Nahrung bei der Pranayamapraxis – HYP II.14

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 14. Vers: „Abhyasa kale prathame shastam kshirajya bhojanam tato’bhyase dridhibhute na tadrin niyama grahah.“ - „Zu Beginn der Praxis wird Milch und Ghee als Nahrung empfohlen. Später, wenn die Praxis gut fundiert ist, muss der Yogi sich an diese Art von Regeln nicht mehr halten.“


Hier werde ich jetzt wieder probieren, diesen Vers etwas zu modifizieren. Alle großen Schriften müssen auch aus ihrer Zeit heraus verstanden werden. Wer regelmäßig von mir Vorträge und Podcasts hört, der weiß, ich bin inzwischen Veganer, seit 2011. Und Veganer heißt, auch auf Milch und Ghee zu verzichten. Ghee ist gereinigte Butter. Es wird empfohlen, Milch und Ghee als Nahrung zu sich zu nehmen zu Beginn der Praxis. Warum empfiehlt Swatmarama das?

Vom Ayurveda und damit auch vom Hatha Yoga her gelten Milch und Ghee als schwere, als erdende Nahrungsmittel. Und wenn man intensiv Pranayama übt, kann es passieren, dass man das Vata erhöht. Und Vata heißt, das Luftprinzip, Leichtigkeit, vielleicht etwas zu sehr in den Wolken schwebt, zu sehr abhebt. Und so empfiehlt Swatmarama, etwas zu tun, dass du dich erdest. Und so kannst du sagen, die Erdung ist das, was die Essenz dort ist. Wenn du merkst, dass zu viel Pranayama oder viel Pranayama dich zu leicht macht, wenn viel Pranayama dich irgendwo vom Alltag zu sehr abhebt, dann musst du dich erden.

Wie kannst du dich erden? Es gäbe die Möglichkeit, Milch und Ghee (gereinigte Butter) zu dir zu nehmen. Es gibt auch die Möglichkeit, statt Ghee Kokosnussöl zu dir zu nehmen. Kokosnussöl wirkt ähnlich wie Ghee auch erdend. Und statt Milch kannst du auch Sojamilch zu dir nehmen. Auch die Sojabohne, die zu Swatmaramas Zeit in Indien unbekannt war, gilt auch als erdend, als ein Nahrungsmittel, das durchaus etwas schwerer macht. Wenn du also wie ich auf Milch und Ghee verzichten willst und merken würdest, dass Pranayama dich zu leicht macht, dann kannst du einfach Kokosnussöl zu dir nehmen und du kannst auch Sojamilch zu dir nehmen. Statt Sojamilch gibt es natürlich auch noch andere Milcharten und es gibt auch andere erdende Nahrungsmittel. Erdende Nahrungsmittel wären jetzt z.B. auch verschiedene Kohlgemüse, dazu würden auch Kartoffeln gehören, dazu würden Karotten gehören. Diese werden dich etwas erden.

Du kannst das aber auch insgesamt sagen, wenn du Yoga praktizierst, achte darauf, dass du die Bodenhaftung nicht verlierst, achte darauf, dass zur spirituellen Praxis eben auch gehört, dass du deinen Alltag meistern kannst, dass du mit deinen Mitmenschen gut und geschickt umgehen kannst, dass du dich um dich selbst kümmern kannst. Achte darauf, dass du dich nicht zu sehr abhebst. Nicht für alle Praktizierenden ist das zu sehr Abheben wirklich ein Problem. Gar nicht mal wenige Menschen haben eher das Problem, dass sie weiter zu geerdet sind. Wenn du merkst, dass du zu sehr abhebst, dann erde dich. Aber angenommen, du hast eine durchaus gute und stabile Psyche, dann habe auch keine Angst, mal ein paar Tage oder ein paar Wochen abzuheben, das hat auch etwas Schönes. Es hat etwas Schönes, dich leicht zu fühlen. Es hat etwas Schönes, dein Herz offen zu haben. Es hat etwas Schönes, die göttliche Gegenwart zu spüren und vielleicht bist du dann ein paar Tage etwas abgehoben. Solange deine Psyche konstant ist, solange du eine innere Ruhe hast, solange du eine innere Festigkeit hast, macht es auch nichts, mal etwas abzuheben. Nur, wenn du merkst, dass deine Psyche zu unruhig wird oder dass dich der Alltag zu sehr nervt, dann musst du wieder darauf aufpassen, dass du dich erdest.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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