„Auch beim Lachen leidet das Herz, wenn am Ende die Freude Trauer wird.“ 14.13

 

© 2016 Kommentar: Bhajan Noam - Was ist das für ein Lachen, bei dem das Herz leidet und was ist das für eine Freude, die am Ende Trauer wird? Es ist ein Lachen der Berauschung und eine Freude der Exaltiertheit. Wir sind irgendwo weit draußen, weit weg von uns in einer Wüste. Die Sonne brennt uns schutzlos auf den Kopf, weil ein Sturm unseren Hut davongeweht hat. Wir spüren den Wahnsinn nahen und was uns rettet, ist ein hysterisches Lachen, an dem wir am Ende aber fast ersticken. In Wahrheit liegen wir alle gekrümmt vor Schmerz im Staub, den die Tränen schon lange in Schlamm verwandelt haben, in dem wir jetzt feststecken. Unser Lachen ist das Lachen eines Kranken und Verlassenen. Unsere Freude ist die Freude eines isolierten Psychopaten. Rabbi Schim’on sagt im Sohar (III. 107 a-b): „Merke, dass die Menschen nicht wissen und nicht gewahr werden und beachten, was geschah in der Stunde, da der Allheilige den Menschen erschuf. Da schenkte er ihm erhabene Ehre, verlangend nur, dass der Mensch ihm anhange, damit ER allein in seinem Herzen lebe. ... In diesem Sinne wird gesprochen vom ‚Baume des Lebens in der Mitte des Gartens’. Dann aber irrten sie (die Menschen) ab vom Wege der Treue, verließen den einzigen Baum, den höchsten von allen, und kamen vom Guten zum Bösen ...“

 

Wer das Herz verlassen hat, wer alleine im Verstand lebt, hat das heilige Band, das ihn mit der Schöpfung verbindet, durchtrennt. Er hat die ordnenden Kräfte verlassen und sich in ein Universum vor der Schöpfung begeben, in ein Chaos, das er nun vermeintlich selbst ordnen zu müssen glaubt. Wir erfreuen uns an kindlichen Kreationen aus Bauklötzen, die doch immer wieder einstürzen. Wir bauen Beziehungen auf ohne ein tiefes Wissen von der Liebe. Wir sind auf der Jagd nach schnellen Freuden und zerstören uns dabei gegenseitig. Wir wissen nicht, wie man beständige Freude schenkt, wir haben aber gelernt, uns gegenseitig unauffällig Energie zu rauben. Deswegen ... „auch beim Lachen leidet das Herz, wenn am Ende die Freude Trauer wird.“ Die Herzkrankheiten, die Leiden in den Kliniken und die Trauermärsche zu den Friedhöfen dieser Welt sind vorprogrammiert. Rabbi Schim’on führt aus: „Da sprach der Allheilige: Adam, du hast das Leben verlassen und dich dem Tode verbunden. Das Leben, wie es heißt: ‚Und der Baum des Lebens in der Mitte des Gartens.’ Ein Baum also, der ‚Leben’ genannt wird, weil derjenige, der an ihn sich hält, niemals den Geschmack des Todes kostet.“

 

Wir sollten wieder verstehen, dass unser Herz ein weiter Garten ist, den es zu pflegen gilt mit nichts weniger als unserer bewussten Anwesenheit. Und in seiner Mitte, im Herz des Herzens, im Allerheiligsten, wohnt Gott, der Baum unseres Lebens. Nur in unserem Herzen finden wir jenen Kulminationspunkt, von dem aus wir weiter aufsteigen können in die höchste und ewige Wonne, die das Leben selbst ist, das keinen Tod und keine Trauer kennt. Diesen Punkt erreichen wir nicht alleine, nur in der Gemeinschaft mit dem Mitmenschen wird er uns offenbart. In der Liebe zum Partner, zur Partnerin und zu unseren Kindern, im Ehren der Eltern und weisen Alten und im Dienen dem Nächsten und dem Fremden steigen wir Stufe um Stufe auf. Warum klettern Kinder gerne und leichtfüßig auf Bäume? Weil in ihnen noch eine heile Verbindung zum Himmel besteht. Ihre Lebendigkeit ist natürlich, ihre Freude ist natürlich, ihr Lachen ist natürlich und wird vom Himmel segnend beantwortet. Darum sagte Jesus: Wenn ihr wieder werdet wie die Kinder, wenn ihr unbeschwert von Gedanken an Vergangenheit und Zukunft lebt, wenn ihr auf Ansehen, Macht und Geld mit euren nackten Füßen tanzt, ist das Himmelreich euer.

 

 

- Bhajan Noam -

 

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

 

 

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