Nicht genug ahimsa

Was hat Yoga mit Fleischkonsum
Zutun?

Das darf sich völlig zurecht jeder nicht Yogi ( ( Yogi = männlicher Yoga Übender) oder Yoga Anfänger fragen. Der Ur Yogi Patanjali führte in seinem Werk, der umgangssprachlich genannten "Yogabibel" seinen achtgliedrigen Pfad auf. Nach diesem Werk Leben und praktizieren auch die Yogis und Yoginis ( weibliche Form) auch heute noch, so gut es geht.

Unter anderem beinhaltet der Pfad die Verhaltensregeln im Umgang mit anderen und sich selbst. Ein Unterpunkt dieser Regeln ist ahimsa, das Gesetz des nicht Verletzens. Zu diesem nicht Verletzen gehört auch, dass Tiere nicht verletzt und somit nicht gegessen werden. Im Yoga ist es also
nicht erst seit der aktuellen veganen und vegetarischen Trendwelle up to date, auf Fleischkonsum zu verzichten.

Heute möchte ich Dir etwas von mir verraten.

Im Frühjahr letzten Jahres habe ich nach Jahre langem Verzicht auf Fleisch und teilweise sogar auf jegliche tierische Produkte wieder Fleisch konsumiert. Ich dachte, dass ich danach vegetarisch weiter leben würde, wie gehabt.
Dann aber hatte ich die heftigste, längste und schwerwiegendste Krise meines Lebens resultierend aus einem Mangel an Selbstliebe - Schutz und Wert. Also null ahimsa für mich selbst und völliges Austoben im ahimsa an anderen.
In diesem Zustand wollte ich nur noch sterben, konnte von alten Dingen nicht loslassen und hasste mich umso mehr,
Was mich dann letztlich dazu geführt hat, dass ich überhaupt kein Mitgefühl mehr für andere Lebewesen hatte. ( bis auf Menschen und Tiere, die mir sehr nahe stehen)

Ich stopfte also wieder fleißig Fleisch in mich hinein.

Und für diesen Moment und für diese Zeit war das auch gut so. Nie habe ich Fleischesser verurteilt, aber ich hätte immer abgestritten, dass es die Möglichkeit gibt, dass ich noch einmal Fleisch essen würde. Für mich war es unmöglich, das Lebewesen vom Fleisch zu trennen.
Aber glaube mir, das geht. Mir war und ist es tatsächlich teilweise möglich, Fleisch als Fleisch und nicht als totes Tier zu sehen.
Alles war abgeschaltet.

No ahimsa!

Nun stelle ich mir persönlich die Frage, ob es an dem vielen Schmerz liegt, den die Menschen in sich tragen, dass sie das Konsum Produkt Fleisch vom Tier trennen können. Wenn man komplett mit seinem Schmerz identifiziert ist, ist da vielleicht kein Platz für Mitgefühl über den buchstäblichen Tellerrand hinaus.

Ruhe kehrt ein, ahimsa kehrt zurück.

Nach einem Jahr Fleischkonsum, Unterstützung durch Familie und Freunde, Therapie und einer geheilten Beziehung zum Partner und teilweise zu mir selbst merke ich, dass das mit dem unbewussten Fleischkonsum nicht mehr klappt. Meine Wahrnehmung ist wieder stärker bei Tierschutzorganisationen und leidenden Tieren. Ich koche kein Fleisch mehr für mich und meinen Partner. Bei Aufschnitt spüre ich noch nicht so viel Widerstand. Milch habe ich komplett gegen Reismilch ausgetauscht.

Trotzdem werde ich nun nicht wieder radikal auf Fleisch und tierische Produkte verzichten.

Mir ist wichtig, das hier öffentlich zu schreiben, denn ich möchte für Dich authentisch sein. Ich kenne viele Yogalehrer, die heimlich Fleisch essen oder sich einen trinken. Ein Doppelleben möchte ich nicht führen.

