„Denn durch mich (die Weisheit) werden deiner Tage viel sein, und sich dir mehren Jahre des Lebens.“ 9.11

 

© 2016 Kommentar: Bhajan Noam - Um diesen Spruch in seiner Tiefe zu verstehen, müssen wir unterscheiden zwischen unserem körperlichen, begrenzten, einmaligen Auftreten in dieser Welt, der Seele, die viele Zeitalter in abwechselnden Verkörperungen durchschreiten mag und dem Jenseitigen, dem Ewigen, dem SEIN, das hinter all den Theaterrollen unsere letztlich einzige Wirklichkeit ist. In der relativen Welt kann uns weder ein Prophet noch ein Arzt noch Gott das Versprechen geben, dass wir bei gesunder und vernunftvoller Lebensweise 120 Jahre alt werden. Zu unwägbar sind die Geschicke dieser Welt. Und es ist am Ende nicht von Bedeutung. Jesus wurde nur zweiunddreißig oder dreiunddreißig Jahre alt. Doch was hat er in den zwei, drei Jahren seines Lehrens bewirkt! Vollkommene Präsenz ist die Ewigkeit. Authentizität ist Unsterblichkeit.  Auch wenn deine Erdentage nur wenige sein sollten, wenn du dich unter den Schutz der Weisheit gestellt hast, so waren trotz einer kurzen Lebensspanne deiner Tage viele und deine Jahre haben sich gemehrt. In der spirituellen Welt, in der lebendigen und wahrhaftigen Welt geht es um die Qualität der Zeit, nicht um ihre Quantität. Alleine die Freude zählt. Wieviel hast du gelacht, wird dich Gott am Ende fragen – nicht, wieviele Sünden hast du begangen. Wer nicht lacht, sündigt bereits.  

 

Da Zeit nicht existiert, ist es eine einfache Logik, sie innerhalb unserer Welt der wechselhaften Empfindungen als relativ zu bezeichnen. Wir alle haben es schon oft in unserem Leben erfahren: Warten wir auf etwas, scheint die Uhr stillzustehen, freudig erfüllte Stunden hingegen vergehen wie im Fluge. In einem berühmten Zen-Koan geht es um eine Gans, die als Küken in eine Flasche gesteckt wurde. Nun ist sie groß und der Flaschenhals zu eng, um sie wieder herausholen zu können. Der Meister fragt den Schüler: „Die Gans darf nicht getötet werden und die Flasche ist zu wertvoll, um sie zu zerschlagen, wie kommt die Gans heil aus der Flasche?“ Zen-Koans sind keine Rätsel, die sich mit unserer Logik lösen lassen. Und dem Logiker wird die Antwort sinnlos erscheinen, er wird sie nicht verstehen. Auch der Schüler probiert es zunächst mit der Logik, doch der Meister fordert ihn auf, tiefer zu gehen. Der Schüler ist überfordert und schläft ein. Da klatscht der Meister laut in die Hände und ruft: „Schau, die Gans ist draußen!“ Jetzt wacht der Schüler auf und erkennt: Es gab keine Zeit der Gefangenschaft, es gibt nur ein Jetzt – die Gans ist draußen, der Verstand ist weggeblasen, der Himmel ist weit offen!

 

Auch die Weisheit klatscht in die Hände und ruft dir zu: „Du bist frei! Dieser Tag ist alle Tage, dieses Leben ist alle Leben! Nutze diesen Augenblick, sei wach, sei nicht träge, verweile nicht in deinem Verstand, sei in mir, sei in der Weisheit, auf das du ewig lebst!“ 

 

- Bhajan Noam -

 

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

 

 

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