Probiere auch das Schwierige – HYP I.33

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 33. Vers
„Harati sakala rogan ashu gulma udara adin abhibhavati cha doshan asanam shri mayuram bahu kadashana bhuktam bhasma kuryad asheshan janayati jatharagnim jarayet kala kutam.“
Mayurasana, der Pfau, die Asana „Pfau“, beseitigt schnell alle Krankheiten der Milz, des Bauches und weitere, und sie ist siegreich bei jeglichem Ungleichgewicht der Doshas. Insbesondere verbrennt sie alle übermäßig verzehrte Nahrung zu Asche. Sie erzeugt ein Verdauungsfeuer, das sogar das schreckliche Gift Hala Hala oder auch Kala Kuta zu verdauen vermag.“

Hier wird es etwas technisch und sehr körperlich, es geht über Mayurasana, den Pfau. Ich habe ja das letzte Mal über den Pfau gesprochen. Mayurasana, der Pfau ist eine schwierige Asana, die nur wenige beherrschen. Und ich hatte das als Analogie genommen, dass es gut ist, schwierige Sachen anzugehen und zu probieren. Nicht einfach aus Ängsten heraus, dass du das Vollkommene nicht kannst, erst gar nicht anzufangen. Diese Haltung, etwas anzugehen, auch wenn es schwierig ist, und die Haltung, auch langfristige Sachen zu beginnen, und die Bereitschaft, Fehler zu machen, die Bereitschaft, zu scheitern, die Bereitschaft, umzufallen und wieder aufzustehen, das ist diese Haltung, die vielleicht mit Mayurasana gemeint sein kann.

Mayura ist ja auch der Pfau und der Pfau ist majestätisch. Aber der Pfau ist nicht nur majestätisch. Du siehst ihn vielleicht ab und zu mal abgebildet mit dem geschlagenen Rad und das sieht großartig aus. Aber der Pfau hat auch mal nicht das Rad geschlagen und er muss sich auch mal verstecken auf Bäumen. So, auf ähnliche Weise, gehe schwierige Dinge auch an und habe dabei nicht den zu großen Perfektionismus. Es ist oft der Perfektionismus und das sich selbst unter Druck setzen, was dann zu Burnout führt und zu mangelndem Selbstwertgefühl und Lähmungen. Sei nicht gelähmt, gehe es spielerisch an und dann wirst du auch nicht so schnell Krankheiten bekommen, dann wirst du auch leichter aus Dosha-Ungleichgewichten herauskommen. Du wirst Verdauungsfeuer bekommen im Sinne von neuem Enthusiasmus, neue Kraft. Gehe Dinge also an mit Enthusiasmus. Gehe es an mit dem Bewusstsein, dass du auch kleine Schwierigkeiten überwinden kannst und sogar große Schwierigkeiten, einfach indem zu loslegst.

Wir haben bei Yoga Vidya so einen Mitarbeiter, Keshava, der sagt gerne, tun, Dinge angehen, nicht so lange darüber nachdenken: „Kann ich das? Kann ich es nicht?“. Einfach tun. Und Dinge gehen schief, ok, Hauptsache, du bist es angegangen. So überlege, was du heute so alles zu tun hast und was du dir vielleicht vorgenommen hast und anstatt ständig zu überlegen, „bin ich gut genug und ist es der richtige Moment“, mache es einfach. Dann kannst du verschiedenste Blockaden überwinden, verschiedenste Lähmungen überwinden und gehe einfach los. Und daneben will ich dich natürlich auch motivieren, übe den Mayurasana, den Pfau. Vielleicht, wenn du einen zu dicken Bauch hast, wenn deine Oberarme zu kurz sind oder deine Brüste recht voluminös, dann wird dir der Pfau nicht gelingen. Aber wenn du diese Einschränkungen nicht hast, dann probiere es. Es ist ein Mythos, dass Frauen das schlechter könnten als Männer. Es ist mehr die Vorstellung. Also, auch Frauen können es probieren.

Probiere den Pfau, übe ihn, er wird gut sein gegen alle möglichen Erkrankungen, wird dir helfen, die Doshas ins Gleichgewicht zu bringen, wird sehr gut sein für dein Verdauungsfeuer und hilft dir auch, dich von Amas, Schlacken zu befreien. Also, nimm diesen Vers in zweierlei Hinsicht als Inspiration. Erstens, gehe schwierige Dinge auch an, aber ohne Druck. Gehe sie spielerisch an und gehe davon aus, dass du ein paar Mal probieren musst und lernen wirst aus kleineren Scheitern. Aber dann, schrittweise wirst du es können. Und zweitens, übe den Pfau, sofern du es irgendwie hinkriegst. Und sei zufrieden, auch wenn du nur eine Sekunde hältst und wieder herunterfällst, auch wenn die Hände und Ellbogen erst nicht zusammen sind, auch wenn du die Beine nicht wirklich heben kannst, probiere es einfach. Immer wieder, steter Tropfen höhlt den Stein, Übung macht die Meisterin.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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