Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 11. Vers
„Hatha vidya param gopya yogina siddhim ichchhata bhaved viryavati gupta nirvirya tu prakashita.“

„Die Wissenschaft des Hatha Yoga ist streng geheim zu halten von dem Yogi, der nach Erleuchtung strebt. Sie ist kraftvoll im Verborgenen, bedeutungslos, wenn sie zur Schau gestellt wird.“

Wenn du spirituelle Praktiken übst, auch wenn du Hatha Yoga übst, dann gilt es auch, dass du daraus keine Schau machst, keine Show machst, dass du nicht versuchst, andere zu beeindrucken mit dem, was du tust. Es gibt da einen feinen Grad, eine Gradwanderung, eine feine Trennungslinie. Jesus sagt ja auch in der Bergpredigt, dass man das Licht auf einen Leuchter stellt und nicht unter einen Scheffel. Und er sagt zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt, ihr seid das Salz der Erde.“ Und wenn man das Salz nicht nutzt – wozu ist es da? Und wenn man das Licht verborgen hält, kann es nicht leuchten.

Also, auf der einen Seite ist es durchaus gut, zu strahlen, seine Energie auszustrahlen. Und es kann auch gut sein, auch mal zu erzählen über das Yoga und wie toll das ist, denn so kannst du andere begeistern. Aber wenn du prahlen willst mit dem Yoga und sagen… Wenn z.B. jemand sagt, er kann jetzt schon drei Runden Kapalabhati machen und siebzig Ausatmungen, dann sagen: „Oh, das ist gar nichts. Ich mache zehn Runden Kapalabhati und atme bis tausend Mal aus.“ Oder jemand erzählt gerade, „ich kann jetzt den Kopfstand“, dann sagen: „Das ist gar nichts. Ich kann den Skorpion.“ Dann ist das zur Show stellen, damit wirst du nicht vorankommen.

Sei dir bewusst, dass du demütig sein kannst. Erzähle anderen so weit von deiner Praxis, wie du meist, dass es sie inspiriert. Erzähle nicht von deiner Praxis, um Mitgefühl zu bekommen. Erzähle auch nicht von deiner Praxis, um andere zu beeindrucken. Erzähle auch nicht von deiner Praxis, um von anderen irgendwo bewundert zu werden. Es ist gut, auch von deiner Praxis zu erzählen, aber in dem Maße, wie es anderen hilft. Und so musst du auch aufpassen, was kannst du Menschen erzählen. Manchen Menschen kannst du erzählen: „Ja, ich übe Hatha Yoga und ich übe Yoga. Es hilft mir gegen meine Rückenprobleme, ich entspanne mich und ich habe mehr Energie.“ Eine Möglichkeit.

Dann gibt es andere Menschen, zu denen kannst du sagen: „Ich übe Hatha Yoga und wenn ich das übe, dann komme ich mehr zu mir selbst, ich erfahre mehr über mich und dann kann ich mich erholen und regenerieren und es ist ein Mittel zur Selbsterkenntnis.“ Dann mag es andere geben, denen kannst du auch sagen: „Ich übe Yoga, um mich spirituell zu entwickeln. Wenn ich meine Asanas und Pranayama übe, dann fühle ich mich inspiriert, die Meditation geht leichter, ich bin mir des Göttlichen mehr bewusst.“

Stelle dich ein auf die Menschen, mit denen du zu tun hast. Und sprich mit Menschen so, dass Menschen etwas damit anfangen können. Wenn du über Yoga sprichst mit anderen Menschen, sollte dein Ziel sein, dass du anderen hilfst und andere inspirierst. Natürlich, angenommen, du praktizierst mit anderen und du bist mit jemand Spirituellem befreundet, dann könnt ihr auch die Erfahrungen austauschen, um euch gegenseitig zu helfen. Aber macht keinen Wettbewerb. Weder einen Wettbewerb, wer die besseren Praktiken macht, noch einen Wettbewerb darin, wer die größeren Schwierigkeiten zu überwinden hat.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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