„Nichtverletzen“

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 35. Vers, 3. Teil Wenn Nichtverletzen fest begründet ist, trifft der Yogi auf keine Feindschaft. Wenn du ein tiefes Verständnis für andere Menschen hast, wenn du wirklich vom Herzen her das Herz des anderen spürst, wenn du tief im Inneren verstehst, dass alle Wesen ganz von innen heraus das Beste wollen, dann triffst du auf keine Feindschaft. Selbst wenn Menschen Negatives tun, selbst wenn sie dich verletzen, selbst wenn sie dir Schlimmes antun, weißt du tief vom Inneren heraus, sie bleiben dein eigenes Selbst. Sie sind eine Manifestation des Göttlichen. Oder wie es die Bibel sagt, sie sind Abbilder Gottes. Im Innern aller Wesen wohnt die gleiche göttliche Kraft. Sie drückt sich manchmal auf komische Weisen aus. Und selbst im größten Schurken ist diese göttliche Kraft dahinter. Wenn du etwas tiefer gehst, kannst du feststellen, dass Liebe ein großes Antriebsmotiv ist. Man könnte sagen, die meisten Handlungen der meisten Menschen werden dadurch motiviert, dass sie entweder Liebe geben wollen oder Liebe erfahren wollen. Vielleicht noch von Menschen erfahren wollen, die es gar nicht mehr gibt. Viele Menschen wollen noch Jahre, nachdem ihr Vater gestorben ist, diesem gefallen und sie denken, wenn sie erfolgreich sind, dann können sie vom Vater noch geliebt werden. Viele Menschen wollen andere dazu zwingen, ihnen Liebe zu geben. Viele Menschen wollen andere zu ihrem Guten zwingen und denken, das sei Liebe. Wenn du das mal genauer anschaust, kannst du großes Mitgefühl erfahren. Einen kleinen Tipp für den heutigen oder morgigen Tag: Wenn du Menschen triffst, überlege, könnten ihre Handlungen durch das Bedürfnis nach Liebe motiviert sein. Könnte es sein, dass dieser Mensch seine Handlung tut, um Liebe zu geben oder Liebe zu empfangen? Oder noch konkreter. Wie könnte diese Handlung damit erklärt werden, dass er Liebe geben will oder Liebe erfahren will? Manchmal tun dies Menschen ganz komisch, auf eigenartige Weise, die dazu führen wird, dass andere eben die Liebe nicht annehmen können und erst recht keine Liebe geben. Dies führt den Menschen aber nur zu mehr Verzweiflung. Wenn du aber verstehst, dass das, was Menschen tun, zum größten Teil aus dem Bedürfnis Liebe zu geben oder Liebe zu empfangen, entsteht, dann kannst zu sie verstehen. Und selbst wenn Menschen dir Böses antun, hast du dennoch Liebe zu ihnen. So wie Jesus am Kreuz gesagt hat, Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Er hat selbst diejenigen verstanden, die ihn gefoltert haben und ans Kreuz geschlagen haben. Er hatte Liebe zu ihnen gehabt. Ich hoffe, dass du diese höchsten Tests nicht mitmachen musst, aber kleine Tests bekommst du im Alltag. Schaue, Ahimsa im Sinne von Maitri, Freundlichkeit, zu entwickeln und werde dir bewusst, dass wenn, selbst wenn Menschen dir Schlechtes antun, du dennoch Liebe hast, du keine Feindschaft mehr erfährst. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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