Richte dein Leben auf das Höchste aus – HYP I.57/2

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 57. Vers, zweiter Teil
„Der Brahmachari, der im Führen eines keuschen Lebens und Einhalten einer maßvollen Ernährung diesen Yoga praktiziert und die Früchte seiner Handlungen zurückweist, wird in wenig mehr als einem Jahr ein Siddha, ein Vollkommener. Darüber gibt es keinen Zweifel.“


Hier verspricht Swatmarama, dass es möglich ist, in wenig mehr als einem Jahr ein Siddha zu werden, ein Vollkommener zu werden. Das ist natürlich ein hoher Anspruch. In wenig mehr als einem Jahr ein Vollkommener zu werden. Er will uns damit den Mund wässrig machen. Er will sagen: „Ja, praktiziere! Es ist möglich, schnell die Verwirklichung zu erreichen. Es ist möglich. Es ist nicht nur etwas, was du irgendwann sehr viel später erreichst.“ Natürlich, dann setzt er die Messlatte hoch. Brahmachari, wörtlich Verehrer von Brahman oder jemand, der sein Leben auf Brahman ausgerichtet hat. Das ist das erste: Wenn du Vollkommenheit erreichen willst, dann richte dein Leben auf Brahman, auf das Höchste aus. Dann, Führen eines keuschen Lebens. Das ist ein großes Thema, über das ich vielleicht ein anderes Mal sprechen will.

 

Was heißt keusches Leben? Du könntest zunächst mal sagen, es heißt, vermeiden von sexuellem Fehlverhalten. Es heißt, dass du dein sexuelles Leben so ausrichtest, dass es mit Liebe erfüllt ist, dass du andere nicht verletzt. Natürlich kannst du sagen, wenn du in einem Jahr die höchste Verwirklichung erreichen willst, dann kannst du auch mal ein Jahr auf sexuelle Beziehungen verzichten, insbesondere, wenn du jetzt nicht in einer sexuellen Beziehung stehst. Angenommen, du bist jetzt nicht in einer sexuellen Beziehung und du bist sehr interessiert an Spiritualität, dann kannst du sagen: „Ja, ich will jetzt ein Jahr lang keine sexuellen Beziehungen haben. Ich will ein Jahr lang alleine intensiv praktizieren.“ Das könnte ich dir empfehlen. Ich war ja selbst eine Weile Brahmachari und habe ein Leben von sexueller Enthaltsamkeit geführt und ich möchte darauf nicht verzichten. Ich bin zwar für mich zu dem Schluss gekommen, dass es gut ist, dauerhaft in einer Beziehung zu leben, aber mal eine Weile, vielleicht ein halbes Jahr, ein Jahr bewusst zu sagen, „ich verzichte auf alle sexuellen Beziehungen und werde auch angehende Verliebtheiten zurückweisen, das hat etwas. Wenn du jemanden wirklich liebst und die Liebe tief ist und ihr euch aus einem früheren Leben kennt, dann kann das auch eine Weile warten. Wenn das nicht warten kann, gut, dann war es vielleicht auch nicht die richtige Beziehung. Wenn du aber jetzt in einer Beziehung stehst, dann ist es sicherlich jetzt nicht angemessen, deinen Partner vor den Kopf zu stoßen, insbesondere, wenn du ihn liebst und hoffst, die Beziehung langfristig aufrecht zu erhalten. Dann kannst du sagen, du führst ein Leben gefüllt von Mitgefühl mit dem anderen und dein sexuelles Leben ist Teil einer tieferen Liebe.

 

Das nächste, was er sagt, ist, Einhalten einer maßvollen Ernährung. Darüber spricht er im nächsten Vers sehr viel mehr. Wir werden also noch viel auch über Ernährung hören, aber nicht nur physische Ernährung, sondern auch geistige Ernährung. Dann, diesen Yoga praktizieren. Also wichtig, Yoga praktizieren, diesen Yoga, den Swatmarama beschreibt. Jetzt nochmal ganz wichtig: „Die Früchte seiner Taten zurückweist.“ Das heißt, verhaftungslos und erwartungslos üben. Wenn du ständig überlegst, was du davon hast, wenn du Yoga übst, dann kommst du nicht sehr viel weiter. Es ist wichtig, dass du die Früchte deiner Taten zurückweist. Das heißt, verhaftungslos üben, nicht an den konkreten Früchten zu hängen. Dann wirst du ein Siddha, ein Vollkommener. Also, nochmals die verschiedenen Bestandteile, du kannst darüber nachdenken, wie intensiv du das hast. Brahmachari, einer, dessen Leben auf Brahman ausgerichtet ist, ein keusches Leben. Du kannst es auch im weiteren Sinne machen, ein Leben durchaus, wo du auf sinnliche Befriedigung verzichtest. Maßvolle Ernährung, sattvige Ernährung. Yoga regelmäßig praktizieren und das im Sinne von Karma Yoga üben, im Sinne von, im Hier und Jetzt sein, mit großer Bewusstheit im Hier und Jetzt sein, dann wirst du ein Siddha.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein