Meditiere über deine wahre Natur – HYP I.42

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 42. Vers
„Atma dhyayi mitahari yavad dvadasha vatsaram sada siddhasanabhyasad yogi nishpattim apnuyat.“
„Über seine wahre Natur meditierend, über zwölf Jahre ununterbrochen eine maßvolle Ernährung befolgend und Siddhasana praktizierend, so erreicht der Yogi die Selbstverwirklichung.“

Hier beschreibt Svatmarama, wie erreichen wir die Selbstverwirklichung, wie erreichen wir das, was wir eigentlich schon sind, nämlich Vollkommenheit. Er sagt hier einige Elemente. Erstens, über seine wahre Natur zu meditieren. Also, täglich zu meditieren. Und das ist sehr, sehr wichtig. Meditiere wirklich jeden Tag. Nicht nur ab und zu mal meditieren, sondern meditiere wirklich jeden Tag. Jeden Tag mindestens zwanzig Minuten. Falls du das nicht tust, nimm es dir nochmal vor, wirklich jeden Tag zwanzig Minuten Meditation. Das geht schon. Du kannst morgens meditieren, du kannst abends meditieren. Notfalls musst du sogar deinen Schlaf etwas reduzieren. In den meisten Fällen, wenn du es dir fest vornimmst, wirst du es schaffen. Vielleicht wirst du erst mal einen Rückschlag erleben, dann musst du es wieder machen, aber wenn du eine Weile täglich zwanzig Minuten lang meditiert hast, willst du es nicht mehr aufgeben.


Wenn du täglich zwanzig Minuten meditierst, morgens oder abends, dann überlege, ob du vielleicht am anderen Teil des Tages, z.B. abends oder morgens, ein, zwei Minuten nochmal meditierst. Und er sagt dann insbesondere, über deine wahre Natur meditieren. Es ist gut, z.B. mit einem Mantra meditieren, es ist gut, die Achtsamkeitsmeditation zu üben oder was auch immer deine Haupttechnik ist. Aber zwischendurch, am Ende deiner Meditation oder am Anfang der Meditation, meditiere über deine wahre Natur, über Satchidananda, über das Ewige und Unendliche.

Das zweite Element, was er dort beschreibt, ist maßvolle Ernährung. Das kann man auch sagen, allgemein sattvig zu leben. Also, die spirituelle Praxis ist wichtig, dazu gehört die Meditation, dazu gehören natürlich auch Asanas und Pranayama. Du kannst also sagen, das erste Element, über seine wahre Natur meditieren, ist allgemein stellvertretend für spirituelle Praktiken, Meditation, Asanas, Pranayama. Das zweite ist der sattvige Lebensstil. Sattviger Lebensstil ist unter anderem die Ernährung. Das heißt aber auch, in anderer Hinsicht ein reines Leben zu führen. Es heißt auch, wie kleidest du dich, wie ist deine Wohnung, wo fährst du in Urlaub, welche Worte sprichst du, welche Musik hörst du an usw.?

Deine Umgebung hat einen Einfluss auf deinen Geist. Mache sie so sattvig, so rein, wie möglich. Und als drittes, Siddhasana. Siddhasana kann man hier interpretieren als die Einstellung eines Vollkommenen. Was heißt, ethische Prinzipien und spirituelle Prinzipien in den Alltag hineinbringen, dein Leben leben schon so, als ob du ein Vollkommener wärst. Das hilft dir, irgendwann die Selbstverwirklichung zu erreichen. Sage dir nicht nur: „Oh, ich bin noch nicht so weit, deshalb lasse ich jetzt einfach meinen Geist freien Lauf.“ Sondern überlege immer wieder, wie kannst du die Prinzipien der Vollkommenheit in den Alltag hineinbringen. Wenn du all diese drei machst, also erstens, dein regelmäßiges Sadhana, zweitens, sattviger Lebensstil, drittens, im Alltag spirituelle Prinzipien leben, dann wirst du die Vollkommenheit erreichen.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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