Natürlich möchte ich vegan leben. Mein Herz schlägt vegan. Irgendwie ist es aber noch nicht an der Zeit, dies zu leben. Das spüre ich. Auch Schwarz und Weiß möchte ich nicht mehr leben.
Denn auch, wenn es Dich jetzt vielleicht in Unverständnis und vielleicht ein bisschen Wut bringt, möchte ich nicht mehr ständig Nein sagen, wenn Menschen die ich liebe kochen. Ich möchte mich nicht mehr wegen meiner spirituellen Lebensweise ausgrenzen von Menschen, die halt so sind, wie sie sind.
Rückblickend finde ich es für mich persönlich irgendwie sogar ein wenig undankbar und überheblich, wie ich mich vorher Verhalten habe, auch wenn ich nie militant war.

Für mich habe ich nun einen Weg gefunden, mit dieser ambivalenten Situation und Gefühlslage umzugehen.

  • Ich richte meine Aufmerksamkeit weiter auf veganes Essen, koche viel vegan und teile die Rezepte mit Dir
  • Ich verbreite die Botschaft von Organisationen wie PETA und Vegan Blatt auf meinen Kanälen. Auch, wenn ich im Moment noch tierische Produkte und teilweise sogar Fleisch esse, möchte ich die Botschaft unterstützen und meinen Teil dazu beitragen, dass Menschen mit mehr Bewusstheit an die Sache herangehen.
  • Ich möchte immer wieder meinen kleinen Pudel ansehen und mir klarmachen, dass es auch ein Tier ist, wie die, die gegessen werden.
  • Ich möchte hier offen und ehrlich sagen können, dass ich ab und zu Fleisch esse. Es ist nicht toll, aber es ist so, wie es ist.
  • Ich möchte mir dies vor allem verzeihen und mich nicht verurteilen, denn ich habe früher auch niemanden verurteilt, der Fleisch konsumiert. Auch als Yogalehrerin darf man das.


In diesem Sinne: Lass uns gemeinsam mehr Bewusstsein schaffen.

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Kommentare

  • Ihr Lieben, ich habe mich lange nicht hier sehen lassen. Danke für die Kommentare. Lieber Bhajan Noam, gibt es Deinen Artikel irgendwo öffentlich im Netz? Ich würde ihn sehr auf meiner Facebook Seite mit meinen Lesern teilen. Ich finde ihn großartig.

  • Mutiger und ehrlicher Beitrag.
    Danke!

  • Und noch eine kleine Satire:

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    Veganer, superior species! ;-)

    © 2015 Text: Bhajan Noam

    Veganer sind die eindeutig besseren Menschen. Sie wissen alles besser, ihr Essen schmeckt besser, ihre Ethik ist auf der Sonnenseite, ihre Moral glänzt wie der Morgentau auf unschuldigem Spinat. Veganer haben das böseböse Karma endgültig überlistet. Sie werden bestenfalls noch einmal als Karotte oder Wirsing oder Pampelmuse wiedergeboren, dann schießt ihre erhabene Seele direkt ins leckerste Rohkost-Nirvana oder ins edelste Soyasahnecrème-Samadhi aller Ewigkeiten! Gleich vom ersten Tag an als Veganer erhältst du diesen sagenhaften Blick von oben herab über die von Kuhfladen und Schweinegülle verseuchten Niederungen, wo der unwissende Pöbel haust. Du fühlst dich zum Priester geweiht und verschüttest von den hohen Stufen des Rosenkohlaltars grüne Smoothies über die Häupter der zerknirschten und auf Knien herbei rutschenden Büßer. Möge diesen elenden Knochemlutschern die Umkehr beschieden sein! OM TAT SALAT.

    - Bhajan Noam -

    Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

    Quelle: Mein Yoga Vidya Blog http://mein.yoga-vidya.de/profiles/blogs/veganer-superior-species

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  • Liebe Natascha, als Antwort oder Kommentar und vielleicht auch zu Deiner Beruhigung oder Bestätigung hier mein Artikel "Gibt es eine Verbindung zwischen Vegetarismus und Spiritualität?"

