Hatha Yoga Pradipika, 3. Kapitel, 9. Vers „Gopaniyam prayatnena yatha ratna karandakam kasyachin naiva vaktavyam kula stri suratam yatha.“ „Die Techniken der Mudras sollen geheim gehalten werden, wie eine Truhe voll Juwelen. Mit niemandem soll darüber gesprochen werden, wie über das illegitime Verhältnis mit einer Frau aus gutem Hause.“

Namaste und herzlich willkommen zur Hatha Yoga Pradipika, zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen. Ich spreche über die Hatha Yoga Pradipika und bespreche sie so, dass sie für den Alltag von Menschen passen, auch wenn sie nicht die fortgeschrittenen Techniken des Hatha Yoga üben. Wir sind gerade bei dem Kapitel über die Mudras, das dritte Kapitel. Mudras sind eigentlich fortgeschrittene Praktiken und aus diesem Kapitel werde ich nicht immer alle Verse lesen und kommentieren, aber einige.

Jetzt spricht er darüber, dass man die Techniken der Mudras geheim halten soll. Er gebraucht da zwei etwas eigenartige Beispiele, das eine ist eine Truhe voll Juwelen. In unserer heutigen Zeit gibt es Banken und da wird vermutlich kaum jemand eine Truhe voller Juwelen zu Hause haben, aber in früheren Zeiten gab es keine Banken und wenn man das große Glück hatte, einen Schatz zu haben, dann hat man natürlich nicht darüber gesprochen, sonst wären ja Diebe gekommen. Das zweite Beispiel, Verhältnis mit einer verheirateten Frau, das ist auch ein Beispiel, das wir vielleicht nicht so gerne verwenden würden. Ich will jetzt auch darüber nicht weiter sprechen, sondern „geheim halten“.

Wenn du Yoga übst, dann musst du auch schauen, was von dem, was du übst, kannst du anderen mitteilen und was kannst du nicht mitteilen. Es gibt bestimmte Dinge, die behältst du besser für dich, und es gibt andere, die sagst du anderen. Es gibt mehrere Gründe, weshalb du über deine Yoga-Praxis sprechen kannst, und es gibt Gründe, weshalb du über bestimmte Aspekte nicht sprechen solltest. Es ist gut, wenn du z.B. in deiner Umgebung sagst: „Ja, jeden Morgen übe ich meine Yoga-Praxis.“ Und natürlich mit den Menschen, mit denen du zusammen wohnst, kannst du sagen: „In der Zeit möchte ich nicht gestört werden.“ Du kannst das deinem Partner, deiner Partnerin, deinen Kindern sagen, dass du z.B. von 05:30 Uhr bis 06:30 Uhr praktizierst, dich nicht unterhältst und darum bittest, dass sich alle daran halten. Wenn du das so weit machst, nach einer Weile werden sich deine Mitbewohner, deine Familie wird sich daran halten. Das musst du klar sagen. Wenn du das nicht klar sagst, dann wirst du dich immer ärgern, dass mitten in der Meditation dein elfjähriger Sohn zu dir hingeht oder dass deine Frau, dein Mann anfängt, mit dir sprechen zu wollen. Du musst es klar sagen, nicht dich über andere sagen. Genauso kannst du auch bei der Arbeit sagen, dass es bestimmte Zeiten gibt, wo du keine Überstunden machen kannst z.B. Oder dass du dann und dann eine wichtige Verabredung hast.

Und es gibt bestimmte Aspekte der spirituellen Praxis, die du mit Menschen, die kein Yoga üben, nicht besprechen kannst. Wenn du überbewusste Erfahrungen hast, wenn du Energieerfahrungen hast usw., das sind Dinge, die behältst du besser für dich. Und selbst wenn du mit fortgeschrittenen Praktizierenden sprichst, musst du aufpassen, dass du nicht deine Erfahrungen nutzt, um mit anderen zu prahlen. Aber manchmal ist es hilfreich, mit anderen zu sprechen, um Erfahrungen auszutauschen, um festzustellen: „Ich bin da nicht allein. Der andere hat ähnliche Schwierigkeiten wie ich oder der andere hat ähnliche großartige Erfahrungen wie ich. Der andere hat vielleicht schon einiges gelernt, einiges erfahren, was bei mir gerade anfängt.“ So sei dir sehr bewusst, was kannst du mit anderen teilen, was kannst du anderen mitteilen, was kannst du anderen nicht mitteilen. Sehr bewusst damit umzugehen, das ist ein Aspekt, weshalb Swatmarama öfters von Geheimhaltung spricht. Manches kannst du erzählen, manches kannst du nicht erzählen. Und so kannst du überlegen, ist es angemessen, wie du mit deiner Yoga-Praxis in Gesprächen umgehst. Erzählst du ausreichend, dass andere verstehen und auf dich Rücksicht nehmen und wissen, was dir wichtig ist, oder erzählst du vielleicht sogar zu viel, dass andere sich Sorgen machen um dich oder anfangen, sich über dich lustig zu machen. Erzähle ausreichend, erzähle nicht zu viel.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein