Gott weiterhin bedeutsam. In den muslimischen Ländern wird Gott heute mit größerer Inbrunst verehrt als noch vor ein paar Jahrzehnten. Das ist wie eine Wiedergeburt Gottes. In China sind die Bekehrungsraten sehr groß. Es gibt dort und auch in Korea und Japan immer mehr Buddhisten, Taoisten und Christen. Letztlich ist Gott dort nicht gestorben, sondern wird immer stärker. In diesem Sinne nimmt weltweit der Glaube wahrscheinlich nicht ab, sondern er wird stärker. Wann ist als in diesem Sinne Gott gestorben. Gar nicht.

Wann ist Gott gestorben aus individuell psychologisch spiritueller Sicht? Das ist mehr eine Frage für Dich. Vielleicht hattest Du mal eine Phase in Deinem Leben, wo Gott in Dir stark und sehr spürbar war. Wo Du gewusst hast, dass es Gott gibt. Und vielleicht ist es passiert, dass Du irgendwann Gott nicht mehr gespürt hast.

Und so könntest Du fragen, wann Gott irgendwann scheinbar in Deinem Leben gestorben ist? Gibt es irgendeinen Moment, der damit zusammen hängt? Wann hast Du aufgehört, göttliche Gegenwart zu erfahren? Vielleicht kannst Du Dich daran erinnern. Hast Du irgendetwas gemacht? Warst Du vielleicht arrogant? Bist Du vom spirituellen Weg abgekommen? Hast Du Dich ablenken lassen?

Oder ist es vielleicht einfach Gott gewesen, der Dir eine Weile gezeigt hat, welche Euphorie und wie großartig es ist, Ihn – Sie - Es zu erfahren? Und vielleicht hast Du dann auch einige Lektionen, die Du erledigen musst, ohne Gottes Gegenwart zu erfahren. Aber Gott ist deshalb noch lange nicht tot. Er ist nur scheinbar nicht da und er wird wieder in Dein Leben kommen. Und vielleicht schon bald. Swami Sivananda hat gesagt: „Gott ist eine Angelegenheit von Nachfrage und Angebot.“ Wenn Du Gott vom Herzen her nachfragst, wird er wieder erfahrbar sein.

Grundsätzlich gilt es, um Gott zu erfahren und Gott wieder in Deinem Leben zu spüren, spirituelle Praktiken zu üben wie Meditation, Mantra singen, Asanas, Pranayama, Studium der Schriften und Gebet. Es gilt mit anderen zu praktizieren im Gottesdienst, gemeinsamen Gebet und Satsang. Es gilt als drittes ein ethisches und reines Leben zu führen und die spirituellen Prinzipien in den Alltag umzusetzen. Es gilt als viertes, uneigennützigen Dienst zu machen, tätige Nächstenliebe und anderen zu helfen. Gott zu dienen im Alltag.

Und wenn Du diese vier Grundlagen hast, gilt es, vom Herzen her Gottes Sehnsucht zu kultivieren und immer häufiger Gott zu sehen. Vielleicht im Kleinen wie in den strahlenden Augen eines anderen Menschen, in einer Naturerfahrung oder in der Tiefe Deines Herzens in der Meditation. Im Himmel, im Großartigen, in kleineren oder größeren glücklichen Umständen Gott zu erfahren.

Wenn Du also fragst, wann Gott gestorben ist? Nein, Gott ist nicht gestorben. Er ist nur scheinbar für Dich jetzt vielleicht nicht sichtbar. So ähnlich, wenn eine Wolke kommt, ist scheinbar die Sonne weg. Trotzdem geht das Leben auf der Erde weiter, weil die Sonne weiter da ist. Und so ähnlich geht Dein spirituelles Lernen und Dein spirituelles Wachstum weiter, weil Gott da ist. Auch wenn Du es momentan nicht so bewusst erlebst.

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Kommentare

  • Gott kann ich als mentales Werkzeug betrachten. Wenn ich es nicht brauche, lege ich es irgendwo in einer Ecke meines Gehirns ab, und wenn ich ein spirituelles Feeling haben will, dann hol ich's raus. Eine gute Methode dafür ist z.B. zu meditieren, ein mehrstimmiges Spiritual zu singen, eine Tantrische Körperverehrung zu gestalten, einen Gipfel in den Bergen zu besteigen oder vielleicht nur dem Rauch eines Räucherstäbchens nachzuschauen. Tot ist Gott erst, glaube ich, wenn alle Menschen tot sind. Denn dann gibt es auch keine Nische mehr in einem Gehirn, wo er noch schlummern könnte. Absichtlich ganz aus dem Gehirn rausschmeissen können wir ihn bei Lebzeiten nicht - dafür ist unsere (oft unbewusste) Sehnsucht nach dem Übernatürlichen zu groß.  

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