Wann hat Gott die Welt erschaffen?

Die Frage, die mir gestellt wurde ist „Wann hat Gott die Welt erschaffen?“.
Da gibt es so viele verschiedene Überlegungen. Wenn man von dem Christentum ausgeht, würde man sagen, wenn man alle Patriarchen im Alten Testament zusammenzählt, dann kommt man irgendwie darauf, vor über 6000 Jahren hat Gott die Welt erschaffen.
Es macht jetzt aber keinen all zu großen Sinn. Vor dem Hintergrund der modernen Archäologie und Geologie weiß man, die Erde allein ist mehrere Milliarden Jahre alt.
Es ist Jahr 2021 und eine der vielen Chronologien sagt, die Erde wurde vor 4-5 Milliarden Jahren geschaffen und die Welt wurde vor 20 Milliarden Jahren geschaffen.
Hier könnte man in Übereinstimmung der Wissenschaft also sagen, Gott hat die physische Welt vor 20 Milliarden Jahren erschaffen.

Brahman
Aber dann kann man auch wieder fragen: hat Gott die Welt erschaffen oder ist die Welt von selbst entstanden? Es ist letztlich eine Frage des Standpunktes.
Ich komme aus der Yoga Vedanta Richtung und hier legen wir uns nicht so fest. Wir sagen auf der einen Seite gibt es Brahman, das unendliche und das ewige und das allein ist. Gott war, ist und wird immer sein, unbeschränkt. Gott ist weder weiblich, noch männlich, so sprechen wir von Brahman, dem Absoluten: Das existiert immer.

Maya
Dann gibt es die Sache die Welt ist Maya, die Welt ist Täuschung, die Welt ist nicht wie wir sie wahrnehmen. Denn in Wahrheit ist Zeit und Raum nur eine Schöpfung des Geistes. Wie wir die Welt wahrnehmen, mit Zeit und Raum, so ist die Welt nicht. Dass wir die Welt in Farben und Formen und Gerüchen und Klängen wahrnehmen, all das macht keinen Sinn. Die Welt ist nicht so.
Vom physikalischen her sind Farben nichts anderes als Reflexionen von Lichtwellen. Klänge sind nichts anderes als Reizung des Trommelfells und der inneren Ohrknöchelchen.
Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist in unserem Geist.

Traum
Yogis sagen dann auch, die Welt ist wie ein Traum. Wann hat Gott die Welt erschaffen? Das wäre so ähnlich zu der Frage, wenn du träumst, wann hast du die Traumwelt erschaffen? So, wie du im Traum bist, scheint die Traumwelt schon ewig zu existieren. Uns scheint so diese Welt schon immer existiert zu haben.
Es ist nicht unser individueller Traum diese Wachwelt. Es ist Gottes Traum. In diesem Sinne könnte man schon sagen, Gott hat die Welt geschaffen, indem er sie träumt. Aber in dem Moment, wo der Traum ist, hat die Welt immer schon existiert.

Astrale und kausale Welt
Jetzt könnte man sagen, die physische Welt wurde vor 20 Milliarden Jahren geschaffen. Die Hindus sprechen dann auch von Feinstoffwelten und von Astralwelten, Kausalwelten usw.. Sie berechnen das Alter; sie sagen ein Schöpfungszyklus dauert 311 Billionen Jahren. Das beinhaltet die kausale und die astrale Schöpfung.

Anadi und Gott Verwirklichung
In diesem Sinne, wann hat Gott die Welt erschaffen? Vor Billionen von Jahren. Aber das sind Schöpfungszyklen. Vom Vedanta Standpunkt aus ist aber die Welt ungeschöpft. Anadi, ohne Anfang. Aber sie hat ein Ende.
In dem Moment, wo du aufwachst, bist du aus der Welt draußen. In dem Moment, wo du die Gott Verwirklichung, die Erleuchtung erlangst, bist du weg aus dieser Welt.
Jetzt ist es weniger wichtig diese philosophischen Spekulationen zu verehren und so lange dich mit anderen zu streiten, wann hat Gott die Welt erschaffen, hat Gott die Welt geschaffen?
Viel wichtiger ist es, dass du Gott verwirklichst, dass du vom Herzen zu Gott betest, dass du Sehnsucht hast Gott zu erfahren, dass du weißt, dein Leben erfüllt sich dann, wenn du mit Gott verschmilzt.
Und wie erreichst du das dann?
Erstens indem du ein ethisches reines Leben führst.
Zweitens indem du spirituelle Praktiken übst, wie Meditation, Asanas, Pranayama, Schriftenlesungen, Gebete usw..
Drittens indem du auch mit anderen zusammen kommst, die spirituell praktizieren. Sei es im Gottesdienst, sei es im Freitagsgebet, sei es in der Synagoge, sei es im Satsang, also in Gemeinschaften, in Praxis mit anderen.
Schließlich indem du anderen Menschen dienst. Im Christentum heißt es, was du getan hast, dem geringsten unter deinen Brüdern und Schwestern, das hast du mir getan. Nächstenliebe ist Gottesdienst, uneigennütziger Dienst ist Gottesdienst. Widme dein Leben, das Leiden anderer zu mildern, als Dienst an Gott. So erfährst du Gott. Dann kommst du raus aus der begrenzten Schöpfung und bis dahin erkenne auch die Welt als Schöpfung Gottes. Auch wenn die Welt eine Illusion ist, ist sie eine göttliche Illusion. Du kannst in jedem Millimeter von Gottesschöpfung auch das Wirken des Göttlichen sehen. Spüre es, siehe es, fühle es.
Wann hat Gott die Welt erschaffen? In jedem Moment vom neuen, in diesem Moment. Spüre Gottes Schöpfung.

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