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    © 2015 Text: Bhajan Noam

    Es mag vielleicht desillusionierend klingen, aber ich sehe da leider keine Verbindung. Und das sagt ausgerechnet jemand wie ich, der seit fast 40 Jahren Vegetarier ist und jetzt seit über drei Jahren Veganer. Ich glaube, wir vermischen da zwei Prozesse, die völlig unabhängig von einander ablaufen. Dafür als erstes das wohl berühmteste Beispiel und den nur scheinbar größten Widerspruch: Jesus war kein Vegetarier – Adolf Hitler war Vegetarier.

    Oder global gesprochen: Christen, Juden und Muslime sind in der Regel keine Vegetarier, Buddhisten sind, entgegen der landläufigen Meinung, auch nicht grundsätzlich Vegetarier, und selbst Hindus essen gelegentlich Fleisch. Will man all diesen Menschen deshalb ihre Spiritualität absprechen?

    Ich möchte hier das alte Paradigma „Du bist, was du isst“ abändern in „Du bist, wie du isst“. Ich glaube, das ist wahrer. Und das gilt für mich für alle Lebensbereiche. Es kommt nicht darauf an, was wir tun, sondern wie wir unsere Aufgabe erfüllen. Sri Nisargadatta Maharaj war ein Zigarettenverkäufer, er stand Tag für Tag in seinem kleinen Kiosk, aber er hatte von einem Meister ein Mantra erhalten, dass er von da an unablässig und mit Inbrunst betete. So wurde er eines Tages erleuchtet. Mir ist nicht bekannt, ob er danach mit dem Rauchen aufhörte, aber ich kenne einige lebende rauchende Meister.

    Zum Anfang zurückkehrend möchte ich sagen, dass aus meiner Erfahrung der Vegetarismus eine körperliche Angelegenheit ist und auf den Körper beschränkt bleibt. Wobei ich noch nicht einmal zu behaupten wage, dass vegetarische Ernährung gesünder ist. Ganz sicher kann ich aber sagen, dass eine vegetarische Lebensweise NICHT friedlicher macht. Ich bewege mich ja nicht in kleinen isolierten Kreisen, durch meine umfangreiche und jahrzehntelange Seminartätigkeit kenne ich sehr viele Vegetarier und natürlich auch jede Menge Nichtvegetarier. Und ich habe nicht den Eindruck bekommen, dass Vegetarier friedlicher, bewusster und spiritueller sind – leider oft das Gegenteil. Wenn ich einfach nur mich selbst ehrlich betrachte, trifft das gleiche zu. Amen.

    Doch die vielleicht entscheidende Frage zum Schluss: Was ist überhaupt Spiritualität, was ist ein spirituelles Leben? Ich verstehe unter einem spirituellen Leben, dass ich mich, so wie ich bin, eingebunden fühle in ein höheres oder großes Ganzes, dass ich nicht mehr trenne, nicht mehr hervorhebe, nicht mehr bevorzuge, nicht mehr ablehne, nicht mehr zu bestimmen versuche, sondern mitfließe – und nicht frage, wohin die Reise geht, nicht analysiere, nicht dem Verstand übermäßig Raum gebe, sondern der schlichten Freundlichkeit, dem Mitgefühl, der Liebe. Wenn sich bei diesem Mitfließen in den Bedürfnissen meines äußeren Lebens etwas ändert, registriere ich es, aber ich versuche dem keine übermäßige Bedeutung beizumessen. Sind wir wirklich noch spirituell, wenn wir uns als Vegetarier, als Yogis, als was auch immer für besser halten als jemand, der einfach so lebt, wie er lebt? Ich finde alleine schon diesen Gedanken krank.

