2014 © Text: Bhajan Noam

Sanatana Dharma – war am Anfang das Wort oder besteht ein anfangsloses ewiges Gesetz?

"Am Anfang war das Wort" ist der erste Satz des Johannes-Evangeliums im Neuen Testament. Er bezieht sich auf das Erste Buch Mose (Bereshit). Johannes schrieb in Griechisch. Im Original steht λόγος = Logos, am Anfang war der Logos. Logos kann zwar auch mit „Wort“ übersetzt werden, wie es Luther tat, doch die tiefere Bedeutung von Logos ist "Sinn". Sinn meint die geistige Fähigkeit, etwas kreieren zu können, oder schlicht den Gedanken, der jeder Handlung zugrunde liegt, die planende Absicht. Sinn ist auch eine der Übersetzungsmöglichkeiten von Tao. Tao ist das Gesetz, nach dem sich alles Werden, Wachsen und Vergehen ausrichtet. Im Buddhismus wird es Dharma genannt, im Hinduismus Sanatana Dharma.

 

Im hebräischen Originaltext heißt es in der Thora: "Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war bloß und bar, und Dunkel lag über dem Grund, und Gottes Windhauch wehte über die Wasser". Das ist ein wunderschönes Bild und beinhaltet vieles, was man beim ersten Lesen übersehen kann. "Im Anfang" ist etwas gänzlich anderes als "am Anfang". "Im Anfang" besagt: Gott ist mitten im Geschehen drin, es ist eigentlich gar kein Anfangspunkt, es ist eine Anfangsewigkeit. Eine Anfangsewigkeit, in der schon alles Grundmaterial vorhanden ist. Gott benutzt es, um daraus diese Welt zu erschaffen. "Die Erde war bloß und bar", aber sie war bereits vorhanden. "Und Dunkel lag über dem Grund", vielleicht Dunkle Materie, aus der heraus der Urknall barst, vor dem es aber immer und immer wieder solche Ereignisse bereits gegeben hatte. "Und Gottes Windhauch wehte über die Wasser" – hier haben wir das männliche und weibliche Prinzip, das Yin und das Yang, wie wir es im Taoismus vorfinden. "Gottes Windhauch" ist der schöpferische Geist, "die Wasser" sind der Stoff, der sich bereithält zu empfangen und zu reagieren.

 

Und prompt folgt schon der Satz: Da sprach Gott: "Es werde hell!", und es ward hell. – Der Wasser"Stoff" reagierte; Licht und Leben, Sonne und Mond, Wasser und Land, Fische und Vögel, Tiere und Bäume, alles Gras und bald auch die Menschen, die über all dies nachgrübeln (was ihre liebenswerte Einzigartigkeit ausmacht), entstanden aus dem Wort, aus dem Sinn, aus dem Tao, aus dem großen Gesetz der Liebe. – In dem Sinn spricht auch die Bibel die eine universale Wahrheit aus, nichts an ihr braucht geändert werden, nur wie so oft die Übersetzung.

 

 

- Bhajan Noam -

 

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Kommentare

  • @ravidachs, das ist gut so - das Wir / Du uns nicht die Ewigkeit Vorstellen können, denn das wirklich Wahre, ist jenseits von Name und Form. Könnte es ein Wesen - so wäre dieser beschränkt in seiner Art & Weise des Lebens. Relativ & Absolut

  • Hier wird die Beste bhagavad gîtâ Text - Webseite wieder gegeben, die es in seiner grammatikalischen und vokalischen Analyse wie auch sanskrit Umfang gibt ! Sehr zu Empfehlen !

  • Kein Anfang! Santana Dharma ist das ewig gültige Gesetz, das kreiert, bewahrt, zerstört und erneuert… Das Wort, der Logos, der Sinn, das Tao, der Dharma sind das ewige, in sich selbst verschlungene Energie- und Weisheitsfeld, das wesenhaft ist und das wir Gott nennen. - "Ich bin der Ursprung von allem, von mir ausgehend kommt alles in Bewegung. Mit dieser Überzeugung verehren mich die Weisen, die voll vom Gefühl der Liebe sind". ­­­Bhagavad Gita 10:8

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