Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 57. Vers, erste Hälfte
„Dann kommt als nächstes in einem Lehrgang des Yoga die Konzentration auf Nada, Klänge vom Anahata-Chakra oder dem Herz-Plexus. Der Verehrer von Brahman, der im Führen eines keuschen Lebens und Einhalten einer maßvollen Ernährung, diesen Yoga praktiziert und die Früchte seiner Taten zurückweist, wird in wenig mehr als einem Jahr ein Siddha, darüber gibt es keinen Zweifel.“
Swatmarama beschreibt hier in diesem Vers zum einen die Fortsetzung des vorigen. Also, er sagt, zuerst Asanas, dann Pranayama, dann die Mudras, dann die Kumbhakas und zum Schluss die Meditation. Also, man würde sagen, erst die Asanas, die Stellungen, danach Reinigung der Nadis. Reinigung der Nadis heißt zum einen Kapalabhati und Wechselatmung. Danach bestimmte Mudras und auf die Mudras die Kumbhakas, die fortgeschrittenen Atem-Anhaltungsübungen. Oder du kannst auch nach der Wechselatmung erst die Kumbhakas üben, wie Bhastrika usw. und danach die Mudras. Danach folgen dann die verschiedenen Meditationstechniken. Er empfiehlt vor allem die Konzentration auf Nada, den inneren Klang. Er gibt aber auch gerade im vierten Kapitel einige weitere Tipps für eine tiefergehende Meditationspraxis. Das ist der eine Teil dieses Verses und darüber habe ich ja schon das letzte Mal gesprochen, dass du überlegen kannst, ist die Reihenfolge deiner spirituellen Praktiken noch angemessen, ist sie so gut für dich?
Du kannst auch überlegen, dazu möchte ich dich auch nochmal motivieren, angenommen, du machst alle Praktiken morgens, könntest du vielleicht abends auch etwas machen. Oder angenommen, du machst alle Praktiken abends, könntest du morgens auch etwas machen. Oder angenommen, du meditierst morgens. Mein Tipp wäre, meditiere auch abends, mindestens zwei bis fünf Minuten lang. Es ist für viele nicht realistisch, zweimal am Tag zwanzig oder dreißig Minuten zu meditieren. Aber meditiere einmal am Tag etwas länger und ein zweites Mal meditiere etwas kürzer. Das kannst du vielleicht heute überlegen, wäre es vielleicht gut, dass du ein zweites Mal meditierst, und überlege, wann kannst du meditieren und wie lange kannst du meditieren? Und vielleicht kannst du sogar ein drittes Mal zwischendurch meditieren. Es ist gut, mehrmals am Tag zu meditieren. Genauso auch, wenn du einmal am Tag regelmäßig in deinem Pranayama bist, überlege, ob du vielleicht ein zweites Mal ein paar Pranayama-Übungen machen kannst, ob du vielleicht in der Mittagspause etwas Kapalabhati übst oder abends vor dem Schlafengehen noch ein paar Runden Wechselatmung. Überlege, wie du vielleicht ein zweites Mal die Praktiken üben kannst, die du täglich übst. Wenn du natürlich noch nicht so weit bist, täglich zu üben, dann überlege jetzt, wie kannst du täglich üben? Am besten ist natürlich, jeden Tag zwanzig Minuten zu meditieren und mindestens vierzig Minuten, besser sogar eine Stunde, mit Asanas und Pranayama am Tag zu verbringen. Aber wenn es dir schwerfällt, so viel zu praktizieren, dann fange an, jeden Tag etwas zu üben, jeden Tag etwas Pranayama, jeden Tag etwas Asanas, jeden Tag etwas Meditation. Und dann steigere das auf jeden Tag zwanzig Minuten Meditation, jeden Tag auf vierzig bis sechzig Minuten Asanas und Pranayama.
So hast du vielleicht einige Anregungen, einige Überlegungen, die du anstellen kannst zu deiner Praxis. Machst du ausreichend? Machst du regelmäßig? Geht etwas mehr?
Ich wünsche dir viel Inspiration, viel Freude bei der spirituellen Praxis!
Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:
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