Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 10. Vers
„Ashesha tapa taptanam samashraya matho hathah ashesha yoga yuktanam adhara kamatho hathah.“
„Für die, welche durch eine der drei Arten von Leiden geplagt werden, ist Hatha Yoga eine Zufluchtsstätte. Für diejenigen, die sich mit Yoga beschäftigen, die Yoga praktizieren, ist Hatha Yoga die stützende Schildkröte.“

Swatmarama, der Autor der Hatha Yoga Pradipika, will uns hier ermutigen. Er sagt: „Wenn du irgendeine Art von Leiden hast, Hatha Yoga kann dir helfen. Und wenn du bereit bist, selbst etwas zu praktizieren, dann ist Hatha Yoga eine gute Grundlage.“ Drei Arten von Leiden. Welche drei Arten von Leiden gibt es? Man kann sagen, es gibt physische Leiden, es gibt geistig-emotionale Leiden und es gibt spirituelle Leiden. Vielleicht hast du ein physisches Leiden, vielleicht hast du Kopfweh, Rückenprobleme, Schlafstörungen usw. Da hilft Hatha Yoga ganz sicher. Es gibt so viele Studien, die zeigen, dass Hatha Yoga hilft. Wenn du irgendeine Erkrankung oder physische Beschwerde hast, denke als erstes daran: „Mache ich genug Hatha Yoga? Mache ich die richtigen Hatha Yoga Übungen?“ Es gibt vermutlich kaum etwas, was so gut ist für deine Gesundheit wie Hatha Yoga.
Zweite Art von Leiden sind emotional-geistige, also psychische Leiden. Vielleicht hast du Ängste. Hatha Yoga hilft dir, mehr Energie zu bekommen und Mut zu bekommen. Vielleicht leidest du unter Erschöpfung. Hatha Yoga gibt dir neue Energie. Vielleicht wirst du leicht nervös. Hatha Yoga hilft dir, dich zu zentrieren. Auch hier wiederum, egal, was du an psychischen Leiden hast, überlege, kann Hatha Yoga dir helfen? Und ist die Hatha Yoga Praxis, die du gerade machst, angemessen? Musst du vielleicht die Hatha Yoga Praxis etwas anpassen oder etwas intensivieren oder regelmäßiger machen oder sanfter? Hatha Yoga hilft dir, mit psychischen Leiden besser umzugehen, sie vielleicht loszuwerden. Schließlich gibt es spirituelle Leiden. Vielleicht geht es dir körperlich gut, geht es dir psychisch gut, aber irgendwo tief im Inneren merkst du, du bist unzufrieden, irgendwo merkst du, das kann es nicht gewesen sein, irgendwo merkst du: „Ich suche nach einem höheren Sinn.“
Vielleicht war es ja so, als du mit Yoga ernsthaft begonnen hast. Vielleicht war es so, als aus deiner Hatha Yoga Praxis ein spiritueller Weg geworden ist. Vielleicht bist du auch jetzt gerade in dieser Phase, dass du irgendwo eine spirituelle Leere spürst. Vielleicht ist es sogar so, dass du eine Weile spirituell dich inspiriert gefühlt hast und jetzt irgendwo etwas die Inspiration verloren hast, dass du ein bisschen ausgetrocknet bist auf dem spirituellen Weg. In all diesen Situationen ist Hatha Yoga eine gute Zuflucht. Hatha Yoga ist eine Möglichkeit, über intensivere Praxis wieder spirituelle Erweckung zu erfahren, wieder spirituelle Erfahrungen zu machen.

Dann sagt noch Swatmarama: „Für jeden, der irgendeine Art von Yoga praktiziert, ist Hatha Yoga eine gute Grundlage.“ Also egal, was dein Yogaweg ist, Hatha Yoga ist eine gute Grundlage, sie gibt dir Festigkeit. Wenn du zu viel Jnana Yoga übst, dann verlierst du vielleicht die Bodenhaftung. Hatha Yoga erdet dich. Und auch, wenn du vielleicht sagst, „mir geht es nur darum, das Höchste zu erfahren“, spätestens dann, wenn du körperliche oder psychische Beschwerden hast, brauchst du etwas Konkreteres. So ist Hatha Yoga etwas Gutes. Oder angenommen, du willst viel meditieren, dann ist Hatha Yoga etwas, was dir hilft, dass dein Rücken dafür stark genug ist, dass deine Hüften flexibel genug sind, dass du überhaupt sitzen kannst. Egal, welchen Yoga du übst, Hatha Yoga ist eine gute Basis. Und auch wenn dein spiritueller Weg nicht Yoga ist, vielleicht übst du buddhistische Meditation, vielleicht übst du christliche Kontemplation, vielleicht deine eigenen Techniken, vielleicht eine der vielen moderneren Meditationstechniken, für alles ist Hatha Yoga eine gute Grundlage.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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