Intensive Sadhana-Praxis – HYP II.11

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 11. Vers: „Der Yogaübende sollte Kumbhaka, Atemanhalten, viermal täglich ausführen, am frühen Morgen, mittags, abends und zu Mitternacht, bis er die Anzahl auf achtzig pro Sitzung steigert.“


Das ist natürlich zum einen eine Anleitung zur Intensivpraxis. Es gibt so etwas im Hatha Yoga wie Intensivpraxis. Und Intensivpraxis im Hatha Yoga heißt, viermal am Tag Pranayama üben. Wir machen das ja auch bei Yoga Vidya, einmal im Jahr in der zweiten Junihälfte typischerweise gibt es das so genannte Sadhana intensiv, das besteht daraus, dass die Teilnehmer zweimal am Tag Satsang haben, also Meditation, Mantrasingen, Om Tryambakam, Arati, dass die Teilnehmer zweimal am Tag Asanas üben und dass sie viermal am Tag Pranayama üben. Typischerweise um 05:00 Uhr morgens oder 05:30 Uhr morgens, danach folgt dann der Satsang, dann folgen Asanas, dann folgt gegen 09:00 Uhr wieder die zweite Sitzung Pranayama, danach, am Nachmittag gegen 14:00 Uhr, gibt es dann Lesung der Hatha Yoga Pradipika, Gheranda Samhita oder Goraksha Satakam, und danach folgt wieder Pranayama, danach Asanas, dann Abendessen und danach folgt um 20:00 Uhr Satsang, nach dem Satsang um 21:00 Uhr wiederum Pranayama. Also, vier Sitzungen Pranayama. Das hat schon etwas.

Es ist natürlich nicht so leicht, das außerhalb einer Ashramumgebung durchzuziehen. Du könntest aber auch z.B. sagen, dass du ein oder zwei oder drei oder vier Wochen zu Yoga Vidya Bad Meinberg gehst, da gibt es das Shivalaya Retreatzentrum und da kannst du für dich selbst praktizieren, du könntest so intensiv üben. Und bei Yoga Vidya gibt es dann auch einige kompetente Yogalehrer, die du vorher kontaktieren kannst oder du könntest vorher auch per Email dich anmelden und darum bitten, dass jemand dich anleitet. So könntest du auch unter Anleitung zwei, drei oder vier Wochen solches Pranayama üben. Am besten ist sicherlich, du machst das Sadhana intensiv mit. Ähnlich intensiv geht es auch, wenn du die Kundalini-Yoga-intensiv-Woche mitmachst, also Intensivpraxiswoche, die wir ja auch mehrmals haben, in Bad Meinberg immer an Ostern, im Sommer und zwischen den Jahren. Und es gibt sie auch im Westerwald und an der Nordsee. Also, Kundalini-Yoga-intensiv-Praxiswoche, auch dort übst du bis zu viermal am Tag Pranayama. Viermal am Tag Pranayama, das gibt dir viel Prana. Viermal am Tag Pranayama gilt aber auch im übertragenen Sinne.

Ich hatte ja die letzten Male darüber gesprochen, über Ida, Pingala, Sushumna, über PurakaRechaka und Kumbaka, also über diese Polaritäten, Überwindung der Polarität. Wenn er sagt, viermal am Tag, dann soll das auch heißen, dass du wirklich morgens, mittags, nachmittags und abends immer wieder darauf achtest. Yoga ist nicht etwas, was du mal morgens machst, sondern Yoga ist etwas für den ganzen Tag. Und wenn es schwierig ist, dann nimm dir vor, viermal am Tag Yoga bewusst zu üben. Yoga bewusst üben, heißt jetzt nicht einfach nur Pranayama zu üben oder Asanas oder Meditation, sondern es heißt hier, zwischendurch bewusst zu werden. Eine einfach Form wäre, mache dir morgens beim Aufwachen bewusst, es gibt Gott. Mache dir am Vormittag bewusst, es gibt Gott. Mache dir am Nachmittag bewusst, es gibt Gott. Mache dir am Abend bewusst, es gibt Gott. Und überlege selbst, was heißt das für dich. Du kannst auch sagen, morgens übst du Meditation, dann vormittags vor dem Mittagessen bist du dir besonders der Gegenwart Gottes bewusst, indem du vielleicht einen Moment lang innehältst oder mehr als einen Moment, am Nachmittag wiederum, vielleicht machst du auch am späten Nachmittag eine Tiefenentspannung im Bewusstsein, dass das auch eine spirituelle Praxis ist, und am Abend vor dem Einschlafen nochmals.

So kannst du sagen, auch im Alltag, auch im Berufs- und Familienleben, willst du mindestens viermal am Tag Spiritualität erfahren. Hier steht nochmal besonders: „Übe viermal am Tag Kumbhaka.“ Und Kumbhaka im übertragenen Sinne heißt ja Einheit. Mindestens viermal am Tag übe Einheit. Viermal am Tag, morgens beim Aufstehen, vielleicht während der Praxis, vielleicht auch unabhängig von der Praxis, irgendwann am Vormittag, irgendwann am Nachmittag und abends vor dem Schlafengehen, sei dir bewusst, alles ist miteinander verbunden, letztlich, es gibt ein Unendliches und Ewiges. Du musst jetzt nicht warten, bis der nächste Zeitintervall kommt, sondern jetzt. Jetzt spüre, spüre in deinem Herzen die Gegenwart des Göttlichen oder spüre in der Verbindung zum Himmel oder zur Sonne oder zu einem Baum die Einheit. Oder spüre die Verbindung zu einem Menschen und in der Verbindung zu einem Menschen die Einheit des Bewusstseins. Oder dehne deine Bewusstheit in alle Richtungen gleichzeitig aus. Oder wiederhole sehr bewusst ein Mantra oder ein Gebet. Erfahre so die Gegenwart Gottes, immer wieder, immer wieder. Schließlich wird es dir zur Gewohnheit und du lebst aus der Bewusstheit der Gegenwart Gottes.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

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