Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 12. Vers: „Auf der ersten Stufe gerät der Körper in Schweiß, auf der zweiten Stufe ist ein Zittern durch den ganzen Körper hindurch zu fühlen.“
Hier beschreibt Swatmarama Reinigungserfahrungen, die kommen können durch intensives Pranayama. Wenn du intensives Pranayama übst, es kann auch in der Meditation passieren, es kann bei Asanas passieren, es kann bei jeder spirituellen Praxis passieren, kann es sein, dass es dir heiß wird. Yogis würden sagen, wenn es dir heißt wird, dann werden die Nadis gereinigt, die Energiekanäle, man kann auch sagen, die Feuerenergie, Agni wird aktiviert, Surya, die Sonnenenergie wird aktiviert. Und diese reinigt die Nadis, die Energiekanäle.

 

In dir steckt so viel Positives drin, in dir stecken so viele Möglichkeiten und Fähigkeiten drin und die Kanäle dorthin sind irgendwo noch voller Verstopfungen. Diese Verstopfungen müssen gelöst werden. Damit diese sich lösen, kann es hilfreich sein, dass die Sonnenenergie stark wird und dann die Unreinheiten zum Schmelzen bringt. So kann es dir warm werden. So kann es auch passieren, dass du schwitzt. Schwitzen ist auch allgemein ein Reinigungsphänomen. Es kann sogar sein, dass du während Pranayama große Schweißausbrüche hast, auch ohne dass es dir besonders warm ist. All das sind Zeichen von Reinigung.

Und dann ein Zittern, sagt er, ist die zweite Stufe. Auch Zittern kann verschiedene Bedeutungen haben. Es kann tatsächlich sein, dass du das Gefühl hast, dass du innerlich erzitterst. Du kannst das Gefühl haben, dass dein Sonnengeflecht vibriert, dass deine Wirbelsäule zittert. Es kann sein, dass der Körper hoch und runter hüpft. Es kann sein, dass du das Gefühl bekommst von Schwanken. Also in der Meditation oder beim Pranayama, dass du vor und zurück, links und rechts schwankst oder auch im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn. All das sind Zeichen, dass Prana, dass Lebensenergie durch dich fließt. Du kannst diese Verse auch im übertragenen Sinne beschreiben. Du gerätst in Schweiß.

Das heißt, auf dem spirituellen Weg zu sein, kann auch mal heißen, dass du bereit bist, im Schweiße deines Angesichts zu praktizieren. Es kann auch mal anstrengend sein. Und es ist auch wichtig, dass du auch bereit bist, auch mal Anstrengungen in Kauf zu nehmen. Und spiritueller Weg heißt auch nicht nur, dass alles von heute auf morgen nur schön ist. Es kann dir plötzlich siedend heiß werden, dass du irgendetwas vergessen hast. Dir kann siedend heißt bewusst sein, dass du nicht mitfühlend genug warst. Dir kann es siedend heiß werden, dass irgendetwas nicht so gut war. Und es kann sein, dass es etwas anstrengend für dich ist. Auf dem spirituellen Weg heißt es, auch das in Kauf zu nehmen, auch dafür bereit zu sein. Letztlich, wenn du merkst, du hast etwas nicht so Gutes getan, dann ist das auch Reinigung. Sei dir dankbar dafür, dass du dir dessen bewusst bist. Es ist natürlich, dass der Mensch Fehler macht. Es ist natürlich, dass du noch nicht vollkommen bist. Und du solltest auch freundlich mit dir selbst umgehen. So ähnlich, wie wenn dir im Pranayama warm wird, dann freust du dich darüber, denn es heißt, du reinigst dich und deine Energiekanäle werden gereinigt. Genauso, wenn dir siedend heiß bewusst wird, dass du irgendetwas nicht richtig gemacht hast, freue dich darüber, das ist auch eine Reinigung. Und nimm dir vor, dann weiter zu üben und es das nächste Mal besser zu machen.

 

Erzittern. Erzittern kann auch wieder viele Bedeutungen haben. Eines kann auch sein, ergriffen sein. Nimm dir öfters Momente, ich sage es ja immer wieder, dass du ergriffen bist. Lasse dich auch in den Grundfesten auch mal erschüttern von Erfahrungen, das ist auch etwas Gutes. Aber lasse dich auch ergreifen von Schönheit. Nimm dir einen Moment, um ein Blatt anzuschauen. Nimm dir einen Moment, um den Himmel anzuschauen. Nimm dir einen Moment, um eine Murti, eine Götterstatue anzuschauen und das Gesicht eines Heiligen. Nimm dir einen Moment, das Gesicht deines Geliebten, deiner Geliebten, deines Kindes anzuschauen. Mit Geliebten meine ich, jeder geliebte Mensch. Es kann auch die Mutter sein, der Vater sein, Frau, Mann usw. Lasse dich ergreifen. Lasse das Göttliche dich auch erzittern.

Viele Menschen leben in einem Halbbewusstseinszustand, sie lassen sich nicht mehr ergreifen. Lasse dich ruhig ergreifen, erzittere innerlich. Das Leben ist es wert. Komme immer wieder in kleine Ekstasen. Erlaube es, dass sie geschehen. Manches kannst du tun, dass es geschieht, manches geschieht von selbst. Es gibt natürlich nicht nur dieses spirituelle Erzittern. Es ist auch manchmal hilfreich, dass du dich auf andere Weise ergreifen lässt und auf verschiedene Weisen erzitterst. Auch das kannst du sehen, es ist wie ein spiritueller Schritt zur Vollkommenheit, eine der Stufen der spirituellen Entwicklung.

 
Mehr über die Hatha Yoga Pradipika findest du auch auf unserem Hatha Yoga Pradipika Portal, dem Hatha Yoga Pradipika Blog, du brauchst bloß gehen auf unsere Hauptseite, www.yoga-vidya.de, oben rechts findest du ein Suchfeld und da gib ein „Hatha Yoga Pradipika“ und so findest du die gesamte Hatha Yoga Pradipika auf Sanskrit, in deutscher Übersetzung, mit den Kommentaren von Swami Vishnudevananda, Swami Brahmananda, meinen verschiedenen Kommentaren und im Laufe der Zeit auch noch mehr Kommentare.  

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein