Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 48. Vers
„Nasagre vinyased rajad anta mule tu jihvaya uttambhya chibukam vakshasy utthapy pavanam shanaih.“
„Den Blick auf die Nasenspitze gerichtet, dann die Zunge an die Wurzeln der Schneidezähne nach oben gerollt, das Kinn auf die Brust gesenkt, so kannst du die Lebensenergie langsam nach oben ziehen.“
Wieder eine andere Variation von Padmasana, dem Lotus. Er sagt hier, richte den Blick auf die Nasenspitze, gib die Zunge zu den Wurzeln der Schneidezähne und bringe das Kinn auf die Brust. So ziehst du die Energie nach oben. Es gibt viele Weisen, die Energie nach oben zu ziehen. Das letzte Mal hatte ich dich dazu angeregt, nach oben zu schauen, auch Mulabandha zu üben, nach oben zu lächeln, Bewusstsein oberhalb des Scheitels zu geben. Hier beschreibt er eine andere Weise. Scheinbar richtest du einiges nach unten aus. Du gibst das Kinn auf die Brust wie für Jalandhara Bandha. Du könntest auch sagen, du senkst den Kopf leicht, du gibst den Blick zur Nasenspitze, also eher nach unten, und du gibst die Zunge an die Wurzeln der Schneidezähne. Dann könntest du als nächstes auch noch deine Aufmerksamkeit zum Herzen hin geben. Das könntest du jetzt z.B. auch ausprobieren. Du könntest die Wirbelsäule erst gerade halten, du kannst den Kopf leicht senken, du kannst bei geschlossenen Augen zur Nasenspitze schauen oder auch bei offenen Augen zur Nasenspitze schauen und du kannst die Zunge an den Gaumen geben, in der Nähe der Schneidezähne. Und dann bringe langsam die Konzentration zum Herzen.
Während du so die Konzentration zum Herzen bringst, fließt die Energie zunächst mal von unten zum Herzen hin. Du richtest all deine Aufmerksamkeit zum Herzen, du lässt die Energie sich im Herzen sammeln. Wenn du so die Energie im Herzen gesammelt hast, wäre dann der nächste Schritt, jetzt kannst du die Augen und die Zunge entspannen und dann kannst du die Konzentration zum Ajna Chakra bringen, zum Punkt zwischen den Augenbrauen. Vielleicht spürst du dann ein Pulsieren, vielleicht spürst du dort ein Licht, vielleicht merkst du, dass deine Bewusstheit sich nach oben richtet. Du kannst das gerade nochmals probieren in diesen zwei Schritten. Im ersten Schritt, Wirbelsäule bleibt aufrecht, Kopf leicht gesenkt. Du schaust nach unten Richtung Nasenspitze. Du gibst die Zunge in die Nähe der Schneidezähne. Du bringst deine Bewusstheit ganz zum Herzen hin. Wenn du magst, kannst du auch Mulabhanda üben, das heißt, Zusammenziehen der Beckenbodenmuskeln, Anusschließmuskeln, Geschlechtsmuskeln. Jetzt bringe all deine Konzentration ins Herz. Spüre Freude im Herzen, spüre Licht im Herzen, spüre Liebe im Herzen, spüre Verbundenheit, Berührtsein im Herzen. Wenn du visuell orientiert bist, stelle dir eine Rosenblüte vor oder eine Seerose oder eine Lotusblüte, die sich öffnet. Ziehe so alle Energie hoch zum Herzen. Und dann entspanne die Augen, entspanne die Zunge, gib den Kopf wieder in die neutrale Position oder leicht nach hinten und spüre jetzt die Stirngegend, Punkt zwischen den Augenbrauen bis Mitte der Stirn. Lasse auch die Zunge jetzt entspannt und jetzt sei dir bewusst, was du im Stirnchakra spüren kannst. Vielleicht ein sanftes Pulsieren, vielleicht ein sanftes Licht, vielleicht Farben und Formen oder einfach nur Stille. Genieße dieses Gefühl im dritten Auge, in der Stirn ein paar Sekunden lang. Spüre, lasse es auf dich wirken. Das Intuitionschakra öffnet sich.
Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:
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