    Buddha hatte durch seine Schüler von einem sehr gefährlichen Mann erfahren, Angulimala, der schon 999 Menschen umgebracht hatte und nur auf den Einen wartete, um die Tausend voll zu machen. Sie wanderten gerade durch jene Gegend, wo er sein Unwesen trieb. Alle machten voller Furcht einen weiten Bogen um den Wald, in dem er hauste. Aber Buddha sagte zu seinen Schülern: „Hättet ihr mir nichts von diesem Mann erzählt, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, diesen Wald zu betreten, jetzt muss ich hingehen, jetzt muss ich ihm begegnen.“ Die Schüler waren entsetzt und versuchten ihn mit allen Mitteln aufzuhalten. Doch wer kann einen Buddha aufhalten? Er ging in den Wald und nur einige wenige Schüler folgten ihm mit großem Abstand. Da stand plötzlich Angulimala und sah Buddha unbeirrt auf sich zukommen. Von Buddha ging aber eine solche friedvolle Schwingung aus, dass es irritiert war. Und er hörte sich selbst rufen: „Du scheinst nicht zu wissen, wer ich bin. Wenn dir dein Leben lieb ist, kehre um, verlasse meinen Wald!“ Buddha antwortete: „Ich weiß sehr wohl, wer du bist. Genau deshalb komme ich ja.“ Angulimala verstand nicht und rief: „Ich bin Angulimala. Siehst du die Kette aus Knochen um meinen Hals? Sie sind von 999 Menschen, die ich getötet habe und ich will die Tausend vollenden. Verschwind schnell, bevor du der Tausendste bist.“ Buddha war mittlerweile ganz nah gekommen, Er stand unmittelbar vor diesem ungeschliffenen Riesen und schaute ihm in die Augen. Solch ein Frieden ging von ihm aus, dass Angulimala fast den Verstand verlor und nicht wusste, wie er reagieren sollte. Buddha sprach zu ihm: „Du kannst mich gerne töten, wenn ich dir damit helfen kann. Wenn es dich glücklich macht, tausend Menschen getötet zu haben, will ich dein Glück unterstützen. Doch bevor Du mich tötest, möchte ich dir gerne ein Frage stellen.“ Angulimala, der nun gar nicht mehr wusste, mit was für einem seltsamen Mann er es hier zu tun hatte, sagte: „Stelle deine Frage. So ein Mann wie du ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. Irgendetwas machst du mit mir, aber ich kann es nicht erklären“ Und Buddha sagte: „Brich bitte einen Zweig von diesem Baum.“ Angulimala tat es wie unter Hypnose. „Kannst du ihn jetzt wieder zum Anwachsen bringen?“ fragte ihn darauf Buddha. „Bist du verrückt“, rief Angulimala, „das kann ich nicht.“ „Wenn du kein Leben erzeugen kannst, darfst du auch nicht töten“, sagte Buddha sanft. Angulimala, dem plötzlich die Tränen in die Augen schossen, weil er verstanden hatte, kniete vor Buddha nieder, berührte seine Füße und bat ihn, sein Schüler werden zu dürfen. – Weil Buddha nicht urteilte, auch nicht über den grausamsten Mörder, weil er ihm sogar sein Leben hingab, konnte er etwas in diesem Menschen verändern.

    Man könnte vielleicht mit einigem Recht sagen, eine vegetarische Lebensweise ist ästhetischer, ist geschliffener, ist kultivierter. Fleischessen wirkt dagegen etwas roh, etwas ungehobelt, unkultiviert, unreflektiert. Es gibt Menschen, die sagen, ein Mörder habe zumindest für dieses Leben seine Seele aussichtslos beschmutzt, mit ihm sei kein Verkehr mehr möglich. Ist es nicht die Angst vor der eigenen Gewalt, die da in uns lauert? Er erinnert uns daran. Indem er etwas getan hat, was wir nur aus gesellschaftlichen Konventionen nicht zu tun wagen, ist er zu unserem Spiegel geworden. Spiegel können sehr furchteinflößend sein, wenn man sie nicht als solche erkennt, wenn man nicht sehr wach ist.

    Fleischessen bringen wir, ob bewusst oder unbewusst, mit Fleischeslust mit archaisch gelebter Sexualität in Verbindung. Welche Ängste schlummern da wohl in so manchen Vegetariern? Doch nicht einmal da sehe ich einen Unterschied. Sexuelles Verhalten ändert sich nicht durch eine Diät, sondern alleine durch Bewusstheit. Sowie Spiritualität nicht durch eine Diät in uns entsteht, sondern nur durch Gnade.

    - Bhajan Noam –

    Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

     Quelle: Mein Yoga Vidya Blog http://mein.yoga-vidya.de/profiles/blogs/gibt-es-eine-verbindung-zw...

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